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0637 - Nackt in die Hölle

0637 - Nackt in die Hölle

Titel: 0637 - Nackt in die Hölle
Autoren: Jason Dark
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Jedes Ausstellungsstück hat seine eigene Geschichte. Es ist der reine Wahnsinn. Wenn du eine Antenne für diese Dinge hast, dann spürst du genau, wie alles anfängt zu leben. Es bewegt sich nicht, aber es strahlt etwas aus, das in dein Gehirn dringt und dich mental beeinflusst.« Er deutete mit dem Zeigefinger auf seine Stirn. »So ist das.«
    »Sie wissen das genau?«
    »Ich habe es doch gespürt. Es lauert, es kann sich nicht befreien. Aber es wird sich befreien, wenn du kommst. Du, die Hexe, du wirst die anderen erwecken.«
    Jane schaffte ein spöttisches Lächeln. »Das hört sich bei Ihnen so an, als wäre ich die Person, die andere Hexen zum Leben erwecken könnte. Das ist Unsinn. Okay, ich fahre hin, ich will es mir ansehen, es interessiert mich beruflich, denn ich beschäftige mich mit mittelalterlicher Geschichte.«
    »Das glaube ich dir nicht.«
    »Es ist mir egal, ob Sie es glauben. Ich jedenfalls bleibe bei meiner Aussage.«
    Er verzog die Lippen zu einem Grinsen. »Du kannst ganz schön schauspielern. Aber das ist euch Hexen ja gegeben. Nicht dass ich ein Hexenjäger wäre, aber ich weiß auch, dass manche Hexen sehr gefährlich gewesen sind, verstehst du?«
    »Davon hörte ich ebenfalls.«
    »Nur mit dem einen Unterschied, dass ich es spüre. Ich spüre genau, was hier vorgeht. Du bist mit ihnen verwandt, du bist eine von ihnen. Das kannst du abstreiten, so lange du willst, nur wird dir kein Mensch glauben, Süße.«
    »Sie vielleicht nicht.«
    Er lachte leise. »Ich bin gespannt darauf, wie du reagieren wirst, wenn wir erst da sind und du alles siehst. Vielleicht holt deine Erinnerung alles wieder hervor.«
    »Erinnerung?«, wiederholte Jane. »An was?«
    »An dein Hexendasein.«
    »Moment mal.« Sie schüttelte den Kopf. »Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr. Ich dachte, ich wäre in Ihren Augen eine Hexe. Jetzt soll ich mich plötzlich wieder an mein altes Hexendasein erinnern können? Entschuldigen Sie, aber etwas geht bei Ihnen ziemlich durcheinander.«
    »Nein, nein, das ist schon richtig. Es gibt da Ströme. Ich werde auch herausfinden, welche.«
    »Tun Sie das, ich…« Jane sprach nicht mehr weiter. Mitten im Satz stoppte sie abrupt.
    Plötzlich hatte sie das Gefühl, als würde ihr Kopf zerspringen. Rote Glut und wilde Feuerzungen umtanzte sie. Nicht sichtbare Krallen umklammerten ihren Hals, nahmen ihr den Atem. Sie merkte nicht, dass sie zur Seite kippte und auf dem Sitz liegen blieb.
    Stattdessen sah sie vor ihrem geistigen Auge ein altes Gesicht. In diesem Gesicht vereinigten sich zwei, wobei das sich Jüngere über das Ältere schob.
    Und sie hörte den Ruf, den sie schon in ihren Träumen empfangen hatte. Diesmal nur lauter, als würde die Person, die sie ansprach, neben ihr stehen.
    »Willkommen, Jane, willkommen. Wir warten auf dich. Die Hölle ist schon bereit…«
    ***
    Jane Collins hörte sich selbst atmen, oder war es ihr Schreien? So genau konnte sie es nicht unterscheiden. Jedenfalls hatten ihr der Anblick und auch die Stimme einen Schock versetzt. Ihr Kunstherz schlug viel schneller als gewöhnlich. Sie hörte ferne Stimmen, doch die der Hexe befand sich nicht darunter.
    »Lassen Sie mich das machen. Ein kleiner Schwächeanfall, mehr nicht. Sie kann das Busfahren nicht vertragen, ich weiß das.«
    »Stimmt das wirklich?«
    »Ja, verflucht!« Ritchie redete schnell. Er verhaspelte sich dabei, was die anderen Fahrgäste misstrauisch gemacht hatte.
    Jane, fühlte sich von seinen Händen umfasst. Sie lagen in ihren Achselhöhlen.
    »Kommst du hoch?«
    »Es - es geht schon.« Sie half mit, wieder in eine sitzende Stellung zu gelangen. Tief holte sie Luft.
    Der Schweiß verteilte sich auf ihrem Gesicht. Sie spürte ihn wie kaltes Fett. Dann öffnete sie die Augen so weit wie möglich.
    Ritchie hockte ihr gegenüber. Sehr angespannt, die Arme angewinkelt, als wollte er sie sofort auffangen, wenn sie wieder umkippte.
    Langsam klärte sich ihr Blickfeld. Drei Fahrgäste hatten ihre Plätze noch immer nicht eingenommen. Sie standen in der Nähe und schauten auf sie nieder. Neugierig und besorgt, allerdings mehr neugierig, was auch Ritchie auffiel.
    »Ihr könnt euch wieder setzen, ihr Gänse. Hier gibt es nichts zu glotzen. Sie ist okay, ja, sie ist okay - oder?«
    Jane nickte automatisch.
    »Unerhört, dieser Ton, den die jungen Leute heute an sich haben«, sagte eine Frau. »Da will man helfen und wird noch angemeckert. Das hätte es in den fünfziger Jahren nicht gegeben.«
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