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063 - Im Labyrinth des Ghuls

063 - Im Labyrinth des Ghuls

Titel: 063 - Im Labyrinth des Ghuls
Autoren: Larry Brent
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Kneipe
Last Rose lag in einer der typischen, engen Gassen, wie man sie vor der
Jahrhundertwende noch kannte.
    Nur wenige Schritte von ihm entfernt stand eine Laterne am
Straßenrand, deren weißer Lichthof vom Nebel fast geschluckt wurde. Paul Morey
konnten die augenblicklichen Wetterverhältnisse nur recht sein. Bei diesen
Bedingungen sah man ihn schlecht. Sein Körper wurde zum Schemen.
    Aber seine
Verfolger richteten sich nach den Geräuschen. Das Klappern seiner Absätze
verriet genau die Richtung, in die er sich bewegte.
    Paul
passierte eine Telefonzelle. Er konnte es nicht riskieren, die Polizei zu
verständigen. Außerdem hatte er sich selbst schuldig gemacht. Er hatte
tatsächlich seine Zeche geprellt.
    Vier Zeugen
konnten gegen ihn aussagen. Marnie, Jenny und die anderen steckten unter einer
Decke.
    Wenn er noch
mal mit heiler Haut hier rauskam, dann durfte er sich auf keinen Fall mehr
sehen lassen.
    Paul rannte
durch die dunkle, neblige Gasse. Er hielt sich dicht an der Hauswand. In den
anschließenden Häusern hatten sich hauptsächlich Bars und andere
Vergnügungslokale etabliert. Die Türen waren fest verschlossen, um die kühle
Nachtluft draußen zu lassen.
    Er fröstelte.
Er trug nur eine dünne Jacke über dem offenen Sporthemd. Seinen Mantel hatte er
in der Kneipe zurückgelassen.
    Paul Morey
rannte bis zum Ende der schmalen Gasse. Er atmete schnell und stoßweise, sein
Herz schlug heftig, und der Schweiß rann ihm trotz der Kälte über die Stirn und
fing sich in den Augenwinkeln. Die schlechte Sicht trug mit dazu bei, daß er
nach zehn Minuten in eine Gegend geriet, die er nicht kannte. Die Häuserreihen
waren dunkel, die Gasse so schmal, daß ein normaler PKW in der Breite nicht
durchgekommen wäre.
    Eine
Sackgasse.
    An einer
Hauswand standen ein altes, verrostetes Rad und drei Mülltonnen, die überfüllt
waren und aus denen der Unrat quoll. Es stank erbärmlich, und Paul Morey
rümpfte die Nase.
    Argwöhnisch
warf er einen Blick zurück, blieb kurz stehen und lauschte. Die Schritte waren
weit entfernt. Offenbar hatten seine Verfolger die Spur verloren.
    Er atmete auf
und drehte sich um.
    Ungewollt
stieß er mit dem linken Arm gegen den lose auf der Mülltonne liegenden Deckel.
    Das Geräusch,
das der auf den Boden schlagende Deckel verursachte, hallte durch die Nacht.
    Paul Morey
fluchte leise vor sich hin. Es ging aber auch alles schief!
    Er mußte
schneller werden. Seine Beine bewegten sich nur schwerfällig. Das Laufen fiel ihm
nicht leicht. Er stolperte über den Rand eines Bürgersteigs. Nur eine
Handbreite von ihm entfernt ragte ein dunkler Eisenpfosten aus dem Boden, an
dessen oberer Spitze eine defekte Lampe hing, die nicht mehr leuchtete.
    Paul Morey
überquerte einen freien Platz und erkannte, daß es ein Hof war, um den sich
mehrere alte, schmalbrüstige Häuser formierten. Alle Fenster waren dunkel. Die
Luft um ihn herum still bis auf leise Schritte, die ihn darauf aufmerksam
machten, daß er es doch noch nicht geschafft hatte.
    Du mußt in
ein Haus, zuckte es plötzlich in seinem Gehirn auf. Er mußte sich verstecken.
    Als er diesen
Gedanken gefaßt hatte, setzte er ihn so schnell wie möglich in die Tat um.
    Da war eine
alte Lagerhalle, aber die schien ihm nicht sicher genug. Neben einem Wohnhaus
stand noch das Skelett einer Ruine aus dem letzten Krieg. Hier in London konnte
man gerade in Soho und in der Nähe der Kingsroad noch auf Trümmergrundstücke
stoßen, die von Luftangriffen herrührten. Die Eigentümer hatten sich nicht
entschließen können, die zerbombten Häuser noch mal aufzubauen. Außerdem waren
im Lauf der Jahrzehnte die Auswirkungen von Wind und Wetter hinzugekommen. Das
Gemäuer war morsch und baufällig. Ein Schild warnte vor dem Betreten des
Grundstücks.
    Paul Morey
hatte keine Lust, sich das Genick zu brechen. Er versuchte sein Glück am
Nachbarhaus, das ziemlich ramponiert aussah. Anstelle von Scheiben steckten in
einzelnen Fensterrahmen Sperrholzplatten oder waren breite, durchsichtige
Plastikbahnen gespannt. Die Tür zum Hausflur war nur angelehnt. Das Schloß
funktionierte schon lange nicht mehr. Dennoch wiesen vereinzelte Anzeichen
daraufhin, daß diese Bruchbude noch bewohnt war.
    Ein
guterhaltenes Rad stand an die Hauswand neben der Treppe gelehnt, die
Mülltonnen waren gefüllt und legten Zeugnis vom Lebensstandard der Bewohner ab.
Von Wohlstandsmüll konnte hier nicht gerade die Rede sein. Mitten im Herzen
einer Millionenstadt glaubte man sich
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