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0640 - Hexentränen

0640 - Hexentränen

Titel: 0640 - Hexentränen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Wisse, daß ich deinen Weg längst verfolge. Ich gab dir Kräfte und Wissen um Dinge, von denen du jetzt noch nichts ahnst. Versuche nicht, sie zu ergründen. Du wirst sie erfahren, wenn es an der Zeit ist… doch nun muß ich gehen…«
    Er verschwand so lautlos, wie er gekommen war, wieder in seinem Reich, im Zauberwald, in dem andere Gesetze herrschten als in der übrigen Welt.
    Und Teds Gedanken kehrten in die Wirklichkeit zurück.
    Verwirrt sah er sich um.
    Was hatte dieses Erinnerungsbild zu bedeuten, das ihn so blitzartig und nachhaltig überfallen hatte?
    ***
    Baba Yaga sah durch das Feuer. Die Ofenluke war geschlossen, so daß sie nur einen Blick durch die schmalen Ritzen werfen konnte. Wirklich etwas von der Umgebung des Ofens erkennen konnte sie so natürlich nicht. Aber sie bekam mit, daß Menschen miteinander sprachen.
    Und sie bekam noch etwas mit.
    Jemand… träumte?
    Nein. Es war kein Träumen. Es war eine Erinnerung, aber in einer so intensiven Form, daß die Hexe ins Staunen geriet.
    Sie versuchte, den Menschen zu beeinflussen.
    Aber es gelang ihr nicht. In diesem Fall versagte ihre Magie. Denn weder träumte er, noch sah er ins offene Feuer des Ofens. So war eine Manipulation seines Bewußtseins oder auch Unterbewußtseins für sie unmöglich.
    Aber sie konnte den Ofen zu einer Art Leuchtfeuer für sich machen, um seinen Standort zu finden und wieder zu ihm zu gelangen.
    Und genau das tat sie nun!
    ***
    Merlin fragte sich, wie lange die anderen noch brauchten. Gerade die Druiden mußten die Hexe doch relativ leicht aufspüren können! Warum kehrten sie nicht mit einer Erfolgsmeldung zurück?
    Er versuchte, in den Wald hinein zu lauschen. Er war nahe daran, ihn zu betreten und selbst einzugreifen.
    Aber er durfte es nicht. Noch nicht. Solange es eine andere Möglichkeit gab…
    Er fürchtete den Moment einer direkten Auseinandersetzung. Nicht nur, weil Yaga über eine erstaunliche Machtfülle verfügte, die ihn heute noch in Erstaunen versetzte, nach all der langen Zeit, die er sie nun schon kannte, sondern auch seines Versprechens wegen, an das er gebunden war. Brach er es, hatte er die Konsequenzen zu tragen. Und die waren schwerwiegender als die für einen Menschen, der eidbrüchig wurde.
    Er hoffte, daß er bald eine Nachricht erhielt.
    Und daß er nicht wieder von Erinnerungsbildern übermannt wurde.
    Aber genau das geschah ihm nächsten Moment bereits wieder…
    ***
    »Was war gerade mit dir los?« fragte Teri Rheken.
    Ted zuckte zusammen. Er sah die Silbermond-Druidin mit dem hüftlangen, goldenen Haar nachdenklich an. »Ich habe mich an etwas erinnert, das schon sehr lange zurückliegt«, sagte er.
    »So wie Merlin«, entfuhr es der Druidin.
    Der Reporter nickte. »Ich frage mich, warum«, sagte er. »Bei Merlin kann ich es noch verstehen. Zwischen ihm und Broceliande besteht eine sehr enge, innige Verbindung. Aber ich habe mich damals doch nur kurz am Rand des Waldes aufgehalten, im Zuge eines recht obskuren Geschehnisses, in dem die Geister längst vergangener Mächtiger einander bekämpften und unschuldige Menschen in ihre Auseinandersetzungen einbezogen… Deshalb wundert es mich schon gewaltig, weshalb Merlin mich überhaupt hierhergebeten hat. Und dann jetzt dieses Erinnerungsbild… ich verstehe das nicht.«
    »Es wird einen Sinn haben«, sagte Gryf. »Du solltest nicht versuchen, dir darüber den Kopf zu zerbrechen. In dem Moment, wenn du wissen mußt, was es bedeutet, wirst du es auch wissen.«
    »Das ist aber nicht meine Art, mit den Dingen umzugehen«, knurrte Ted. »Ich bin kein Fatalist, der alles so hinnimmt, wie es kommt. Ich will wissen, warum ich manipuliert werde und von wem. Was hat ausgerechnet diese Erinnerung ausgelöst, noch dazu speziell diesen Teil?«
    »Kann ich dir nicht sagen«, brummte der Druide. »Faßt du mal mit an? Dieser Ofen weigert sich, durch den Bach zu watscheln und einmal unterzutauchen. Während du eben geistig weggetreten warst, habe ich versucht, ihn dazu zu überreden, aber er gehorcht einfach nicht, obgleich er freiwillig bis hierher mitmarschiert ist.«
    »Vielleicht hat er Angst, zu verrosten, wenn er mit so viel Wasser in Berührung gekommen ist«, sagte Ted sarkastisch.
    »Ich fürchte eher, er hat begriffen, daß dann das Feuer in ihm erlischt«, versetzte Gryf. »Das verdammte Biest läßt sich nämlich nicht mal reiten.« Er griff nach den Zügeln, hob sie an und ließ sie wieder fallen. »Komm, Ted. Zu zweit schmeißen wir ihn richtig
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