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0635 - Der achtarmige Tod

0635 - Der achtarmige Tod

Titel: 0635 - Der achtarmige Tod
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ein Feigling. Können Sie ihm das mitteilen?«
    Hercule schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nicht, ob ich es kann, Monsieur, und ich weiß auch nicht, ob ich es will. Es könnte ihn erzürnen. Vielleicht würde er mich töten. Ich will das nicht. Ich will nur leben… nur ein bißchen leben, in Ruhe… warum versteht das niemand? Warum finde ich nirgendwo Ruhe?«
    Er flüsterte es nur noch, ein kaum verständlicher Hauch.
    »Ich verstehe das«, sagte Zamorra. »Und ich würde Ihnen gern helfen und Sie von dem Einfluß des Wer-Wesens befreien. Wollen Sie das?«
    Neben ihm sog Eva scharf die Luft ein. Sie wußte ebenso wie Zamorra um das Paradox-Risiko, das darin lag.
    »Nein«, sagte Hercule zögernd, nickte dabei aber heftig.
    »Sie sollen folgendes tun«, fuhr er dann rasch fort, als habe dieser Teil der Unterhaltung nicht stattgefunden. Er sprach abgehackt, schien Satzfragmente zusammenzufügen, die nicht unbedingt zusammengehörten. Eine Maschine, dachte Zamorra. Eine Sprechmaschine, ein Voice-Computer…
    Aufmerksam lauschte er.
    Hercule lieferte ihm eine ›Gebrauchsanweisung‹!
    Einen Zauber!
    Zeichen, die er als Mensch benötigte, um diesen Zauber durchzuführen. Ein Dämon hätte es aus eigener Kraft schaffen können; ein Mensch benötigte Hilfe. Dazu die Formel, die gesprochen werden mußte. Und…
    »Jene, die die Kraft an sich gerissen hat, wird die Kraft wieder abgeben müssen. Denn diese Kraft ist meine Kraft, und sie wird gebraucht, um den Ort zu erreichen, der durch die Zeichen definiert wird. Dort befindet sich die Frau. Sie wird sterben, wenn niemand kommt, sie zu retten. Sehr bald sterben. Es bleibt keine Zeit zum Überlegen. Wer schnell handelt, kann sie retten. Wer zögert, verschuldet ihr Sterben, und es wird kein leichter Tod sein. Das ist alles.«
    Dann schien Hercule aus einer Art Trance zu erwachen. Er schüttelte sich heftig, sah Zamorra und Eva verwirrt an.
    Es war der Augenblick, in dem es zu regnen begann!
    ***
    Don Cristofero holte tief Luft.
    »Es regnet!« erklärte er dann.
    »Ihr merkt aber auch alles, Herr«, säuselte der Gnom. »Vor Eurem scharfen Blick kann man nichts verbergen!«
    Er duckte sich, weil Cristofero wild ausholte und die flache Hand kreisen ließ. »Dieser Zauber sorgt dafür, daß unsere Spuren verwischt werden!« erklärte er. »Gras richtet sich auf, wenn es feucht wird. Ein leises Lüftlein außerhalb des Waldes sorgt ebenfalls dafür, daß das Gras nicht mehr in eine Richtung zeigt, äh, in unsere Richtung, Herr. Ich… und seht doch, es funktioniert!«
    Cristofero murmelte etwas Unverständliches. Seiner Ansicht nach funktionierte es zu gut. Das Blätterdach über ihnen hätte den Regen aufhalten müssen.
    Und mit dem Wasser stimmte etwas nicht.
    Es war… klebrig?
    Don Cristofero betrachtete seine Hand, die er ausgestreckt hatte, um ein paar Tropfen aufzufangen. Das Wasser sah normal aus, aber als er daran schnupperte…
    »Zuckerwasser?« stöhnte er auf. »Das ist ZUCKERWASSER! AAAHHHRRRGGGrmblhrchch!«
    »Oh!« staunte der Gnom, ließ sich rücklings auf den Boden fallen und öffnete den Mund, so weit er konnte, um genügend von dem Zuckerwasser aufzufangen. »Welch - wun - der - sa - mer - Ne - ben - ef - fekt«, brachte er in Abständen hervor, während er immer wieder schluckte.
    Don Cristofero stapfte durch den selbst unter dem Laubdach noch heftig prasselnden Regen zornig auf ihn zu und holte mit dem Stiefel aus. Der Gnom entging dem gewaltigen Fußtritt nur, indem er blitzschnell aufsprang und die Beine in die Hand nahm.
    Die beiden Maultiere sahen diese Flucht als Aufforderung, ihm nachzusetzen. Das zweite störte sich dabei nicht daran, daß Don Cristofero ihm im Wege stand, sondern rannte ihn einfach nieder. Mit einem Wutschrei landete der Grande auf dem harten, unebenen Boden des Pfades. Er raffte sich wieder auf und schwor dem Gnom bitterblutige Rache.
    Zuckerwasser!
    Das verklebte doch die ganze Kleidung! Und nicht nur die!
    Aber natürlich, der schwarzhäutige Bursche war immer auf Süßigkeiten aus! Schon ein Wunder, daß bei seinem Zauber nicht schon wieder Honig herausgekommen war!
    Wutschnaubend und rasch kurzatmig werdend, wetzte Cristofero hinter seinem Famulus und den Maultieren her…
    ***
    Das Große, das sich Nicole näherte, kam durch das Wasser heran. Ein großer Fisch? Das konnte sie sich nur schwer vorstellen. Aber was war es dann?
    Wenn sie doch nur mehr Licht hätte! Hier, weitab von dem schmalen Luftschacht, war es
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