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0649 - Schach der Finsternis

Titel: 0649 - Schach der Finsternis
Autoren: Unbekannt
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vermuten, daß ein Teil des gefährlichen Gases durch Undichtheiten in der Pumpe und an den Verteilerleitungen hatte entweichen können. Es bestand die Möglichkeit, daß das Gasgemisch in diesem Raum bereits explosiv war. Zwar hatte sich das Chlor noch nicht bis hier herunter verirrt. Aber aus Wasserstoff und Luftsauerstoff mochte sich ein Knallgasgemisch gebildet haben, das nur auf den zündenden Funken wartete.
    Tulocky trat an die Pumpe heran. Sie wurde elektrisch betrieben. Wenn er sie einfach ausschaltete, dann ließ sich die Entstehung eines Schaltfunkens nicht vermeiden. Wie sonst aber sollte er die Wasserstoffzufuhr drosseln? Er entschloß sich, das Wagnis auf sich zu nehmen. Er traute sich einiges zu - auch die Fähigkeit, eine Knallgasexplosion zu überleben, wenn sie nicht gerade mit maximaler Wucht erfolgte: Er griff nach dem Schalter. In diesem Augenblick hörte er hinter sich eine sanfte Stimme, die das dröhnende Rauschen des Geräts kaum übertönte.
    „An Ihrer Stelle würde ich mir die Sache noch einmal überlegen!"
     
    *
     
    Er wandte sich um. In der Nähe der Tür, durch die er selbst gekommen war, stand ein hochgewachsener, schlanker junger Mann. Er hatte ein merkwürdig ausdrucksloses Gesicht, und das Lächeln, das er Neryman Tulocky sehen ließ, schien eher einer zufälligen Konstellation der Gesichtszüge zu entspringen, als daß es eine Emotion zum Ausdruck brachte.
    Tulocky griff nach der Waffe, aber der junge Mann machte eine abwehrende Handbewegung, die ihn mitten in der Bewegung erstarren ließ.
    „Ich bin unverwundbar, das können Sie mir glauben", sagte er, und seinen Worten wohnte eine hypnotische Kraft inne, so daß der Oxtorner ihm ohne weiteres Glauben schenkte.
    Der Unbekannte deutete von neuem auf die Pumpe.
    „Sie wollen das doch nicht im Ernst wagen, wie?" fragte er zweifelnd.
    „Wer sind Sie?" fuhr der Oxtorner ihn an.
    „Ich bin Ricardo." Immer noch das gleiche, nichtssagende Lächeln. „Nützt Ihnen diese Auskunft?"
    „Warum tun Sie das? Was haben Sie davon?"
    „Ich handle im Auftrag", antwortete der junge Mann namens Ricardo. „Ich habe davon das beruhigende Gefühl, meine Pflicht getan zu haben."
    Neryman Tulocky zögerte. Aber er wußte, daß die Gefahr mit jeder Sekunde, die ungenutzt verstrich, größer wurde. Von neuem griff er nach dem Schalter.
    Er konnte nicht anders: für den Fall, daß es zu einer Explosion kam, mußte er sich auf die Fähigkeit seines Körpers verlassen, die molekulare Struktur der Körperzellen innerhalb einer Millisekunde so zu transformieren, daß. er die Temperaturen im Innern des Explosionsherdes und die zu erwartende Druckwelle lebend überstand.
    Noch etwas reizte ihn an diesem Vorhaben. Der Mann, der sich Ricardo nannte, war seiner Sache so überheblich sicher, daß er ihm diesen Schritt nicht zutraute. Er stand zwei Schritte seitwärts der Tür, zu weit, als daß er sich vor der Explosion hätte retten können. Tulocky zweifelte, ob er auch für Knallgasexplosionen unverletzbar sei. Vielleicht gelang es ihm hier, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
    Er griff zu.
    „Ich warne Sie!" sagte Ricardo, immer noch mit unbewegter Stimme.
    Aber Neryman Tulocky hielt an seinem Entschluß fest.
    Er drückte fest auf den Kippschalter.
    Er hörte ein helles Knacken und bemerkte, wie das -Laufgeräusch der Pumpe sich veränderte. Aber plötzlich war rings um ihn herum eine grelle Feuerwand.
    Nur für den winzigsten Bruchteil einer Sekunde spürte er den Schmerz, den die Hitze verursachte. Der Körper hatte sich auf die Hitze eingestellt. Der röhrende Donner der Explosion füllte dem Oxtorner die Ohren. Eine Druckwelle stürmte mit ungeheurer Wucht auf ihn ein und riß ihn mit sich.
    Bevor er gegen die Wand prallte, die unter dem Schock der Explosion wenige Sekundenbruchteile später zusammenbrach, sah Tulocky noch einmal zur Tür hinüber, wo der Fremde gestanden hatte. Es blieb ihm nur eine winzige Zeitspanne, um seine Beobachtung zu machen: der Fremde war verschwunden.
    Dann erfolgte der Aufprall. Neryman Tulocky fühlte stechenden Schmerz. Es wurde ihm dunkel vor den Augen, und schließlich verlor er doch das Bewußtsein.
     
    *
     
    Es war wie verhext: Nirgendwo konnte Powlor Ortokur Hilfe finden. Die Gegend war leer, ausgestorben. Es war, als hätte der unbekannte Attentäter, bevor er ans Werk ging, alles, was lebte, aus der Umgebung der Klinik entfernt. Es dauerte lange, bis er auf einen Trupp Reparaturrobots traf, die er
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