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0626 - Kampf der Gehirne

Titel: 0626 - Kampf der Gehirne
Autoren: Unbekannt
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auf der Seite des Pultes ein paar Elektroden, aus deren Form sich erraten ließ, daß sie dazu gedacht waren, auf einen menschlichen oder menschenähnlichen Schädel zu passen. Sie waren an ein Gerät angeschlossen, das es dem Benutzer erlaubte, unter verschiedenen Kommunikationskanälen zu wählen. Hier hatte Hactschyten den Beweis für die Richtigkeit der Behauptung, die der Rote Anatom einst aufgestellt hatte: Daß Selki-Loot regelmäßig gegen Mitternacht den Gehirnspeicher aufsuchte und sich mit den hier gelagerten Gehirnen unterhielt. Ob es ihm daran lag, sich an der Qual der geraubten Bewußtseine zu weiden, oder ob er wirklich davon überzeugt war, daß derartige Unterhaltungen der geistigen Gesundheit der Gehirne zuträglich waren, blieb dahingestellt.
    Inzwischen hatte Heltamosch den eigentlichen Speicher aufmerksamer als bisher durchsucht und einen Behälter gefunden, der abseits von den anderen stand und von dem eine direkte Drahtleitung zu dem Wählgerät auf der Konsole führte. Er machte Hactschyten darauf aufmerksam. Es bestand kein Zweifel daran, daß es sich bei dem abgesonderten Gehirn um das Organ handelte, das in Heltamoschs Schädel hätte Platz finden sollen.
    Hactschyten begann, an der Konsole zu hantieren. Zwei der Duynter standen ihm zur Seite und leuchteten ihm mit kleinen Stablampen. Ein dritter Mann hatte sich draußen postiert, um sofort zu melden, wenn sich jemand dem Speicher näherte. Es waren noch drei Stunden bis Mitternacht. Hactschyten hatte berechtigte Hoffnung, die Schaltung der Konsole bis zu Selki-Loots nächtlichem Besuch so zu verändern, daß dem Navater die Überraschung seines Lebens zuteil würde. Der Speicherraum bot genügend Versteckmöglichkeiten für fünf Mann. Sie würden Selki-Loot hier erwarten.
     
    *
     
    Zögernden Schritts betrat der Navater sein Heiligtum. Ihn, den abgebrühten Wissenschaftler, der den größeren Teil seines Lebens damit zugebracht hatte, mit fremden Organen zu hantieren und zu manipulieren, überfiel jedesmal ein eigenartiger Schauder, wenn er diesen Raum betrat, in dem Hunderte von körperlosen Bewußtseinen aufbewahrt wurden. Ob es die Heiligkeit des Lebens war, die ihn beeindruckte, oder die unterbewußte Schuld, die sich angesichts der vielen geraubten Gehirne bemerkbar machte, das wußte er selbst nicht zu sagen.
    Er überflog den langgestreckten Raum mit einem flüchtigen Blick. Dann ließ er sich hinter der Konsole nieder. Er hatte seine eigene Routine, nach der er sich an jedem Abend mit einigen der hier versammelten Bewußtseine unterhielt. Es gab solche, mit denen er gerne sprach, und andere, mit denen er ungern Gedanken austauschte. Aber er war ein gerechter Meister. Er unterhielt sich mit denen, die er mochte, ebenso oft und nicht öfter als mit denen, die ihm unbehaglich waren.
    Jeweils zum Ende seiner nächtlichen Sitzung sprach er zu dem Gehirn, das einst in Heltamoschs Schädel seinen Platz finden und ihm, Selki-Loot, zum Besitz der Macht über das große Naupaumsche Raytschat verhelfen sollte. Dies war das einzige Bewußtsein in diesem Raum, das ihm freundlich gesinnt war. Er hatte es darauf präpariert, daß es freiwillig in ihm seinen Meister sah. Er schaltete die Konsole ein und wählte den ersten Kanal.
    Dann schob er sich die Elektroden über den Schädel.
    „Verbrecher!" schrillte es ihm telepathisch entgegen. „Wann wird dich endlich der Teufel holen? Hoffentlich nicht, bevor die Welt darauf aufmerksam geworden ist, was hier vorgeht!"
    Selki-Loot lächelte boshaft.
    „Ich sehe, Sie sind voller Energie, Sylkanosch, mit Ihnen brauche ich mich heute nicht weiter abzugeben."
    Er schaltete auf den nächsten Kanal. Dort herrschte Schweigen.
    „Presaap?" fragte er vorsichtig.
    Nichts rührte sich.
    „Presaap, melden Sie sich!"
    „Ich unterhalte mich nicht mit Ceynach-Verbrechern", lautete die düstere Antwort.
    Befriedigt wählte Selki-Loot weiter. Er sprach mit vierzig Gehirnen in dieser Nacht. Die Unterhaltung bestand gewöhnlich nur aus zwei oder drei Sätzen. Sie waren alle voller Zorn und Haß. Zorn und Haß erhielten am Leben. Er brauchte nicht zu befürchten, daß eines dieser Gehirne in Kürze unbrauchbar würde.
    Zum Schluß wählte er Heltamoschs Ersatzgehirn. Er freute sich auf den Gedankenaustausch.
    „Heltamosch, wie geht es Ihnen?" erkundigte er sich.
    „Mir geht es gut", erklang die erstaunlich forsche Antwort, „aber das habe ich nicht dir zu verdanken, du alter Schurke!"
    Er brachte vor Entsetzen
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