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0621 - Die Vergessene von Avalon

0621 - Die Vergessene von Avalon

Titel: 0621 - Die Vergessene von Avalon
Autoren: Jason Dark
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kommunizieren.«
    »Mit… mit Leichen?«
    »So ist es, Brian. Du weißt es vielleicht nicht, deshalb will ich es dir erklären. Nur der Körper stirbt, der Geist aber bleibt erhalten. Er kann nicht vergehen, er wird eindringen in den gewaltigen Kreislauf des Kosmos’ und dort bleiben.«
    Fuller stierte ins Leere. Die Waffe hatte er wieder verschwinden lassen und preßte eine Hand gegen seine Stirn, als könnte er die Worte der Blinden nicht begreifen. Er ließ sie reden, hörte aber nicht zu, denn er dachte an sein eigenes Schicksal und unterbrach sie mit einem hart klingenden Satz.
    »Jetzt hör mir mal zu, Süße.«
    Melu hatte sich in einen Sessel gesetzt und die Hände auf ihre Knie gelegt. Sie sah sehr zerbrechlich aus. Der kleine Sessel schien für sie einfach zu klein zu sein. »Bitte, sprich!«
    »Ich bin gekentert. Ich will so schnell wie möglich weg. Ich habe keine Lust, noch einen Tag länger hier bei dir zu bleiben, denn ich muß noch etwas holen. Bald wird hier eine Frau erscheinen, die mich abholt. Dann kannst du meinetwegen nach Avalon gehen und dich dort heilen lassen. Wenn du willst, pack dir die Leichen deiner Eltern ein und nimm sie mit in deine Welt.«
    »Du bist auf der Flucht, nicht wahr?«
    Die einfachen Worte lösten bei Fuller einen mittelschweren Schock aus. »Ach – woher weißt du das?«
    »Ich kann es spüren.«
    »Wie spüren?«
    »Man fühlt es. Ich fühle es, denn ich bin in der Lage, Strömungen aufzunehmen.«
    »Und was ströme ich ab?«
    »Angst und Erwartung. Beides mischt sich bei dir. Du trägst an einem schweren Schicksal.«
    Der Ausbrecher hatte sich auf eine Sessellehne gesetzt. Er nickte Melu zu, ohne daß sie es sehen konnte. »Stimmt, Süße, du hast richtig gefühlt. Ich befinde mich in einer Klemme, denn ich bin abgehauen. Ich schaffte den Ausbruch aus dem Knast, besorgte mir ein Boot und bin damit raus aufs Meer. Dann kam der Sturm auf, erinnere dich an die vergangene Nacht. Mein Boot war leider nicht seefest genug. Eine Welle zertrümmerte es. Ich hatte Glück, konnte mich an einer Planke festklammern und wurde ans Ufer gespült. Da hast du mich gefunden, Süße. Jetzt will ich so rasch wie möglich weg, das ist verständlich.«
    »Ja, in deiner Lage.«
    »Schön, wir sind uns einig.«
    »Und die Frau holt dich ab?«
    »Richtig.«
    »Was hast du getan, Brian? Weshalb mußtest du hinter Gitter? Man sperrt keinen grundlos ein.«
    »Das stimmt schon. Ich wurde eingebuchtet, weil ich Robin Hood gespielt habe.«
    »Wie das?«
    »Du kennst doch Robin Hood. Das ist der, der es den Reichen nahm, um es den Armen zu geben. Hast du noch nie von ihm gehört, dem edlen Ritter?«
    »Klar.«
    »Ich war so etwas wie ein moderner Robin Hood. Ich habe es auch den Reichen genommen, aber den reichen Banken. Verstehst du?« Er lachte laut und blechern.
    »Ein Bankräuber?«
    »Genau, Süße, nur hat man mich beim fünften Bruch leider erwischt. Dann bin ich geflohen, ich wollte nicht über zehn Jahre hinter Gittern hocken. Du merkst also, daß ich nichts mehr zu verlieren habe und über die Leichen derjenigen gehen werde, die mich verraten wollen. Ich hoffe, du hast mich nicht verraten.«
    »An wen sollte ich dich…?«
    »Zum Beispiel an Sinclair. Mit dem hast du telefoniert.«
    »Ja, nur hat das mit dir nichts zu tun. Das ist eine Sache zwischen mir und ihm.«
    »Hoffentlich.«
    Melu holte tief Atem. Noch immer saß sie sehr ruhig in ihrem Sessel. »Was willst du jetzt unternehmen?«
    »Warten, was sonst?«
    »Auf sie?«
    »Ja, Süße. Sie heißt Loraine, holt mich, ab und ist ein geldgieriges Luder. Sie weiß, daß ich die letzte Beute versteckt habe und will ihren Anteil.«
    Melu schüttelte den Kopf. »Dann hat sie nicht aus Liebe zu dir gehandelt?«
    Fuller erstickte fast an seinem Lachen. »Aus Liebe, sagst du? Nein, sie hat sicherlich nicht aus Liebe gehandelt. Sie will Geld, nur Geld. Alles andere ist unwichtig.«
    »Aber Geld ist doch nicht das Leben.«
    »Sorry, da komme ich nicht mit, Kleine. Für mich ist Geld enorm wichtig. Ohne die Scheine wirst du verachtet, ausgestoßen, abgeschoben, wenn du verstehst.«
    »Das ist alles möglich. Für mich kommt es dabei auf den Menschen an. Er hat doch die entsprechende Kreativität und Phantasie. Er wird schon dafür sorgen, daß er nicht untergeht, wenn er sich an bestehende Gesetze hält. Er muß sein Gehirn einsetzen. Er hat Verstand, das unterscheidet ihn von den Tieren.«
    »Eine tolle Philosophie, wirklich. Nur kann ich
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