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0641 - Geisterbahn

0641 - Geisterbahn

Titel: 0641 - Geisterbahn
Autoren: Jason Dark
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Unter großen Mühen drehte er sich zu seiner Freundin um.
    Sie starrte ihn an.
    Da platzte die Haut auf. Dicht unter dem Mund, dort, wo das Kinn noch weich war, spritzte sie weg.
    Klumpen von Fleisch, Adern und Blut gaben den Weg frei für einen Strom von silbrig glänzenden Würmern, die herausschossen wie ein glitzerndes Rinnsal.
    Auf der Erde verteilten sie sich, ohne dabei eine bestimmte Richtung einzuhalten. Sie rutschten zu allen Seiten weg.
    Der Schrei war längst verstummt. Tina hörte Linc auch nicht mehr atmen. Sie sah in ein zerstörtes Gesicht, in dem der Mund noch offen stand. Aus dem Spalt sprang ein letzter Silberwurm hervor.
    Linc Frazer regte sich nicht mehr.
    Er war tot!
    Tot, tot, tot! Es hämmerte wie ein dumpfer Trommelwirbel durch Tinas Kopf. Sie wusste es, aber sie begriff es nicht. Es wollte einfach nicht in ihr Gehirn.
    Wie sie aus der Wohnung und aus dem Haus gekommen war, konnte sie nicht sagen. Sie rannte weg, einfach weiter, achtete auf nichts mehr, weinte und schrie und hatte trotzdem Glück im Unglück, denn irgendwann fingen die starken Arme eines Bobbies das Mädchen auf. Der Streifenpolizist wollte zuerst beruhigend auf sie einreden, dann betrachtete er ihr Gesicht genauer und wusste Bescheid.
    Was die Kleine hinter sich hatte, musste furchtbar gewesen sein. Deshalb brachte er sie so schnell wie möglich in das Revier und achtete auch darauf, was sie unterwegs alles erzählte.
    Es klang so unglaublich, dass dem guten Mann die Haare zu Berge standen…
    ***
    Ich konnte mich kaum daran erinnern, wann ich zum letzten Mal die Abteilung Spielzeug eines Kaufhauses betreten hatte.
    Es gab noch immer die elektrischen Eisenbahnen, die ebenso wenig aus der Mode kommen würden wie Autorennbahnen, Puppen oder andere klassische Dinge, aber es waren auch Serien hinzugekommen, die ich mit dem direkten Begriff Spielzeug nicht bezeichnen wollte.
    Dazu gehörte auch WONDER TOYS.
    Zu übersehen waren die Dinger nicht. Unter der Decke hing ein Wegweiser.
    Etwas befremdet schauten Suko und ich uns um. Wir fielen auf, denn es waren nicht viele Kunden da. Und wenn, dann kamen die Mütter oder Väter mit ihren Kindern.
    Die einzelnen Puppen standen auf einem Verkaufsrondell. Was da unter dem Begriff Wunder-Spielzeug angeboten wurde, glich eigentlich eher einem Gruselkabinett. Unser Informant hatte sich nicht geirrt. Die kleinen Figuren stellten einen Querschnitt durch die Horror-Welt dar. Das fing beim Vampir an, ging über den Werwolf bis zu den Zombies. Frankenstein wurde ebenso wenig ausgelassen wie die berühmte Hexe oder das Phantom der Oper.
    Als kleine Abarten verteilten sich zwischen den Hauptfiguren noch einige Mutationen, Monster, deren Körper aus zwei oder drei verschiedenen Teilen bestanden. Manche sahen so widerlich aus, dass ich sie meinen Kindern nicht ins Zimmer gestellt hätte. Vielleicht war ich auch durch meinen Job vorbelastet.
    Ich drehte eine Figur in den Fingern.
    Sie hatte einen tomatenroten Kopf, aus dem vier spitze Hörner wuchsen. Der Kopf saß auf dem Körper eines Löwen oder Tigers, so genau konnte ich das nicht erkennen.
    »Sieh dir das an«, sagte Suko. In seiner Hand hielt er eine Figur, die für mich einfach scheußlich war.
    Keine Mutation, sondern ein Mensch auf zwei Beinen.. Bewaffnet mit einem Schwert, das er in der rechten Hand hielt. Mit seiner Spitze zeigte es schräg auf den Betrachter.
    Uns interessierte nicht die Waffe, wir konzentrierten uns auf das Gesicht. Wie gesagt, ein normaler Kopf, aber aus der Haut drangen zahlreiche kleine Tropfen, die sich als rote Blutperlen auf dem Gesicht der Puppe verteilten.
    Suko fragte: »Würdest du deinen Kindern diese Figur kaufen?«
    »Wohl kaum.«
    Er konnte sich nicht davon trennen und drehte sie in der Hand. »Sie sieht verdammt echt aus«, sagte er leise.
    »So echt wie Frankenstein?«
    »Richtig.«
    »Oh, die Herren interessieren sich für unsere Kollektion an Wunder-Spielzeug?«
    Die Stimme des Mannes war hinter uns aufgeklungen und hatte sich glatt und ölig angehört. So ähnlich wirkte der Knabe auch, als wir ihn uns anschauten.
    Jung, smart, lächelnd, aber den hungrigen Blick eines Verkäufers in den Augen, der unbedingt seine Produkte an den Mann bringen wollte. Er trug einen dunklen Anzug aus leichtem Stoff. Das Hemd war blütenweiß, die Krawatte zeigte ein Blumenmuster.
    »Ja, wir schauen sie uns an.«
    »Sie sind etwas ganz Besonderes. Der absolute Hit im Kinderzimmer, meine Herren. Und das hier ist erst die
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