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0645 - Das ewig Böse

0645 - Das ewig Böse

Titel: 0645 - Das ewig Böse
Autoren: Claudia Kern
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einen Schluck des lauwarmen Wassers aus ihrem Wasserschlauch.
    »Vermutlich irgend etwas, das die Würmer ausscheiden, um ihre Fallen effektiver zu machen«, vermutete sie.
    Die Kriegerin sah sie angeekelt an. »Bist du sicher?«
    Nicole konnte sich vorstellen, wie sie sich fühlen mußte. Die gelblichschleimige Masse an ihren Beinen sah nicht nur widerlich aus, sie stank auch.
    »Nein, es könnte auch etwas sein, das natürlich vorkommt - ein Pflanzensaft vielleicht«, log sie.
    Nefir-Tan zeigte sich davon allerdings nicht besonders überzeugt. »Hoffentlich finden wir bald Wasser,« murmelte sie.
    »Wie weit ist es noch?« fragte Nicole, um das Thema zu wechseln.
    Als Antwort zeigte Nefir-Tan nach vorne.
    Am Horizont, in der flimmernden Hitze, konnte Nicole ein graues Band entdecken, daß die gesamte Länge der sichtbaren Welt zu umspannen schien.
    »Ist das die Dämmerung?«
    Nefir-Tan nickte und zeigte auf einen Bereich, der ungefähr in der Mitte zu liegen schien. Auf der Erde hätte Nicole gesagt, er läge westlich von ihr, aber bei einem gleichbleibenden Sonnenstand konnten sie sich auf diese Weise nicht orientieren. Sie fragte sich, wie die Menschen auf der hellen Seite ihren Weg fanden. Sie waren nicht hochentwickelt genug, um einen Kompaß zu kennen.
    Nicole folgte Nefir-Tans ausgestreckter Hand mit ihrem Blick und erkannte einige schwarze Formen.
    »Das sind die Ruinen der großen Stadt«, beantwortete die Kriegerin ihre unausgesprochene Frage. »Man sagt, es sei die größte und schönste Stadt dieser Welt gewesen, aber die Schönheit war nur äußerlich, denn die Stadt war vom Bösen zerfressen. Unsere Vorfahren haben sie zerstört. Das ist der Ort, an dem das Böse sich auch heute noch versteckt hält. Wir werden am Rande der Dämmerung rasten und schlafen. Wenn wir aufwachen, kämpfen wir.«
    Sie hielt einen Moment inne.
    »Und sterben«, sagte sie dann gefaßt.
    Nicht, wenn es nach mir geht, antwortete Nicole in Gedanken und tastete nach dem Amulett. Seit dem Angriff dachte sie darüber nach, warum es sich geweigert hatte, das Wesen anzugreifen. Was, wenn das Böse gar nicht so böse ist, wie wir meinen? fragte sie sich.
    Wenn die Dinge in Wirklichkeit vielleicht gar nicht so waren, wie sie auf den ersten Blick schienen? Wenn das, was Nicole bisher wußte, nur die halbe Wahrheit war?
    Und…
    Wie sollte sie Nefir-Tan davon abbringen, einen sinnlosen Tod zu sterben?
    ***
    Loras, Korben und zwei andere Dämonen - Zwillinge, die auf die Namen Chloni und Tartin hörten -, warteten am Rand des Lagers. Sie hatten sich vorgenommen, den Unterhändlern soviel Zeit zu geben, bis das Holzscheit abgebrannt war, das sie ins Feuer geworfen hatten. Schließlich wollten sie nicht, daß jemand später behauptete, sie hätten das Lager nur kurz nach den beiden verlassen.
    Loras stocherte nervös mit seinem Dolch in dem Holzscheit herum. Funken stoben auf und brannten ein Loch in Korbens Mantel. Der klopfte sich verärgert die Asche von seinem massigen Körper und sagte: »Er verbrennt nicht schneller, wenn du darin herumstocherst, Loras. Du wirst uns lange vor ihm verbrannt haben, wenn du so weitermachst.«
    Die Zwillinge kicherten. Der Raubtierdämon warf ihnen einen vernichtenden Blick zu und knurrte tief.
    Die beiden Dämonen duckten sich unter seinem Blick und kehrten zu dem Kartenspiel zurück, mit dem sie sich die Zeit vertrieben hatten.
    »Was, wenn wir ihnen zuviel Vorsprung gewähren?« fragte Loras leise. »Es ist nicht weit bis zur Dämmerung. Wenn wir sie nicht einholen, ist unsere Sache verloren.«
    »Wir haben uns auf einen Plan geeinigt«, entgegnete der Saurierdämon, »also halten wir uns daran. Wir warten und essen etwas.«
    »Kannst du denn an nichts anderes als essen denken?« fuhr Loras ihn an.
    Korben sah ihn ruhig an. »Nein, das war auch noch nie nötig.«
    Hinter dem Rücken des Raubtierdämons kicherten die Zwillinge wieder, aber dieses Mal waren sie schlau genug, die Hand vor den Mund zu halten und das Geräusch zu dämpfen.
    Loras warf wütend einen Stein ins Feuer. »Ich hätte mich niemals auf diesen Plan einlassen sollen«, erklärte er niemand Besonderem. »Wer ist nur auf diese Idee gekommen?«
    Korben und die anderen vermieden es, ihn darauf aufmerksam zu machen, daß der durchaus vernünftige Plan von ihm selbst stammte. Sogar der Saurierdämon wußte, wie weit er bei Loras gehen konnte, ohne ein Massaker zu riskieren.
    Der Raubtierdämon sah seine Mitverschwörer an. »Bis das
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