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064 - Der Frauenhexer

064 - Der Frauenhexer

Titel: 064 - Der Frauenhexer
Autoren: Earl Warren
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genug, daß wir etliche Szenen in diesem Galgenwirtshaus drehen müssen“, sagte sie. „Bei Nacht bringt mich keiner dorthin. Noch dazu, wo ein Irrer hier frei umherläuft.“
     

Thomas Leupolt klopfte. Eine Stimme aus dem Zimmer fragte: „Wer ist da?“
    „Der Spessarträuber Jörn Freydag“, antwortete Thomas.
    Die Tür wurde geöffnet. Leonora Rycka stand im Rahmen. Das Licht hinter ihr ließ ihren hauchdünnen Baby Doli durchsichtig erscheinen. Sie ging auf das Spiel ein.
    „Wenn du dich zu einer Hexe traust, Räuber.“
    Thomas drängte sie ins Zimmer, schloß die Tür hinter sich.
    „Ich konnte nicht schlafen“, sagte er. „Wenn du in der Nähe bist, kann ich nie schlafen.“
    „Ach, du!“
    Leonora setzte sich auf die Bettkante, lächelte Thomas an. Sie spielte eine Nebenrolle im Film, eine sexbesessene, schwarzhaarige Hexe, die an keinem Mann vorübergehen konnte. Genauso war sie auch im Leben. Unter dem hauchdünnen Baby Doll waren deutlich ihre üppigen Brüste zu sehen.
    Thomas Leupolt, Darsteller des biederen, großmäulig-tapferen
    Spessarträubers Jörn Freydag, setzte sich neben sie und schloß sie in die Arme. Leonora drängte sich an ihn.
    Er spürte den Druck ihrer Brüste, ihren Körper, und merkte, wie groß ihr Verlangen war.
    Sie zerrte an seinen Kleidern. Thomas’ geübte Finger hatten ihr den Baby Doll innerhalb weniger Sekunden abgestreift. Sein Blick glitt über ihren Körper, die festen Brüste, die verführerischen Schenkel. Er warf die letzten Kleidungsstücke in die Ecke. Leonora zog ihn an sich.
    Sie war leidenschaftlich, wand sich unter ihm. Als sie den Höhepunkt erreichte, hielt er ihr die Hand vor den Mund, denn er wollte nicht, daß sie das halbe Hotel weckte.
    Dann lagen sie nackt nebeneinander auf dem Bett, rauchten Zigaretten und sahen zu, wie der Rauch sich zur Zimmerdecke emporkräuselte.
    „Du bist kein übler Kerl, Thomas“, sagte sie und kraulte die Haare auf seiner Brust. „Ich habe bessere gehabt, aber du bist nicht übel. Wie spät ist es?“
    Es war Viertel nach zwölf, aber Thomas, der genau wußte, daß Leonora um Punkt zwölf Uhr alle männlichen Besucher aus dem Zimmer verbannte, wenn sie am nächsten Tag Aufnahme hatte, sagte unbekümmert: „Kurz vor halb zwölf, Liebling. Wir haben noch etwas Zeit.“
    Leonora drehte sich auf den Bauch. Sie nahm ihre Uhr aus der Schublade, sah die richtige Zeit.
    „Allez hopp, mein Süßer. Glaubst du, ich will morgen unausgeschlafen, zerrupft und zerzaust vor die Kamera treten? Okay, ich bin für Liebe und Sex immer zu haben, aber meine Karriere geht vor.“
    Seufzend drückte Thomas Leupolt die Zigarette aus, küßte Leonora. Er wußte, daß sie sich nicht umstimmen ließ. Also zog er sich an.
    „Was war das?“
    Thomas lauschte.
    Vom Flur her drang ein unterdrücktes Stöhnen.
    „Da ist jemand verletzt“, sagte Thomas Leupolt leise.
    Wieder ertönte das schaurige Stöhnen. Dann klirrten Ketten. Schritte schlurften den Gang entlang.
    Thomas Leupolt riß die Tür auf. Es war dunkel im Gang. Etwas tappte an Leupolt vorbei, stöhnend, kettenrasselnd. Dem Schauspieler stockte der Atem, und er hörte die Angst in seiner Stimme, als er sagte: „Was … was soll das?“
    Etwas Kaltes streifte ihn. Leonora Rycka drängte sich hinter Thomas. Stöhnend und kettenrasselnd schlurfte der Unbekannte weiter. So grausig waren die Laute, die er ausstieß, daß Thomas Leupolt wie gelähmt stehenblieb. Nichts in der Welt hätte ihn in diesem Augenblick bewegen können, den Unbekannten zu packen.
    Ein anderer hatte mehr Mut. Das Licht flammte plötzlich auf. Aus fast allen Türen schauten Leute. Thorsten Thorn stand am Ende des Flurs, die Hand am Lichtschalter. Linda Scholz steckte den Kopf aus ihrem Zimmer, die Hand vor den Mund gepreßt.
    Am anderen Ende des Flurs aber ging eine makabre Erscheinung. Ein großer Mann in schwarzem Umhang, mit Ketten an Händen und Füßen. Er stöhnte gräßlich, rasselte mit den Ketten. Am Ende des Korridors drehte er sich um.
    Leonora Rycka schrie auf. Aus der Kapuze über dem schwarzen Umhang grinste ein Totenschädel. Alle standen wie erstarrt.
    Die schwarzen Augen der grauenhaften Gestalt schienen sich in die Lindas zu bohren. Eine Grabesstimme rief: „Roxane! Roxane! Du, Roxane?“
    Thorn sprang vor. Mit dem Ruf: „Das soll dir leid tun, du Halunke! Das ist kein Scherz mehr!“ stürzte er sich auf die gespenstische Erscheinung. Der Unbekannte im schwarzen Umhang verschwand im
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