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064 - Der Frauenhexer

064 - Der Frauenhexer

Titel: 064 - Der Frauenhexer
Autoren: Earl Warren
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voll ein.“
    Viktor Schultz-Breitenberg stand inmitten des Durcheinanders, das das Filmteam bei seiner Ankunft im Hotel verursacht hatte. Alle wohnten in dem modernen Hotel, Regisseur, Regieassistent, Schauspieler, Statisten, die Kameraleute, der Tonmeister, die Cutter, Scriptgirls, Beleuchter und Helfer. Zweiundfünfzig Personen waren gekommen mit zwei Aufnahmewagen, dem Tonwagen und allen technischen Geräten. Die Filmgesellschaft hatte das ganze Hotel für die Dauer der Dreharbeiten gemietet.
    Schultz-Breitenberg schob seine zwei Zentner die Treppe hoch. Schauspieler, Statisten und einige andere folgten ihm. Die übrigen hatten noch zu tun. Es war acht Uhr abends, und es wurde schon dunkel. Pünktlich um acht Uhr am anderen Morgen sollte die Arbeit beginnen.
    Linda Scholz und Thorsten Thorn, zwei der drei Hauptdarsteller, hatten Zimmer nebeneinander. Ihr Verhältnis war für niemanden ein Geheimnis. Linda packte nur oberflächlich aus, dann verließ sie ihr Zimmer, klopfte nebenan.
    Thorsten Thorn öffnete.
    „Hallo, mein Schatz, schon fertig?“
    „Ich habe einen Riesenhunger, Thorsten. Komm, gehen wir essen. Hoffentlich ist die Küche hier in Ordnung. Das Hotel macht ja einen guten Eindruck.“
    „Augenblick, ich komme gleich.“
    Sie gingen in den Speiseraum im Erdgeschoß. Der Raum war geschmackvoll eingerichtet. Holzdielen, getäfelte Wände, offener Kamin, alte Ölgemälde.
    Linda und Thorsten Thorn setzten sich zu einer Dreiergruppe.
    „Sehen Sie doch, Linda“, sagte Thomas Leupolt. „Der Hotelbesitzer scheint zu Ihren Fans zu gehören. Dort über dem Kamin hängt ein Bild von Ihnen.“
    Tatsächlich hing dort ein Ölgemälde, alt und von vielen kleinen Rissen durchzogen, das eine bildschöne blonde Frau zeigte. Sie trug eine Perlenkette um den Hals. Ihre Augen schienen dem Betrachter überall im Raum zu folgen.
    Thorsten Thorn erhob sich, trat zu dem Bild.
    Roxane von Falkenfels, las er. Anno Domini 1560 – 1583. Gott sei ihrer Seele gnädig.Thorsten Thorn runzelte die Stirn. Was zuerst wie eine nette Geste oder ein Ulk ausgesehen hatte, entpuppte sich als ziemlich makabrer Scherz. Das Bild schien sehr alt zu sein, doch es gab ja auch künstliche Mittel, ein Gemälde‚ nachzualtern’.
    Thorsten Thorn sprach die Kellnerin darauf an.
    „Wer hatte denn die glorreiche Idee, hier ein nachgemachtes Bild von Fräulein Scholz aufzuhängen?“
    Die dickliche Kellnerin sah das Bild an, sah Linda Scholz an. Dann stieß sie einen Schrei aus, ließ das Tablett mit Gläsern fallen, das sie in der Hand hielt, und rannte aus dem Raum. Thorsten Thorn schüttelte den Kopf.
    „So etwas Verrücktes!“
    Zwei Minuten später kam der Hotelbesitzer. Auch er schien über die Ähnlichkeit Lindas mit dem Bild sehr bestürzt.
    „Merkwürdig!“ sagte er. „Dieses Bild ist uralt. Es wurde von einem bedeutenden Künstler zu Lebzeiten der schönen Roxane gemalt.“
    „So ein Unsinn!“ mischte Thomas Leupold sich ein. „Sie wollen doch nicht allen Ernstes behaupten, daß, unsere Hauptdarstellerin genauso aussieht wie jene Roxane von Falkenfels, die vor fast vierhundert Jahren als Hexe verbrannt wurde und die sie im Film spielen soll? Das muß ein dummer Scherz sein.“
    „Für dieses Bild habe ich elftausend Mark bezahlt“, antwortete der Hotelbesitzer. „Es stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend.“
    Viktor Schultz-Breitenberg, der Regisseur, kam herein. Er sah den Auflauf, der um die Hauptdarstellerin und das Bild entstanden war, und lachte, als er hörte, um was es ging.
    „Na und? Einen besseren Werbegag könnten wir doch gar nicht kriegen.“
    „Dann stecken Sie also dahinter?“
    „Kinder, ihr könnt mir ja viel zutrauen, aber darauf wäre ich nicht gekommen. Es sieht wirklich so aus, als hätten Sie im 16. Jahrhundert eine Doppelgängerin gehabt, Linda.“
    Der Regisseur, der Regieassistent und zwei Kameraleute nahmen am Nebentisch Platz. An dem Tisch, an dem Linda Scholz und Thorsten Thorn saßen, wurde jetzt über das gesprochen, was sie alle beschäftigte: der Film.
    „Wird gar nicht so einfach sein, den Hammer-Productions Konkurrenz zu machen“, sagte einer der Schauspieler. „In Deutschland wird sich der Streifen sicher gut verkaufen, aber im Ausland …“
    „Es kann nichts schiefgehen“, sagte eine üppige, dunkelhaarige Frau voller Überzeugung. Sie spielte eine kleinere Rolle. „Linda Scholz, Thorsten Thorn und Thomas Leupolt in einem Film sind
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