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0646 - Der Templer-Jäger

0646 - Der Templer-Jäger

Titel: 0646 - Der Templer-Jäger
Autoren: Jason Dark
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Hoffmann große Mühe, überhaupt weiterzukommen.
    Er schwitzte. Die Luft stand zwischen den Fassaden. Diverse Gewürze schwängerten sie. In jeder Küche wurde etwas anderes gekocht, und durch die offenen Fenster, drangen auch die Stimmen der Bewohner.
    Kiki lebte in einem schmalbrüstigen Haus, auf dessen Dach eine noch schmalere Gaube in die Höhe ragte. Sie war ein Rastplatz für Vögel geworden. Die Tauben hockten dick und fett auf den Rändern und glotzten in die Tiefe.
    Eine Eingangstür war auch vorhanden, die stand weit offen und lud zum Eintreten ein. Aus dem Flur drang Musik. Ein Schwarzer spielte auf einer Panflöte. Er entlockte ihr sehr wehmütige Melodien, die es schafften, die Seele eines Menschen vom Körper zu trennen und sie fliegen zu lassen.
    Das jedenfalls erzählte man sich über das Spiel der Panflöte. Der Mann aus Leipzig sah das nicht so.
    Ihn störte das Spiel, das auch verstummte, als der Schwarze den Besucher sah. Da er in das Gegenlicht schaute, erkannte er den Fremden als einen drohenden Schatten. Er zog unwillkürlich die Beine an.
    Der Mann kam auf ihn zu. Seine Tritte knirschten. Auf dem Fußboden war lange nicht gefegt worden, sodass die Sohlen die kleinen Steine zermalmten.
    Hoffmann hatte sich über Kiki erkundigt. Ein Geldschein hatte einen Junkie aus ihrer Gruppe sehr gesprächig gemacht. Er wusste, dass er bis zum Dach hoch gehen musste.
    Der Schwarze sprach ihn an. Hoffmann verstand die Sprache der Franzosen nicht sehr gut, konnte sich aber mit einfachen Sätzen unterhalten.
    »Wen ich suche? Eine Wohnung?«
    Der Schwarze lachte. Erst leise, dann lauter. Schließlich griff er wieder nach seiner Flöte und spielte. Der Ankömmling war für ihn uninteressant geworden.
    Hoffmann ging weiter. Das Geländer wackelte, die Stiegen ächzten. Links von ihm zeigten die Wände ebenfalls Schmierereien. Das Holz der Wohnungstüren wirkte verfault. Es sah aus, als könnte man es mit einem Schlag durchhauen.
    Hoffmann ging langsam. Er hatte Zeit. Kiki wartete nicht auf ihn. Er wollte sie überraschen.
    Sehr genau hatte er sich gemerkt, wie intensiv sie in der Metro-Station mit diesem Mann gesprochen hatte.
    Vielleicht wusste sie etwas. Wenn ja, war es nicht schlimm. Sie würde sowieso bald für ihn sein, denn sie kannte Paris, er nicht.
    Zum Dach hin verengte sich das Treppenhaus noch mehr. Da war die Decke tiefer gezogen. Um sie zu verstärken, hatte jemand Holzbretter dagegen genagelt. Trotzdem war der große, nasse Fleck nicht zu übersehen. Es regnete durch.
    Darum störte sich der Mann nicht. Er zog den Kopf ein und stand schließlich in einem winzigen, quadratischen Flur. Seiner Meinung nach musste er sich in der Gaube befinden.
    Er schaute sich die Tür zu Kikis Wohnung an. Sehr schmal und mit roter Kreide beschmiert. Die Namen der Mieter waren dort aufgeführt, allerdings nur die Vornamen. Der Name Kiki stand in der Mitte.
    Jedenfalls war Hoffmann hier richtig, was ihn wiederum freute. Er nickte einige Male, seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Zu klingeln brauchte er nicht. Die Tür war auch nicht abgeschlossen. Sie schwang nach innen, als er dagegendrückte.
    Vor ihm lag ein Flur. Eng wie ein Handtuch. Als Bodenbelag diente ein alter Sisalteppich, der die Schritte schluckte. Obwohl hier oben sechs Leute wohnten, kam ihm niemand entgegen. Hoffmann fragte sich allerdings, wo diese Typen untergebracht waren, denn sechs Türen zweigten von dem schmalen Flur nicht ab.
    Er ging mit vorsichtigen Schritten bis an das Ende des Ganges. Darüber befand sich eine Luke. Das Glas ließ es zu, dass Licht in den Flur fiel und ihn wenigstens tagsüber erhellte.
    Plötzlich glitt die Wand links von ihm zur Seite. Dass sie nur aus dünnem Holz bestand, hatte er beim ersten Hinsehen nicht mitbekommen. Hoffmann erschrak, denn hinter der Wand öffnete sich ein einziger Raum, in dem die sechs Mieter lebten.
    Sein Informant aus der Metro schaute ihn an. Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte, und Hoffmann nickte nur. Auch im Haus hatte er seinen dunklen, breitkrempigen Hut nicht abgenommen.
    »Wo ist Kiki?«
    »Hier.«
    »Ich sehe sie nicht.«
    »Sie ist auf dem Klo.«
    »Und du?«
    »Ich gehe jetzt.« Der Junkie grinste. »Viel Spaß mit Kiki. Sie ist gut, wenn sie will.«
    »Das weiß ich.«
    Der Junkie schob sich an dem Besucher, vorbei. »Dann viel Spaß.« Er grinste breit und verschwand pfeifend. Er war in Hochform, wahrscheinlich hatte er sich einen Schuss gesetzt.
    Hoffmann
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