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0630 - Das Tengu-Phantom

0630 - Das Tengu-Phantom

Titel: 0630 - Das Tengu-Phantom
Autoren: Jason Dark
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vor.«
    »Dann kamen Ihre Kollegen nicht aus der Firma?«
    »Nein, sie stammten aus dem Mutterland. Wahrscheinlich sollten sie die Schüler mit den alten Werten trimmen. Sie hatten ja auch keine Jugendlichen vor sich, sondern erwachsene Menschen, die im Konzern besondere Posten übernehmen sollten.«
    Wir rollten bereits am See entlang und hatten wenige Sekunden später die ersten Häuser und Ställe erreicht.
    Es sah eigentlich ganz friedlich aus. Die Schafe auf der Weide hatten sich von ihrem Schreck erholt und standen wieder zusammen, umkreist von dem Hund, der bellte, als er uns heranfahren sah, sich dem Wagen aber nicht in den Weg stellte.
    »Hier soll jemand wohnen?«, fragte Crawford.
    »Vor zwei Stunden zumindest war das der Fall«, erwiderte Suko und löste den Gurt, als das Fahrzeug hielt.
    Auch ich stieg aus. Wir traten hinaus in die Stille. Selbst die Wellen des nahen Sees plätscherten nicht.
    Suko schaute mich über den Rover hinweg mit gefurchter Stirn an. »Ich habe ein komisches Gefühl.«
    »Wie komisch?«
    »Weiß nicht. Irgendetwas gefällt mir nicht. Da ist was passiert.« Er drehte sich um und nahm dabei eine Haltung an, als würde er nach Spuren für ein Verbrechen suchen.
    Die fanden wir nicht.
    Ich bedeutete Crawford, zurückzubleiben, als ich auf die Tür des Mittelhauses zuschritt. Eigentlich hätten Vale und Judith erscheinen müssen, aber niemand ließ sich blicken.
    War der Tengu schneller gewesen?
    Suko kam hinter mir her. An der Tür holte er mich ein. Sie war geschlossen, aber nicht verschlossen.
    »Rechnen wir mit dem Schlimmsten!«, flüsterte er und zog seine Beretta, die ihm gegen den Tengu nicht helfen würde. Er hielt sie wohl mehr zur Beruhigung in der Hand.
    Ich drückte die Tür nach innen, stand sprungbereit und atmete etwas auf, als nichts geschah.
    Keiner ließ sich blicken. Niemand kam uns entgegen, keiner rief uns etwas zu.
    Als Erster übertrat ich die Schwelle, dicht gefolgt von meinem Freund Suko.
    Es sah alles aus, wie wir es verlassen hatten, mit allerdings einem Unterschied.
    Es fehlten die Menschen!
    Dafür entdeckten wir etwas anderes, und dieser Gegenstand lag mitten auf dem Tisch.
    Eine tote, schneeweiße Taube, die von einem schräg steckenden Pfeil durchbohrt war…
    ***
    Über das helle Gefieder war das Blut aus der Wunde gelaufen und hatte eine dünne, dunkelrote Spur hinterlassen. Neben der Taube hatte es sich auf dem Tisch verteilt und bildete dort eine kleine Lache, über der einige Fliegen summten.
    »Das Zeichen!«, flüsterte Suko.
    Ich nickte. Der Club der weißen Tauben hatte es hinterlassen. Ein Beweis für den Tengu? Dafür, dass er in der Nähe lauerte und darauf wartete, uns töten zu können?
    Ich ging tiefer in den Raum hinein und durchmaß ihn dabei mit sehr langsamen Schritten, weil ich mich durch nichts ablenken lassen wollte. Ich wollte den Fußboden und die Möbel nach Spuren untersuchen. Vielleicht fanden sich dort Blutflecken oder Abdrücke, die der Tengu hinterlassen hatte.
    Ich entdeckte nichts. Auch keinen Hinweis darauf, wo Vale und Judith steckten.
    Nur der Kamin gab den Geruch von kaltem Rauch und verkohltem Holz ab. Suko war nahe der Tür stehen geblieben. »Willst du auch im Keller nachschauen?«
    »Ja.«
    »Soll ich…?«
    »Nein, bleib mal hier. Das schaffe ich allein.«
    Die Lampe strahlte über die Treppenstufen. Hier sah ich Spuren, nur hatten wir die Abdrücke bei unserem ersten Besuch hinterlassen.
    Wieder nichts.
    Allerdings fand ich den Toten. Seine Lage war ebenfalls nicht verändert worden.
    Sehr nachdenklich ging ich zurück. Ich war davon überzeugt, dass der Tengu diesem Haus einen Besuch abgestattet hatte, und es kam mir vor, als hätte er uns eine Falle gestellt.
    Nur hielt er sich zurück.
    Mir fiel Sukos Gesicht auf, als ich den Wohnraum wieder betrat. Es war bleich. »Ist was passiert?«
    »Das kann man wohl sagen. Winston Crawford ist verschwunden…«
    ***
    Der Manager war draußen zurückgeblieben. Hätte ihn jemand gefragt, wie er sich fühlte, hätte er dem Frager geantwortet: einfach speiübel.
    Das war nicht übertrieben, denn dies hier gehörte nicht in die Welt des Winston Crawford. Er war Manager, er war ein Mann des Schreibtischs, dort saß er und traf wichtige unternehmerische Entscheidungen. Da war es ihm auch möglich, mit nur einer Unterschrift das berufliche Schicksal eines Menschen zu besiegeln. Aber außerhalb seiner Bürowände, der Bilanzen, der Computer und der blauen oder grauen Anzüge
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