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0635 - Der achtarmige Tod

0635 - Der achtarmige Tod

Titel: 0635 - Der achtarmige Tod
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die überflüssigsten Aufgaben abverlangen würdet, brauchte er nicht ständig solchen Mist zu zaubern!«
    Er richtete den langläufigen Vorderlader auf Don Cristofero und spannte den Hahn.
    Im gleichen Moment erkannte Zamorra ihn.
    Eher an der Stimme, die sich im Laufe der Jahrhunderte nicht verändert hatte, als an der ungewohnten Kleidung. Sicher, auch im 20. Jahrhundert trug er ständig Leder. Aber nicht gerade die Kleidung eines Wildläufers dieser Tage.
    Der Mann war sein Freund Robert Tendyke - oder besser Robert deDigue in dieser Zeit. Der Sohn des Teufels, und der Todfeind Don Cristoferos!
    Einen Moment lang glaubte Zamorra, der erboste deDigue werde tatsächlich schießen. Immerhin hatte er sich seinerzeit auf Haiti auch nicht gerade besonders handzahm gezeigt, sondern eher teuflische, mörderische Züge entwickelt und dabei einen Zynismus an den Tag gelegt, der von dem seines Vaters Asmodis kaum noch zu übertreffen war.
    Aber er kam nicht zum Schuß.
    In einer unglaublich schnellen Bewegung hatte Don Cristofero seinen Degen gezückt - und stach die Spitze mit unglaublicher Zielsicherheit auf Anhieb in die Mündung des Gewehrs! Die Klingenspitze verschwand etwa zehn Zentimeter weit darin.
    »Mich dünkt, Ihr werdet nicht gerade jetzt schießen«, verkündete Don Cristofero heiter. »Es möchte zu einem recht unerwarteten Ergebnis führen! Ich fürchte, das Resultat würde Euch gar nicht gefallen, mein Bester!«
    ***
    Der Gestaltwandler war mehr als überrascht davon, daß sich nacheinander noch andere Wesen einfanden. Er hatte es gerade geschafft, seinen jüngsten Diener die Botschaft übermitteln zu lassen, als zunächst der Zaubergnom und sein dicker Begleiter auftauchten, und dann noch ein Mann, von dem etwas ausging, das dem Gestaltwandler gar nicht gefiel.
    Er zog sich noch weiter zurück.
    Zwar gewann er langsam wieder ein wenig an neuer Kraft, aber er spürte, daß diese Gruppe von Menschen ihm erhebliche Schwierigkeiten bereiten konnte.
    Es war ihm so schon schwer genug gefallen, sich nicht entdecken zu lassen. Immerhin hatte er sich seinem Diener gefährlich nähern müssen, damit dieser die Botschaft aufnahm und weitergab.
    Er zog sich langsam wieder zurück.
    Wenn diese Menschen alle zusammen den Weg nahmen, den er beschrieben hatte, konnte es gefährlich werden. Und alles sah danach aus, daß sie sich alle ziemlich gut kannten. Das war gar nicht gut. Vor allem nicht, weil er so gut wie keine Chance sah, sie zu Entzweien. Sie stritten zwar, waren sich aber dennoch stets wieder einig. Der Gestaltwandler erkannte durchaus, daß die Streitigkeiten nicht halb so ernst gemeint waren, wie sie klangen, und daß er daraus keinerlei Nutzen ziehen konnte.
    Ihm wurde unbehaglich.
    Er mußte schleunigst fort von hier, wenigstens den Köder töten und auch seinen Verbündeten warnen.
    Denn rückgängig machen ließ sich nun leider nichts mehr.
    So ergriff er die Flucht.
    ***
    Ein Riesenkrake in diesem Kanal… wie kam das Biest hier herein?
    Offenbar hatte es mit seiner Anwesenheit sogar die Ratten vertrieben.
    Jetzt war es geflüchtet. Aber damit hatte Nicoles Lage sich noch nicht besonders verbessert. Sie befand sich zwischen dem Kraken und dem Eisengitter. Jetzt würde sie es doch zerstören müssen, wenn sie freikommen wollte. Denn auf eine erneute Begegnung mit dem mörderischen Biest legte sie keinen Wert.
    Das Feuer war erloschen, den Rest des Stoffes wollte sie sich für später aufbewahren. Deshalb tastete sie ihren Körper vorsichtshalber im Dunkeln ab. Sie suchte nach Blutergüssen dort, wo die Saugnäpfe des Tentakelarms sie gepackt hatten. Zu ihrer Erleichterung konnte sie nichts fühlen, aber wo der Fangarm sie umschlungen hatte, war ihre Kleidung teilweise zerrissen. Die Bluse wies starke Beschädigungen auf, und vermutlich war auch der Rock entsprechend lädiert worden. Der Stoff hatte Nicole scheinbar geschützt. Vorhin, als sie den Rock zerteilte, hatte sie davon zwar nichts bemerkt, aber natürlich auch nicht weiter darauf geachtet. Das schwere, nasse Material hatte ihr erheblich zu schaffen gemacht; genug, sich um nichts anderes zu kümmern.
    »Na gut«, murmelte sie.
    Dann begann sie mit der Waffe zu feuern.
    Als sie die beiden ersten Eisenstäbe in Simshöhe durchtrennt hatte, vernahm sie wieder das Geräusch von vorhin.
    Der Krake kam zurück und griff von neuem an!
    Verwundete Tiere sind die gefährlichsten, heißt es. Und diese Bestie war verwundet. Diesmal würde sie sich nicht von
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