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0630 - Das Tengu-Phantom

0630 - Das Tengu-Phantom

Titel: 0630 - Das Tengu-Phantom
Autoren: Jason Dark
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nichts und spürte, wie mir Eiskörner über den Rücken rieselten.
    »Hast du gehört?«, fragte Suko.
    »Ja, verdammt.«
    Mein Freund hob die Schultern. »Ob du es glaubst oder nicht, ich habe überall nachgesehen, was mir in der kurzen Zeit möglich war.« Er hob die Schultern. »Nichts.«
    »Spuren?«, fragte ich.
    »Auch nicht.«
    Ich ließ mich auf einen Stuhl nieder. »Der Tengu, Suko, er hat hier auf uns gewartet.«
    »Richtig.«
    »Fragt sich nur, wo er steckt.«
    Suko verdrehte die Augen, schielte zur Decke hoch, als könnte er ihn dort sehen, aber da war nichts.
    Ich atmete tief aus. Meine Blicke glitten durch die kleinen Fenster. Nichts bewegte sich dahinter.
    Wenn der Tengu irgendwo hockte, hielt er sich zurück und wartete sicherlich auf einen günstigen Augenblick, um zuschlagen zu können.
    »Ich plädiere für die zweite Möglichkeit.«
    »Weshalb?«
    »Ganz einfach, John. Da haben wir mehr Auslauf und Bewegungsfreiheit. Hier sind wir zu eingeengt.«
    Ich schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Verdammt noch mal, es ist unsere Schuld, wenn Crawford stirbt. Wir hätten ihn mit ins Haus nehmen sollen.«
    »Nein, John, auch hier hätte der Tengu lauern können. Wie du es auch drehst und wendest, es ist alles schlecht gelaufen. Wir haben uns einfach entscheiden müssen.«
    »Wie jetzt«, sagte ich leise und stand auf.
    »Richtig.«
    Mein Freund schaute zu, wie ich den Bumerang hervorholte und ihn auf der rechten Handfläche wog. Ob er ausreichte? Ich wusste es nicht, konnte es nur hoffen. Bisher jedenfalls hatte er mich noch nicht im Stich gelassen, aber ich hatte auch noch nicht gegen einen Tengu gekämpft. Wir hatten uns demnach auf Neuland begeben.
    Auch Suko bereitete sich gewissenhaft auf den Kampf vor, der unweigerlich folgen würde. Er hatte die Dämonenpeitsche gezogen und einen Kreis geschlagen.
    Drei Riemen waren hervorgerutscht. Sie stammten aus der Haut des mächtigen Dämons Nyrana und hatten eine verdammt starke Wirkung. Wer davon getroffen wurde, der hatte keine Chance. Viele Schwarzblüter hatte Suko mit der Peitsche vernichtet und mit ihren verfluchten Seelen das Reich des Spuks aufgefüllt.
    Ob sie aber gegen den Tengu reichte, war fraglich. Er war ein beinahe unbesiegbarer Dämon, wie wir von Mr. Isanga wussten. Auch als fast Toter schaffte er es immer noch, sich zu regenerieren, um den Kampf fortzusetzen.
    Er schaute mich an. »Okay!«
    »Sicher.«
    »Dann werde ich hinausgehen und Ausschau halten. Irgendwo wird Crawford stecken, auch wenn er tot sein sollte.«
    Suko ließ die Tür offen. Ich ging ihm nach, blieb vor der Schwelle stehen und sah, wie er sich abrupt umdrehte. »Was ist denn?«
    »Da liegt er, John!«
    Mehr brauchte Suko nicht zu sagen. Er hatte den Arm ausgestreckt, konnte ihn sehen, während mein Blickwinkel zu schlecht war und ich zudem noch im Haus stand.
    Auch ich wollte hinaus, doch da griff der Tengu schon an.
    Über mir hörte ich ein gewaltiges Schreien und Kreischen. Gleichzeitig krachte es, als hätte ein Donner das gesamte Haus zerfetzt.
    Es war nicht das Haus, sondern das Dach, das von den gewaltigen Kräften des Tengu und seinen Monstern regelrecht zerrissen wurde und in schweren Trümmern in die Tiefe segelte…
    ***
    Wenn ich eine Sekunde länger auf dem Fleck stehen blieb, würden mich die dicken Balken zusammen mit den Pfannen erschlagen.
    Das wusste ich und rannte auf die Tür zu, während hinter mir das Dach in den großen Raum stürzte.
    Ich stolperte noch über die Schwelle und klammerte mich an Suko fest, sonst wäre ich ausgerutscht und der Länge nach hingefallen.
    Die Grundmauern erzitterten, und wir hetzten aus der unmittelbaren Reichweite, weil wir außerdem einen besseren Blickwinkel haben wollten, um den Tengu zu sehen.
    Eine Staubwolke stieg wie ein gewaltiger Pilz in die Höhe. Sie nahm uns den größten Teil der Sicht, aber innerhalb der Wolke bewegte sich etwas.
    Ein großer Schatten, so mächtig, dass es nicht nur der Tengu allein sein konnte.
    »Der ist mit seinem Monster zusammen!«, rief ich und rannte zurück. Crawford hatte ich inzwischen gesehen und festgestellt, dass ihm der Tengu keine Chance gelassen hatte. Der Mann lebte nicht mehr. Er lag als verkrümmtes Bündel auf dem Weg.
    Noch hatten wir kein Ziel. Ich fragte mich mittlerweile, ob der Tengu fliegen konnte. Zuzutrauen war es ihm, besonders mit der Unterstützung des Monstrums.
    Es flog nicht, es sprang.
    Ohne Vorwarnung, für Suko und mich völlig überraschend,
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