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0641 - Grabgesang

0641 - Grabgesang

Titel: 0641 - Grabgesang
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Medienrummel erhielte, durch den dieses kleine Staatsanwältchen jetzt weltweit berüchtigt… Pardon, bekannt wurde…«
    »Und deshalb wirst du weder Clintons noch Starrs Vorfahren auch nur gegen das Schienbein treten«, mahnte Zamorra. »Na schön, wenn du meinst, du könntest dich als fescher Jüngling durchmogeln, versuch es eben. Vielleicht könntest du Eva sogar heiraten. Ihr würde das bestimmt gefallen, Mister Nicolas Duval.«
    Sie tippte sich an die Stirn.
    »Genau das fehlt mir gerade noch… verdammt, cheri, ich werd' den Teufel tun und mich auf irgendwas mit ihr einlassen. Ein Ausrutscher reicht… mir sogar noch mehr als dir.« Damit spielte sie auf ihr erotisches Abenteuer mit Tan Morano an; es war ihr immer noch unbegreiflich, daß sie sich dem Vampir hingegeben hatte. Aber als es geschah, war es seltsamerweise für sie völlig normal gewesen. Dabei war sie Zamorra treu; sie liebte ihn und niemanden sonst und hatte sich nie vorstellen können, mit einem anderen Mann jemals ins Bett zu gehen, außer in ihrer Fantasie. [3]
    Aber im Fall Morano war ihre Fantasie zur Realität geworden.
    Sicher gefiel es Zamorra nicht. Aber er machte ihr keine Vorhaltungen. Das tat sie schon selbst.
    »Noch etwas, was wir in Erfahrung bringen sollten«, wechselte Zamorra das Thema: »Wo finden wir Eva am ehesten? Wir werden Rob Tendyke fragen müssen, wo er sie zuletzt gesehen hat. Hoffentlich erinnert er sich nach all den Jahrhunderten noch daran.«
    »Vielleicht werden wir auch Pferde benötigen«, sagte Nicole. »Speziell dann, wenn wir irgendwo in freier Wildbahn landen. Die Viecher sollten wir aus unserer Zeit mitbringen. Damit ersparen wir uns möglicherweise eine Menge Arbeit.«
    Zamorra nickte.
    »Was aber«, fragte er, »wenn wir die Biester zwischenzeitlich verlieren? Überallhin kann man Pferde bekanntlich nicht mitnehmen, und man munkelt, daß es seinerzeit auch so etwas wie Pferdediebe gegeben haben soll. Wir können dann aber nicht einfach ohne die lieben Tierchen in die Gegenwart zurückkehren - wir hätten gleich wieder einen neuen offenen Zeitkreis.«
    »Du vergißt Eva«, erwiderte Nicole. »Sie wirkt doch als eine Art Katalysator für diese Zeitprobleme, oder? Wenn sie die offenen Kreise um den Don hat schließen können, wird sie es auch in jedem anderen Fall schaffen. Darum brauchen wir uns sicher keine Gedanken zu machen.«
    »Nun gut. Woher nehmen wir die Pferde? Wenn wir hier nachfragen, wird uns für eine solche Aktion wohl niemand seine Tiere zur Verfügung stellen, abgesehen davon, daß es ein Problem damit gibt, sie in die Kellergewölbe unseres Châteaus zu den Regenbogenblumen zu bringen.«
    »Auch da wird uns wohl Rob weiterhelfen können«, schlug Nicole vor. »Suchen wir erst mal ihn auf. Dann sehen wir weiter. Amerika ist Pferdeland. Also auf zu den Regenbogenblumen.«
    Mit deren Hilfe waren sie innerhalb weniger Augenblicke in Florida.
    ***
    Alles an dem Ankömmling schien grau zu sein. Seine Kleidung, sein Haar, sogar seine Gesichtshaut. Zumindest, was den Teil seines Gesichtes anging, der zu sehen war; alles andere wurde von einem filzigen grauen Bart überwuchert.
    Etwas an ihm faszinierte Eva vom ersten Moment an, stieß sie aber zugleich ab.
    Der Mann erreichte das Fort in den Morgenstunden. Irgendwie paßte es zu ihm; er tauchte aus grauen Nebelschwaden auf, die vom Fluß her kamen. Nur kurz war seine Unterhaltung mit den Wachsoldaten am Tor, dann trieb er den Grauschimmel ins Innere des umzäunten Areals. Er ritt sofort zur Baracke der Kommandantur, rutschte dort auf eine eigenartige Weise aus dem Sattel - irgendwie hatte Eva den Eindruck, er gleite durch das Pferd hindurch zu Boden -leinte das Tier am Hitchrack an und betrat das Holzhaus.
    Eva betrachtete das alles vom Fenster ihrer Stube aus, die im Obergeschoß einer Wohnbaracke lag. In den unteren Räumen waren die Mannschaftsquartiere der einfachen Soldaten; oben hatten die Offiziere ihre Zimmer, die um so größer ausfielen, je höher der Dienstrang war. Eines dieser Offizierszimmer hatte der Kommandant Eva zur Verfügung gestellt.
    Sie beendete ihr Frühstück, warf sich eine leichte Strickjacke über und verließ ihre Stube. Die Wohnbaracke war praktisch leer; die Soldaten befanden sich auf ihren Posten. Eva eilte die Treppe hinunter und verließ das Gebäude.
    Sie sah sich um. Ein für die Jahreszeit ungewöhnlich kalter Wind schien über den Platz zu wehen. Dabei bewegte sich der Stoff der Fahne über der Kommandantur
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