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0633 - Wenn Druidenseelen trauern

0633 - Wenn Druidenseelen trauern

Titel: 0633 - Wenn Druidenseelen trauern
Autoren: Jason Dark
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Obduktionssaal.«
    »Wie schön.«
    Dennoch lag der Tote in einer kühlen Kammer und auch in einem der Fächer.
    Der Geruch nach Desinfektionsmitteln widerte mich an. Er setzte sich auch oft genug in der Kleidung fest. Manchmal roch ich ihn noch zwei Tage später.
    Dass sich Colette nicht wohlfühlte, war ihr anzusehen. Sie ging steif neben mir her, wirkte in ihrer Uniform fremd für mich und hatte die Hände zu Fäusten geballt.
    Ziemlich am Ende der langen Schubfächerwand blieb unser Führer stehen und schaute noch- einmal auf die vorn angebrachten Nummern, bevor er eine Lade herauszog.
    Sie lief uns lautlos auf gut geölten Schienen entgegen. Wir traten zur Seite. Colette stand mir gegenüber, die rechte Faust gegen das Kinn gepresst.
    »Das ist er.«
    Die Leiche war nackt. Ein Laken bedeckte sie. Nur der Kopf schaute hervor.
    Ich hatte den Mann noch nie gesehen. Er hatte eine Knollennase und eine recht hohe Stirn. Mund und Augen waren geöffnet.
    Der starre Blick ließ Colette schaudern.
    Mich interessierte er weniger, denn ich sah mir die Haut genauer an, weil ich einen bestimmten Verdacht hegte. Es war nicht genau zu erkennen, deshalb winkte ich unseren Führer näher, der sich etwas abseits aufgestellt hatte.
    »Hören Sie, Mann! Sie haben doch Routine, was diese Arbeit hier angeht, denke ich.«
    »Schon.«
    »Fällt Ihnen an dem Toten etwas auf?« Bevor er antworten konnte, präzisierte ich meine Frage.
    »Konzentrieren Sie sich auf die Haut. Sehen alle Leichen so aus?«
    »Meinen Sie bleich?«
    »Unter anderem.«
    »John, was willst du damit sagen?«, wunderte sich Colette. »Was ist anders an diesem Toten?«
    »Warte ab.«
    Der Mann nahm seinen Job ernst. Er untersuchte die Leiche mit Blicken und trat zurück.
    »Na?«
    »Tja.« Er schnaubte wie ein Pferd. Erst jetzt stellte ich fest, dass er nach Tabak roch. »Es ist so. Die Haut kann einen gewissen Schimmer haben, was ich allerdings nicht beeiden würde.«
    »Welchen Schimmer?«
    »Grünlich?« Er stellte das Wort als Frage.
    »Das haben Sie gesehen?«
    Er hob einen Finger. »Das glaube ich gesehen zu haben, Mister. Schwören würde ich es nicht.«
    »Dann haben Sie das Gleiche gesehen wie ich. Danke sehr. Es ist okay.«
    Er zog sich zurück, und Colette schüttelte den Kopf. »Was hast du gesehen, John?«
    »Den Schimmer.«
    »Ich nicht.«
    »Überwinde dich bitte und schau genau hin. Du wirst sehen, dass ich mich nicht getäuscht habe.«
    Die junge Kollegin atmete so schwer und tief aus, dass der Luftstrom die dunklen Haare des Toten zittern ließ. Für einen Job, den sie sich ausgesucht hatte, musste man eine gewisse Härte mitbringen, denn das hier waren Szenen, in denen sie nötig war.
    Sie beugte sich so weit über die Leiche, als würde sie eine Lupe in der Hand halten. Ich ließ sie schauen, spürte plötzlichen Durst, vielleicht auch deshalb, weil ich mir den widerlichen Geschmack aus dem Mund spülen wollte.
    Nach einer Weile richtete sie sich wieder auf und schaute in mein Gesicht.
    »Ist dir etwas aufgefallen?«
    »Sehr viele Tote habe ich noch nicht in meinem Leben gesehen, aber ich meine, dass die Haut zwar bleich ist, gleichzeitig aber einen leichten Grünschimmer zeigt.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, John.«
    Mein Lächeln wurde breit. »Dann, liebe Colette, hast du das Gleiche festgestellt wie ich. Die Haut hat einen grünen Schimmer.« Ich fasste den Toten an. »Sie ist zudem kälter als bei einer normalen Leiche. Es kommt mir beinahe so vor, als wäre dieser Tote innerlich regelrecht eingefroren.«
    Ihr Blick weitete sich. »Ja - geht das denn?«
    »Die Druiden waren Magier, sie besaßen Kräfte, von denen wir nicht viel wissen.«
    »Wie geht es weiter?«
    »Hier nicht mehr.«
    Colette war froh, den Raum verlassen zu können, ich nicht minder. Beide schauten wir zu, wie der Angestellte die Leiche abdeckte und die lange Lade wieder in das Regal schob. Dabei pfiff er noch ein Liedchen.
    Wer hier arbeitete, musste sich ein verdammt dickes Fell anschaffen, das stand fest.
    Beide waren wir froh, wieder auf dem Hof stehen zu können, wo ich in den dunklen Himmel schaute.
    »Bleibt es bei unseren Plänen, John?«
    Ich nickte bedächtig. »Es wird dabei bleiben, jetzt erst recht. Ich kann dir zwar keine Lösung präsentieren, aber wir müssen davon ausgehen, dass du vom Geist eines Druiden-Priesters verfolgt wirst, Colette. Darauf deuten die Spuren hin.«
    »Und den willst du auf der Insel finden?«
    »Ja, denn er will ja, dass du dorthin kommst.
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