Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
hatte keinen Zweck. Das wäre sicherer Untergang gewesen. Man hätte erwarten müssen, daß Eli Boß und seine Kumpane sie als Zielscheibe benützt haben würden. Es blieb ihm nur eins übrig. Er spähte nach dem Zerstörer aus, der Befehl erhalten hatte, auszufahren und ihn draußen auf See zu treffen; aber er war noch nicht in Sicht.
    »Ich werde sie einnebeln«, sagte Dick.
    Er griff in die Bereitschaftskiste, entnahm ihr zwei handliche Tränengasbomben und warf sie über Bord.
    »Machen Sie sich bereit zu springen!«
    Dick drosselte den Motor. Die Maschine sackte langsam ab. Wenige Meter über Deck sprangen die beiden Insassen aus dem Flugzeug. Dann gab es einen furchtbaren, donnerähnlichen Krach, die beiden Flügel der Maschine zerschellten zwischen Schornstein und Kommandobrücke.
    Das Tränengas hatte sich durch den steifen Seewind bereits verzogen. Tiger Trayne lag nach dem Absprung einen Augenblick besinnungslos am Boden. Als er wieder auf den Füßen stand, sah er Dick Hallowell nach hinten rennen, hörte das scharfe Krachen einer Pistole und folgte ihm auf dem Fuß. Der erste Mann, den er erkannte, war Eli Boß. Sein grauer Bart war rot und mit Blut verklebt. Seine schrecklichen Augen blickten wie irrsinnig.
    »Wo ist Miss Joyner?«
    Eli zeigte schwach nach unten, und als Tiger Trayne über das Geländer blickte, sah er das weiße Gesicht des Mädchens, das in einer Ecke des Decks zusammengekauert lag. Sie war ohnmächtig geworden. Er sprang die Treppe hinunter und hob die bewegungslose Gestalt auf, streichelte ihr Gesicht und sprach in zärtlichen, abgerissenen Worten zu ihr »Sie haben Graham niedergeschlagen!«
    Er sah über die Schulter zu Dick Hallowell.
    »Niedergeschlagen… Graham? Wo ist er? Nehmen Sie sie.«
    Dicks Arme schlossen sich um Hope, und Tiger Trayne näherte sich der reglosen Gestalt auf dem Hinterdeck.
    Es sah so aus, als ob Graham Hallowell nur noch ein paar Stunden zu leben hätte. Er lag bewegungslos in einer großen Blutlache, und Trayne dachte zuerst, er sei tot. Er beugte sich nieder und untersuchte ihn kurz. Einige Jahre hindurch hatte Tiger Trayne ein großes Londoner Hospital als Arzt geleitet. Er erkannte aber, daß die einzige Gefahr der zerschmetterte Arm war. Er band ihn schnell ab, um die Blutung zu stillen. Dann stieg er auf das obere Deck. Die Maschinen der >Pretty Anne< standen still. Das Oberdeck sah durch die Bruchlandung sehr mitgenommen aus. Der Schornstein zeigte seitwärts ein großes ausgezacktes Loch, aus dem in dicken Schwaden der Rauch hervorquoll. Sämtliche Scheiben der Kommandobrücke waren zersplittert.
    Die Leute, die Graham angegriffen hatten, lagen selbst schwer verwundet umher oder waren in ihre Kojen verschwunden. Der alte Eli Boß wurde von seinem Sohn verbunden. Sie waren in der Nähe der zertrümmerten Schiffsbrücke. Neben ihnen lag ein Toter, es war Joab Boß, den Graham mit seinem letzten verzweifelten Schuß niedergestreckt hatte.
    »Wo ist Warrington?« fragte Trayne.
    »Weiß ich nicht«, gurgelte der Kapitän.
    Trayne sah sich um.
    »Ob wir wohl dieses Boot ins Wasser bringen können?« fragte er Dick Hallowell.
    Es war das kleine Motorboot, in dem man Hope von London aus auf das Schiff gebracht hatte. Die Kräne schwangen noch nach außen. Es war einigermaßen schwierig, die Reste der Schiffsmannschaft zusammenzubringen, aber nach einer Weile war das Boot aufs Wasser gelassen und trieb neben dem Wellendeck. Aber es war nicht nötig, eine so waghalsige Fahrt zu machen. Der Zerstörer war in Sicht gekommen und näherte sich schnell. Bald war er so dicht bei ihnen, daß man das Rasseln des Maschinentelegrafen hören konnte, als der Kapitän stoppen ließ…

23
    Es ist ein alter Grundsatz, daß Regierungen über dem bürgerlichen Gesetz stehen. Vier Leute warteten in verschiedener Stimmung, daß sich die zermalmenden Räder der Gerechtigkeit in Bewegung setzten. Graham Hallowell war sehr schwach – und gleichgültig gegen seine Umgebung, als er sich langsam wieder erholte. Er hatte nur eine Klage.
    »Es wäre fürchterlich, wenn ich jetzt, wo ich dich erst richtig kennengelernt habe, Diana, wieder ins Gefängnis müßte.«
    Sie lächelte ihn an.
    »Das wird nicht geschehen, Graham«, sagte sie. »Ich fühle, daß es nicht geschehen kann. Sie haben ja ihre Krone zurück, und kein Wort davon ist in die Zeitung gekommen. Ich glaube nicht, daß sie jetzt noch einen Prozeß anstrengen werden. Aber wenn sie es doch tun sollten – «
    Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher