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0633 - Wenn Druidenseelen trauern

0633 - Wenn Druidenseelen trauern

Titel: 0633 - Wenn Druidenseelen trauern
Autoren: Jason Dark
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Druiden.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Eben, und das hat mich misstrauisch gemacht und gleichzeitig eine Alarmsirene in mir anschlagen lassen. Wir haben es hier mit einem echten Druiden-Fall zu tun, davon bin ich überzeugt.«
    Sie leerte ihr Glas und trank auch Mineralwasser hinterher. »Glaubst du wirklich daran?«
    »Ja, das ist meine feste Überzeugung.«
    Sie verdrehte die Augen.. »Es ist unglaublich, wirklich. Es ist nicht zu fassen.«
    »Wir werden fahren.«
    »Wann?«
    Ich hob die Schultern. »Vielleicht morgen. Ich werde dich jedenfalls von irgendwelchen Verhören, die mit Sicherheit auf dich zukommen, befreien. Dann muss ich noch mit meinem Chef reden, aber zuvor, Colette, möchte ich mir die Leiche ansehen.«
    »Den toten Einbrecher?«
    »Wen sonst?«, lächelte ich.
    »Ja, gut, aber…«
    »Ich bin kein Mediziner, ich möchte ihn wirklich nur sehen, das ist alles.«
    Colette sagte dazu nichts weiter. Ich winkte den Kellner herbei und beglich die Rechnung. Mit gesenktem Kopf schritt die Kollegin neben mir her. Von ihrem Vorgesetzten wurden wir bereits erwartet. Der Sergeant schaute uns mit gerunzelter Stirn an. Er kannte mich, wusste auch von meinem Job.
    »Dann sind wir wohl außen vor - oder?«
    »Ich weiß es noch nicht. Hören Sie, Sergeant. Ich möchte mir den toten Einbrecher ansehen.«
    »Den haben wir weggeschafft.«
    »Wohin?«
    Er gab mir die Adresse des Leichenhauses. »Er müsste dort schon eingetroffen sein. Nehmen Sie Colette mit?«
    »Das hatte ich vor.«
    Er grinste unecht. »Ein Protokoll muss auch geschrieben werden, das wissen Sie.«
    »Selbstverständlich.«
    Meine Sonderbefugnisse hatten sich mittlerweile herumgesprochen. Manchem Kollegen waren sie ein Dorn im Auge, was mich allerdings nicht weiter störte. Ich hatte meine eigenen Methoden, einen Fall anzugehen, und dabei musste ich in meinem Job auch bleiben.
    Während der Fahrt schüttelte Colette immer wieder den Kopf. Sie dachte über die Dinge nach, kam dann auf die Insel zu sprechen und erklärte mir, dass dort ihre Großeltern wohnen würden. »Weißt du auch, wie man die Gegend dort nennt?«
    »Nein.«
    »Am westlichen Zipfel der Bretagne liegt das Finstere, und das bedeutet ›Ende des Festlandes‹. Dort ist das Meer am wildesten. Um auf die Ile de Sein zu gelangen, musst du durch die Fahrrinne von Le Raz. Sie gilt als eine der Gefährlichsten in ganz Europa. Wusstest du eigentlich, dass sie auch noch eine mystische Bedeutung hat? Das ist mir eben wieder eingefallen.«
    »Nein, wusste ich nicht.«
    Colette nickte einige Male. »Über diese Fahrrinne, so sagt man, wurden früher die toten Druiden geschafft, um sie auf der Ile de Sein zu begraben.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, so die Legende.«
    »Die immer ein Körnchen Wahrheit enthalten, Colette. Manchmal klein, dann wieder größer.«
    Schwer atmend erwiderte sie: »Allmählich glaube ich das auch, John.« Dann hob sie die Schultern.
    »Es macht mich ganz verrückt. Das ist einfach irre.«
    »Jedenfalls gehe ich davon aus, dass du mit den Druiden von Ile de Sein in Verbindung stehst.«
    Sie schlug auf ihre Oberschenkel. »Wie denn? Warum denn? Ich hatte nie damit zu tun und mich auch nie darum gekümmert. John, das ist doch einfach nicht wahr.«
    »Man hat dich vom normalen Leben in etwas hineingerissen, das du jetzt nicht begreifst.«
    »Ich werde das nie verstehen.«
    »Sag das nicht zu laut, Colette. Es gibt Vorgänge, da musst du einfach vergessen, nach einer realen Erklärung zu suchen. Es gibt eine, die wirst du akzeptieren müssen.«
    »Bon, du bist der Fachmann.«
    Ich bog nach links ab und erreichte den Hof der Leichenhalle.
    Der Bau selbst war ein Kasten, aus Ziegelsteinen errichtet und machte schon von außen einen abweisenden Eindruck. Daran konnten auch die Lichter hinter den Scheiben nichts ändern, die für eine geringe Auflockerung der Fassade sorgten.
    Als wir ausstiegen, fröstelte Colette. »Das liegt nicht an der nächtlichen Kühle, John, ich fühle mich eben so. Es - es mag wohl der Gedanke an den Toten sein.«
    »Möglich.«
    Ein Mann im grauen Kittel und einem ebenso grauen Gesicht öffnete uns. In seine müden Augen kehrte kein Interesse, als er meinen Ausweis sah. Er handelte pragmatisch. »Wen wollen Sie sehen?«
    »Den Mann, der zuletzt bei Ihnen eingeliefert worden ist. Liegt knapp eine Stunde zurück.«
    »Ach, der Herzschlag.«
    »Richtig.«
    »Kommen Sie mit.« Er winkte mit einer flatterig anmutenden Handbewegung. »Wir müssen nicht in den
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