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0647 - Die Haut des Vampirs

0647 - Die Haut des Vampirs

Titel: 0647 - Die Haut des Vampirs
Autoren: Martin Barkawitz
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Nur Verwunderung. Sie war über sich selbst erstaunt. Am vergangenen Abend hatte sie mitansehen müssen, wie sich drei dieser Kreaturen auf Marijke gestürzt hatten. Es war ein widerwärtiger Anblick gewesen. Nun passierte ihr selbst etwas ganz Ähnliches. Aber sie war unfähig, Entsetzen zu empfinden.
    Eine alte Geschichte aus ihrer Kindheit fiel ihr ein. »Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen« hatte sie geheißen. Oder so ähnlich. Der Held dieser Geschichte wurde von den übelsten Nachtgesellen heimgesucht. Aber es gelang ihm nie, Angst zu entwickeln.
    So ging es ihr in diesem Moment auch.
    Obwohl der Asema wirklich kein erfreulicher Anblick war.
    Mit gefletschten Zähnen umschlich er sie wie ein sprungbereites Raubtier. Suchend sah sich Uschi nach einer Waffe um. Und fand einen faustgroßen Stein, der auf dem Urwaldboden lag.
    Da griff der hautlose Blutsauger auch schon an!
    Der Asema war schnell. Das Mädchen konnte ihm erst im allerletzten Moment ausweichen. Sie ging in die Knie und umfaßte mit den Fingern ihrer rechten Hand den Stein. Keinen Moment zu früh. Denn da hatte sich die bleiche Bestie auch schon gedreht und stürmte wieder auf sie zu.
    Erneut wollte Uschi ausweichen. Doch er packte sie mit seinen Klauen. Sie erschrak jetzt doch. Die Fangzähne des Asema waren nur noch eine Handbreit von ihrer Halsschlagader entfernt!
    Der Blutsauger zögerte. Er schien wie festgefroren zu verharren. Jetzt hatte er die Chance, seinen Blutdurst an dieser attraktiven jungen Frau zu stillen. Aber er nutzte sie nicht.
    Dafür erwachte Uschi aus ihrer Lethargie. Sie stieß ihre rechte Hand mit dem Stein von unten her gegen den Kiefer des Asema. Es gab ein krachendsplitterndes Geräusch, als ihre Schlagwaffe sein Gebiß in Trümmer legte.
    Die hautlose Bestie heulte auf.
    Nun zeigte Uschi ihrerseits kampflustig ihre schönen, vorbildlich dreimal am Tag geputzten Zähne.
    »Komm doch her, du gehäutetes Scheusal!« brüllte sie. »Ich ziehe dir auch noch den letzten Zahn!«
    Dem Asema schien die Lust auf eine weitere Auseinandersetzung vergangen zu sein. Vielleicht, weil er allein war. Oder weil ihn die massive Gegenwehr seines Opfers aus dem Konzept gebracht hatte.
    Jedenfalls war er mit einigen langen Sätzen wieder im Dschungel verschwunden, bevor der Zeitraum eines Wimpernschlages vergangen war.
    Uschi wartete mit pochendem Herzen noch ein paar Minuten, ob er zurückkehren würde. Dann drehte sie sich um und steuerte das Dorf an. Den Stein behielt sie trotzdem in der Hand. Für alle Fälle.
    Warum hat das hautlose Ekelpa-
    ket nicht zugebissen? fragte sie sich selbst. Mein zarter Schwanenhals lag frei und schutzlos vor ihm …
    Doch dann fielen ihr die Belehrungen des alten Schamanen Ben wieder ein. Asemas wittern bitteres Blut. Und das mögen sie nicht. Ja, das war die Erklärung. Es konnte keine andere geben.
    Uschis Blut mußte bitter sein. Und damit auch das ihrer eineiigen Zwillingsschwester Monica. Die zwei, die eins sind, wie es Merlin einmal ausgedrückt hatte.
    Eigentlich erstaunlich, sagte sich Uschi mit einem fast schon bedauernden Achselzucken, wo wir beide doch sonst so süß sind, wie die selbsternannten Herren der Schöpfung uns ständig beteuern!
    ***
    Der Überlandbus war pünktlich. Er hatte kaum mehr als drei Stunden Verspätung. Yashoda war an diesem Morgen mit zur Busstation gekommen, um ihre drei neuen Verbündeten aus Europa zu verabschieden.
    »Wir bleiben in Verbindung«, sagte die Meisterin der Subrahmanya-Gesellschaft mehrdeutig. Nicole Duval grinste. Es hatte sich herausgestellt, daß die alte Frau, wie sie selbst, ebenfalls über telepathische Fähigkeiten verfügte. Es würde also kaum ein Problem sein, auch im tiefsten Dschungel jederzeit mit ihr Kontakt aufnehmen zu können.
    Zamorra hatte sich inzwischen mit genügend Surinam-Gulden eingedeckt, um die Fahrt in den Süden bezahlen zu können. Er übte sich in Geduld, während vor und hinter ihm wahre Völkerwanderungsmassen in den Bus drängten, der in besseren Tagen einmal auf den Straßen von Amsterdam oder Rotterdam als Nahverkehrsmittel eingesetzt worden war. Nun eierte er durch ganz Surinam - ein Land, das immerhin doppelt so groß war wie die Bretagne.
    Inder, Schwarze, sogar einige Ureinwohner - die Arawak - quetschten sich auf die durchgesessenen Polster. Endlich war der Professor an der Reihe. Er wollte drei Tickets lösen. Für sich, für Nicole und für Fooly. Aber der Fahrer schüttelte den Kopf.
    »Das geht nicht,
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