Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
063 - Im Labyrinth des Ghuls

063 - Im Labyrinth des Ghuls

Titel: 063 - Im Labyrinth des Ghuls
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
sagen.
    Sandy wurde
noch bleicher, als sie von Natur aus schon war. Ihre Augen glänzten und wurden
feucht.
    »Mein Gott«,
krächzte sie, »was haben Sie mir denn da für ein Höllenkraut angedreht .« Mit zitternden Fingern drückte sie die Zigarette aus,
sprang blitzschnell in die Höhe und rannte ins Bad. Iwan Kunaritschew seufzte,
preßte mit zwei Fingern die Glut an seiner Zigarette ab und steckte das
Stäbchen wieder zu den anderen in das Etui.
    Er hörte, wie
Sandy im Bad das Wasser andrehte, wie sie sich einen Becher vollaufen ließ, den
Mund spülte und gurgelte.
    »Dagegen ist
es ja geradezu harmlos, ein paar Peperonis zu essen«, vernahm er ihre Stimme.
    Sie klang
noch immer angegriffen, als hätte sie gerade eine schwere Bronchitis
durchgemacht.
    Iwan zuckte
die Achseln. »Es ist immer dasselbe«, murmelte er vor sich hin. »Da glaubt man,
es wäre möglich, mal in Gesellschaft eine gepflegte Zigarette zu rauchen, und
schon ist’s wieder nichts! Die Freude an einem wahren, markigen Genuß ist den
meisten verlorengegangen, eigentlich schade .«
    Als Iwan
Kunaritschew wenig später die Straße betrat, war die Luft kühl und feucht. Die
Sonne, die am wolkenlosen Himmel stand, täuschte.
    Der Russe
nahm das Miniaturfunkgerät aus der Tasche und versuchte, mit seinem Kollegen
Larry Brent Kontakt aufzunehmen.
    Die beiden
Agenten waren so weit voneinander entfernt, daß die Geräte bis zur Grenze
belastet wurden. Iwan Kunaritschew konnte die Stimme nur sehr leise und unter
kratzenden Geräuschen vernehmen.
    »Ich kann
dich kaum verstehen, Brüderchen«, ertönte Larry Brents verzerrte Stimme aus dem
kleinen Lautsprecher. »Nur, daß du mit deinem Besuch bei Bracziskowsky Pech
hattest .«
    Iwan
Kunaritschew mußte schon genau hinhören, um etwas mitzubekommen. Manchmal waren
es nur Wortfetzen, die er empfing. »Bei uns sieht es besser aus… kannst
herkommen… sprechen darüber… an Ort und Stelle .«
    X-RAY-3
beschrieb seinem Freund die Stelle in Soho, wo er sich gerade aufhielt. Es war
die Rede von einer kleinen, alten Kirche mit anschließendem Friedhof.
    »Choroschow,
Towarischtsch«, sagte Iwan Kunaritschew abschließend. »Ich komme .«
    Er nahm sich
ein Taxi. Nach einer langsamen Fahrt von zehn Minuten ging es endlich etwas
zügiger voran. Der Fahrer, ein waschechter Schotte mit einem buschigen
Oberlippenbart und einem freundlichen Grinsen, steuerte das Taxi mit dem
röhrenden Motor durch den dicksten Verkehr.
    Sie befuhren
die Straße, die direkt am Buckingham-Palast entlangführte. Hunderte von
Touristen waren schon auf den Beinen und versuchten den vordersten und
günstigsten Platz am Zaun zu erwischen. Regelmäßig morgens um die gleiche Zeit
fand im Hof vor den Augen der Besucher die berühmte Wachablösung statt. Und wer
London ohne die Horse Guard und die Wachablösung am Buckingham-Palast gesehen
zu haben verließ, der hatte die Stadt eigentlich nicht gesehen.
    Die Menschen
waren mit Fotoapparaten und Videokameras bewaffnet.
    Im
Vorüberfahren warf Iwan Kunaritschew einen Blick zur Seite. Er sah die beiden
Wachtposten, deren Wetterhäuschen unmittelbar neben dem Tordurchlaß im
Palasthof standen und die vor den tiefliegenden Fensterreihen in regelmäßigen
Abständen auf dem schmalen Betonstreifen marschierten. Der Russe fand das
ulkig.
    Die beiden
Posten spazierten gemächlich etwa fünfzehn bis zwanzig Meter zur Seite, rissen
dabei die Knie ziemlich weit hoch, drehten am Endpunkt zackig und marschierten
mit der gleichen Gangart wieder zum Häuschen zurück, dort erfolgte wieder eine
zackige Wende, wobei sie jedesmal auf den Boden stampften, als gelte es, einem
spanischen Flamencotänzer den Rang abzulaufen.
    Es ging
Richtung Soho. Je näher sie dem Stadtteil kamen, desto schleppender wurde die
Fahrt. Die Straßen in diesem alten Viertel waren eng und überfüllt. An einer
Straßenecke stand ein Tieflader, der direkt vor einem Antiquitätengeschäft
parkte. Drei Männer waren bemüht, ein wahres Ungetüm von wurmzerfressenem
Schrank zu entladen und dann durch die verhältnismäßig schmale Tür des
Geschäftes zu bringen. Das erwies sich als Schwierigkeit.
    An der Geste
des einen Möbelträgers war zu erkennen, daß er vorschlug, die wuchtigen,
gekrümmten Beine abzusägen. Wie die Sache schließlich geklärt wurde, erfuhr der
Russe nicht. Der Fahrer bog nach links ab.
    »Jetzt haben
wir’s gleich«, grinste der Schotte und warf einen Blick in den Innenspiegel.
    Iwan
Kunaritschew verzog die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher