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0620 - Reise durch den Zeitstrom

Titel: 0620 - Reise durch den Zeitstrom
Autoren: Unbekannt
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Flottentender wirksam wurde und ihn unerbittlich an sich zerrte.
    All diese Korrekturen führten der Autopilot in Zusammenarbeit mit der Bordpositronik und den robotischen Steuersegmenten getreu der Programmierung „Tender auf Erd-Umlaufbahn" automatisch aus.
    Unter normalen Bedingungen, wenn im Erdraum reger Schiffsverkehr geherrscht hätte, wäre dieses Manöver ohne die Mitwirkung eines erfahrenen Emotionauten und einer ausgebildeten Mannschaft nicht durchzuführen gewesen. Aber der fehlende Verkehr ermöglichte es dem Bordrechner relativ einfach, eine Umlaufbahn einzuschlagen. Die Hindernisse, die im Orbit geparkt waren, waren sozusagen starr und an fixierten Punkten verankert und ließen sich in einfachen Hochrechnungen bestimmen.
    „Es ist unglaublich", murmelte Alaska Saedelaere.
    „Was?" fragte Kol Mimo und wischte sich mit einer fahrigen Bewegung über die Augen. Er starrte so intensiv auf die Armaturen des Kommandopults, daß sie vor seinen Blicken verschwammen.
    „Ich versuche, es mir vorzustellen, aber es will mir einfach nicht gelingen", sagte Saedelaere wieder. Er hatte sich auf der Lehne des Kontursessels aufgestützt und starrte auf den Bildschirm.
    „Was ist unglaublich?" fragte Kol Mimo.
    „Daß wir in der Lage sein sollen, an dieser Stätte des schleichenden Todes neues Leben erblühen zu lassen", antwortete Saedelaere mit schwacher Stimme. „Ein kurzer Trip in die Vergangenheit... Das soll ein Allheilmittel sein?"
    „Mit der Reise in die Vergangenheit ist es nicht getan", entgegnete Kol Mimo geduldig, obwohl es ihm schon leid war, immer wieder die gleichen Fragen zu beantworten. „Das Zeitparadoxon ist ausschlaggebend. Wir müssen bewußt und überlegt ein Zeitparadoxon herbeiführen, um den Lauf der Zeit zu unseren Gunsten zu verändern."
    Eine helle Glocke schlug an, und auf dem Kommandopult leuchteten eine Reihe von Tasten grün auf.
    Das war das Zeichen dafür, daß das Anflugmanöver beendet war und der Flottentender eine Umlaufbahn um die Erde eingeschlagen hatte.
    „Was tun Sie da?" fragte Alaska Saedelaere schwach, als er sah, wie Kol Mimo in seiner Medo-Tasche kramte.
    „Ich kümmere mich um Mentro Kosum", antwortete Kol Mimo gedankenverloren, während er eine Spritze mit dem Psychopharmakon füllte. „Er muß den Flottentender auf der Erde landen."
    „Kann ich Ihnen behilflich sein?" bot sich Alaska Saedelaere an.
    Er erhob sich mit äußerster Willensanstrengung aus dem Kontursitz und machte drei Schritte. Plötzlich drehte er sich um seine eigene Achse und sank zusammen.
    Kol Mimo konnte sich im Augenblick nicht um ihn kümmern. Er injizierte Mentro Kosum die vierfache Dosis des Psychopharmakons. Aber außer einem Zucken im Gesicht war bei dem Emotionauten keine Wirkung festzustellen.
    „Kosum!" rief Kol Mimo eindringlich und schlug ihn einige Male links und rechts auf die Wange. „Kosum, kommen Sie zu sich.
    Wir haben Terra erreicht. Sie müssen den Tender landen!"
    Kosum schlug die Augen auf und starrte ins Leere.
    „Ja", murmelte er. „Wir sind am Ziel... Jetzt ist die Menschheit gerettet..."
    Er tastete wie ein Blinder um sich.
    Kol Mimo spürte, wie sich etwas in ihm verkrampfte.
    Der Emotionaut war körperlich und geistig nur noch ein Wrack, es war nahezu unverantwortlich, ihn künstlich aufzuputschen.
    Aber Kol Mimo hatte keine andere Wahl.
    Er füllte die Spritze neuerlich mit der vierfachen Dosis des Psychopharmakons und injizierte es Mentro Kosum in die andere Vene.
    Der Körper des fast zwei Meter großen Mannes erzitterte, als das Mittel zu wirken begann. Er öffnete den Mund und gab ein kehliges Stöhnen von sich, seine Hände verkrampften sich um die Sitzlehnen.
    Seine glasigen Augen starrten ins Leere: „Können Sie den Tender steuern, Kosum?" sprach Kol Mimo ihn an.
    „J-ja", kam es stockend über die Lippen des Emotionauten.
    Seine verkrampften Finger lösten sich von der Armlehne und legten sich auf die Tastatur. Sie drückten eine Taste, und die SERT-Haube senkte sich herab. Mentro Kosums Kopf verschwand fast zur Gänze darunter.
    „Sind Sie in der Lage, die Steuerinstrumente zu bedienen, Kosum?" fragte Kol Mimo zweifelnd.
    „Ja", versicherte Mentro Kosum. Diesmal klang seine Stimme irgendwie gereizt. „Ich sehe ganz klar. Mein Blick ist so scharf, daß ich von hier aus Einzelheiten auf der Oberfläche der Erde aufnehmen könnte."
    Kol Mimo hielt den Atem an, als Mentro Kosums Finger über die Tastatur des Kommandopults glitten. Die Finger
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