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0621 - Die Vergessene von Avalon

0621 - Die Vergessene von Avalon

Titel: 0621 - Die Vergessene von Avalon
Autoren: Jason Dark
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scharf und wählte Loraines Nummer.
    Viermal tutete es durch, dann hob sie ab und hörte sich auf eine gewisse Art und Weise atemlos an.
    »Ich bin’s, Loraine.«
    »Ha.« Ihr Ruf klang kieksend. »Du hast es geschafft? Trotz des Orkans, der plötzlich tobte?«
    »Ja, ich habe es gepackt. Bist du allein?«
    »Klar doch, wer…?«
    »Da läuft Musik.«
    »Ich habe das Radio an.«
    Brian war mißtrauisch. Loraine half ihm nicht aus Liebe, das wußte er. Sie war scharf auf sein Geld und nebenbei noch ein geiles Luder. »Ich habe das Gefühl, daß du nicht allein bist, Süße. Schmeiß den anderen raus, aber fix. In zehn Minuten rufe ich noch einmal an, dann reden wir weiter.«
    »Aber ich bin…«
    Er legte auf, bevor sie den Satz beenden konnte, drehte sich um und erschrak fast, als er Melusine de Lacre im Zimmer stehen sah, Kleidungsstücke ihres Vaters über dem rechten angewinkelten Arm hängend. Hatte sie etwas gehört?
    »So, hier sind die Sachen.« Sie sprach völlig normal und gab sich ganz natürlich.
    »Danke.« Er nahm sie ihr ab.
    »Ich würde an deiner Stelle vorher duschen. Das ist besser. Wenn du in den Flur gehst, findest du das Bad hinter der letzten Tür am Ende des Ganges. Seife und Handtücher…«
    »Das mache ich später. Ich muß zuvor noch kurz telefonieren. Du kannst ruhig in die Küche gehen und dich um deinen Kaffee kümmern. Der steht noch aus.«
    »Natürlich, sorry, wie konnte ich das nur vergessen?«
    Sie drehte sich um. Fuller staunte sie an, denn sie bewegte sich wie ein Mensch, der sehen konnte. Das wollte ihm nicht in den Sinn, aber er mußte sich zunächst um andere Dinge kümmern.
    Brian vergaß das Mädchen und auch seine Erzählungen. Er dachte an die nahe Zukunft, und die wiederum hing eng mit Loraine Harper zusammen. Sie hatte einige Jahre an seiner Seite gehangen wie eine Klette. Damals war es ihm auch gutgegangen, da hatte er so manchen Laden allein ausgeraubt. Bei der fünften Bank hatten sie ihn fast erwischt. Soeben noch hatte er die Beute von achtzigtausend Pfund verstecken können, bevor die Bullen hereinschneiten.
    Er hatte sich nicht gewehrt, denn er wollte nicht zu lange im Knast bleiben. Leider war es den Bullen gelungen, ihm die anderen vier Brüche ebenfalls nachzuweisen. Für fünfzehn Jahre hatten sie ihn hinter Gitter stecken wollen.
    Fünfzehn lange, verfluchte Jahre.
    Es war ein Schock gewesen, auch für Loraine. Klar, daß sie nicht die Zeit über auf ihn warten würde, aber sie war scharf auf sein Geld. Im Knast hatte sie ihn oft nach dem Versteck gefragt, doch er hatte den Mund gehalten.
    Kein Wort war über seine Lippen gedrungen. Nicht einmal einen vagen Hinweis hatte er dieser Frau gegeben, um ihre Gier nicht noch weiter anzufachen. Er hatte ihr versprochen, abzuhauen. Wenn sie ihm half, war sie aus dem Schneider.
    Nach drei Jahren war ihm die Flucht gelungen. Loraine hatte mitgespielt. Von anderen Männern war bei Besuchen im Knast nie die Rede gewesen. Nur wußte Fuller genau, daß seine Loraine nicht abstinent bleiben würde, dazu war sie einfach nicht der Typ, hätte er auch nicht verlangen können. Daß sie aber nach seiner Flucht mit einem Kerl zusammen war, ärgerte ihn schon, und er hatte beschlossen, ihr keinen Schein von der Beute abzugeben. Vielleicht bekam sie ein Grab in der Themse. Diesen »Lohn« hatte sie sich seiner Ansicht nach verdient.
    Er schaute auf die Uhr. Es waren erst neun Minuten vergangen.
    Auf die eine Minute kam es nicht mehr an. Als er wählte, hob sie sofort ab und war auch nicht mehr so atemlos.
    »Ist er weg?«
    »Wer?«
    »Dein Liebhaber.«
    »Hör auf, Mann. Sag lieber, was Sache ist.«
    Fuller lachte, weil er sich plötzlich obenauf fühlte. »Also, Süße, ich kenne das Versteck.«
    »Weiß ich.«
    »Okay, du willst einen Teil der Mäuse abhaben. Sollst du auch, Süße, aber du mußt tun, was ich will.«
    »Red schon!«
    »Ich will, daß du herkommst.«
    »Wohin?«
    Er erklärte es Loraine, die hin und wieder aufschrie und ihm erklärte, daß sie das alles nicht behalten könnte und sich die Wegbeschreibung notieren müßte.
    »Beeil dich.«
    »Bist du denn nicht allein?«
    »Nein.«
    »Wer ist bei dir?«
    »Die Person kennst du nicht, wirst sie aber noch sehen. Sie bedeutet keine Gefahr.« Er hatte bewußt neutral gesprochen.
    »Wann soll ich denn fahren?« fragte sie nun ziemlich kleinlaut.
    »Sofort, verdammt!« Fuller regte sich auf. Obwohl es bisher keinen Grund dafür gab, hatte er das Gefühl, immer mehr in die
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