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0642 - Die Flotte der Selbstmörder

Titel: 0642 - Die Flotte der Selbstmörder
Autoren: Unbekannt
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Petraczer heftig. „Das würde ihrer Mentalität abermals widersprechen. Sie werden versuchen, ihn zu befreien. Sie werden um ihn kämpfen - sehr hart und sehr entschlossen. Sie werden sich zerreißen, um ihn wieder an den Platz stellen zu können, auf den sie ihn gewählt haben, aber sie werden ihn nicht durch einen anderen ersetzen.
    Das würden sie erst dann tun, wenn sie ganz sicher wissen, daß er tot ist."
    „Na, dann entführen wir den Verschleierten doch einfach", schlug Zeno vor. Er bediente sich aus dem Automaten Rhodans und versorgte sich mit einem kräftigen Frühstück.
    „Das ist leicht gesagt, mein Freund", erwiderte Gayt-Coor mit einem bitteren Unterton. „Niemand wird zur Zeit besser bewacht als Ilanosch. Die Entscheidung der Raytaner, Selbstmord zu verüben, hat ihn weit über seinesgleichen erhoben. Manche sehen in ihm jetzt einen Halbgott. Wenn wir ihn verschleppen, dann wird uns die ganze Flotte bis ans Ende des Universums hetzen." '„Übertreibst du nicht ein bißchen?" fragte Zeno spöttisch.
    Gayt-Coor blieb auffallend ernst.
    „Ganz und gar nicht", antwortete er. „Wenn ich nicht wüßte, daß ein Massenselbstmord der Völker von Naupaum auch mein Leben ziemlich sinnlos machen würde, dann würde ich einen solchen Vorschlag gar nicht erst gemacht haben. Glaube mir, Zeno, den Priester zu entführen, ist das schwerste Verbrechen, das unter den gegebenen Umständen möglich ist. Du könntest Heltamosch ermorden, ohne großes Aufsehen zu erregen. Sein Tod wäre ohne Bedeutung, weil er ohnehin bald sterben will.
    Aber niemand ist jetzt wichtiger als Ilanosch. Krümmst du ihm auch nur ein Haar, dann wirst du grenzenlosen Haß bei den Raytanern hervorrufen."
    „Wunderbar", sagte der Accalaurie. „Dann schnappen wir uns doch den Burschen. Hm, Toraschtyn, was meinst du?"
    Rhodan schüttelte den Kopf.
    „Wozu?" fragte er. „Was hilft uns ein Aufschub, wenn wir Heltamosch dann doch nicht daran hindern können, sich umzubringen?"
     
    *
     
    Rhodan erschrak, als er Heltamosch am nächsten Tag wiedersah. Der Raytscha bot das Bild eines innerlich gebrochenen Mannes. Er hatte sich selbst aufgegeben.
    Als Rhodan eintrat, saß der Herrscher in einem Sessel in einem abgedunkelten Winkel seines Raumes. Er war allein. Aus trüben Augen blickte er den Terraner an und bat ihn mit einer Geste, die seine ganze Resignation deutlich werden ließ, Platz zunehmen.
    Ein müdes Lächeln erschien auf seinen Lippen.
    „Jetzt wirst du deine Heimatwelt niemals mehr wiedersehen, Toraschtyn", sagte er. „Bis jetzt hatte ich gehofft, dir helfen zu können, so wie du mir geholfen hast. Nun ist es vorbei. Es tut mir leid, dich so enttäuschen zu müssen."
    Er hatte recht. Mit dem Tod des Raytschas und seines Volkes waren alle Chancen dahin, die Erde wiederzufinden.
    „Es stimmt, Heltamosch", entgegnete Rhodan. „Dein Entschluß ist eine böse Überraschung für mich, zumal er aus der Sicht eines nüchternen Verstandes nicht gerechtfertigt ist."
    „Nicht?" fragte Heltamosch.
    „Nein, keineswegs. Was bedeutet es schon, daß das Programm der Bio-Infizierung bis jetzt aufgegangen ist? Sehr wenig. Ihr kennt es jetzt, und damit könnt ihr euch auflehnen."
    #"Du weißt, daß wir das nicht können", entgegnete der Raytscha erschöpft. „Das ist ja gerade der Kern des Programms.
    Es macht uns unfähig, uns frei zu entscheiden. Die Vernunft sagt auch mir, daß wir etwas gegen die Bevölkerungsexplosion tun müßten, aber allein der Gedanke daran bereitet mir Übelkeit. Ich habe durch den Umgang mit dir sehr viel gelernt und mich vielleicht schon ein klein wenig befreit, aber ich bin der einzige Raytaner, der das von sich behaupten kann."
    Er senkte die Lider und grübelte einige Sekunden lang schweigend vor sich hin. Als er Rhodan wieder ansah, spiegelte sich grenzenlose Trauer in seinen Augen.
    „Ich bin ziemlich ernüchtert", sagte der Terraner. Er sprang auf und ging in der Kabine auf und ab. Seine Stimme klang hart, fast verächtlich. Er wollte Heltamosch aufrütteln. „Von einem Mann wie du habe ich mehr erwartet. Eine Persönlichkeit mit deinem Kaliber läßt sich nicht einfach umwerfen, sondern nimmt sein Schicksal in die Hand. Er nimmt das Programm der Bio-Infizierung nicht einfach hin, sondern verwandelt den Langzeitplan der Pehrtus in einen Sieg für sein Volk."
    Heltamosch schüttelte den Kopf.
    „Du verkennst die Situation, Toraschtyn", entgegnete er matt.
    „Ich bin nicht die Persönlichkeit, die du in mir
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