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0646 - Der Templer-Jäger

0646 - Der Templer-Jäger

Titel: 0646 - Der Templer-Jäger
Autoren: Jason Dark
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schloss die Tür. Nach zwei Schritten blieb er stehen. In der Gaube sah es aus wie in einem Campinglager. Matratzen auf dem Boden, Rucksäcke und Plastiktüten standen herum. Ein Rauschgift-Besteck lag zwischen dem Krempel. Ein kaputtes Transistorradio stand ebenfalls herum, und auf einer Matratze hockte eine ausgestopfte Ratte, die allerdings aussah wie echt.
    Durch ein Fenster fiel Licht. Ihm gegenüber befand sich die schmale Tür zur Toilette. Dort rauschte eine Wasserspülung. Sie hörte sich überlaut an.
    Hoffmann blieb vor der Tür stehen. Er hatte einen genügenden Abstand eingenommen, damit Kiki nicht sofort gegen ihn lief, wenn sie die Toilette verließ.
    So wartete er ab.
    Dann kam sie. Hoffmann hatte seinen Hut aufbehalten. Vom Gesicht war nur die untere Hälfte zu sehen. Dabei wirkte die Haut wie gelblicher Käse.
    Sie kam, sah ihn - und schrie auf!
    Nur ein leiser Schrei des Erschreckens, keiner, der einen anderen Bewohner alarmiert hätte.
    Kiki trug violette Bermudas mit einer gelben Schrift darauf. Sie hatte über ihren Oberkörper einen Streifenpulli gezogen. Das helle Haar stand zerzaust von ihrem Kopf ab. Ihr Gesicht wirkte sehr blass, da es nicht geschminkt war. Die Augen nahmen sichtbar an Größe zu, als sie Hoffmann anstarrte.
    Der Mann sagte nichts. Allein seine Haltung sprach Bände, und sie flößte dem Mädchen Furcht ein, wie an der Gänsehaut zu erkennen war, die über seinen Körper rann.
    »Hallo, Kiki«, sagte er.
    Die Hände des Mädchens waren noch nass. Sie hatte sie nach dem Waschen nicht richtig abgetrocknet. Das Staunen verschwand auf ihrem Gesicht, schuf der Angst Platz. »Wer sind Sie? Was wollen Sie hier?«
    »Dich besuchen, Kiki.«
    »Ich kenne Sie nicht.«
    »Ich bin Hoffmann.«
    »Pardon, aber…«
    »Ich bin extra deinetwegen gekommen. Achte auf meinen Namen. Er klingt deutsch. Ich stamme aus Deutschland, Kiki. Aus Leipzig habe ich den Weg nach Paris gefunden. Nur deinetwegen. Wir werden zusammenbleiben, Kiki. Wir beide.«
    Da lachte sie. Es klang nicht echt, aber sie musste etwas tun, denn die Gestalt flößte ihr Angst ein.
    Sie erinnerte Kiki an einen wahr gewordenen Albtraum, der sie stets in den Vollmondnächten überfiel und sie oft noch über Tage hinweg verfolgte.
    Der war so schlimm, so grausam, und ihr Blick zuckte plötzlich zur Seite.
    Ein Schatten war da!
    Sie selbst warf keinen Schatten, aber Hoffmann tat es, obwohl er nicht genau im Licht stand.
    Wieso?
    Kikis Kehle wurde eng und war rau wie Sandpapier. Gern hätte sie etwas gesagt, aber ihre Stimme versagte.
    »Staunst du, Kiki?«
    Sie hob die Schultern.
    Hoffmann lächelte. »Es ist der Schatten, der dich staunen lässt. Ja, es ist der Schatten.«
    »Warum?«
    »Das will ich dir sagen, Kiki. Er wird dir eine andere Welt zeigen, hast du gehört?«
    Sie zwinkerte mit den Augen. Was dieser Kerl ihr da erklärte, war ihr einfach zu hoch. Da kam sie nicht mit. Sie wollte auch widersprechen, nur fand sie einfach nicht den Mut und auch nicht die richtigen Worte. Es war ihr alles suspekt.
    »Der Schatten, Kiki…«
    Mehr brauchte Hoffmann nicht zu sagen. Er hatte sich auf ihn konzentriert und leitete ihn.
    Was Kiki in den folgenden Sekunden erlebte, erschien ihr unbegreiflich. Sie hätte am liebsten laut losgeschrieen, wäre weggerannt, statt dessen blieb sie auf der Stelle stehen und verfolgte den Schatten, der über den Boden huschte.
    Ein lautloses Etwas. Es bewegte sich über Matratzen hinweg, erreichte die Wand und glitt daran hoch, ohne dass sich der Fremde auch nur um einen Millimeter bewegt hätte.
    Kikis Magen zog sich zusammen. Die Furcht nahm ihr die Luft. Wenn sie atmete, schmerzte es in ihrer Brust. Sie stand da, obwohl sie eigentlich flüchten wollte. Statt dessen beobachtete sie den Schatten, der auch auf das Fenster zuglitt, in das Licht hineintauchte und so aussah, als wäre er dabei, einen Teil davon aufzusaugen.
    Kiki verstand die Welt nicht mehr.
    Sie wusste nur, dass sie sich in einer schlimmen Lage befand, obwohl dieser Hoffmann nur mit dem Schatten spielte.
    »Jetzt kommt er zu dir, Kiki!«
    Dieser eine Satz ließ sie schaudern. Der aufgeheizte Raum kam ihr plötzlich vor wie ein Eiskeller.
    Zwischen seinen Wänden bewegte sich etwas, das sie nur mit dem Begriff Tod umschreiben konnte.
    Ein Ende nach fast achtzehn Jahren.
    Wie ein Schrei stieß ihr dieser Satz auf, und er ließ sie auch handeln. Das Mädchen erwachte aus seiner Starre, drehte sich schwungvoll auf der Stelle und rannte auf
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