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062 - Todeskuss vom Höllenfürst

062 - Todeskuss vom Höllenfürst

Titel: 062 - Todeskuss vom Höllenfürst
Autoren: Larry Brent
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junge Frau an.
    „Tanzen wir?“ fragte sie leise. Ihre Augen funkelten.
    „Gern.“ X-RAY-3 erhob sich. Gemeinsam gingen sie zur
Bibliothek.
    Im Gegensatz zu heute mittag machte der Raum einen
veränderten Eindruck.
    Die Wände neben dem offenen Kamin waren mobil und in einer
breiten Bodenöffnung versenkt worden, so daß die Bibliothek nun dreimal so groß
war, wie Brent sie kennengelernt hatte.
    Der Kamin war Mittelpunkt eines Saales geworden. In dem
angrenzenden, bisher verborgenen Raum saß die Damenkapelle. Auf einem breiten
Podest spielten die fünf jungen Hippie-Mädchen ihre Instrumente, traumverloren
und mit einem Einfühlungsvermögen, wie es ihnen wahrscheinlich ohne Stoff gar
nicht mehr möglich gewesen wäre, weil sie sich an das berauschende Gift schon
zu sehr gewöhnt hatten.
    Matter Parkettboden bestimmte die Tanzfläche. An den
Wänden brannten in goldschimmernden Haltern Wachskerzen. Sie spendeten ein
stilles, gemütliches Licht.
    Die Paare drehten sich im Kreis. Kein lautes Wort kam
auf. Jeder schien den Augenblick zu genießen. X-RAY-3 ertappte sich dabei, wie
er seinen Kopf dicht an Claire Avings Gesicht brachte, weil das angenehme
Parfüm, das ihrem Körper entströmte, seine Sinne berauschte.
    Hier war alles ein einziger Sinnenrausch. Sogar das Meer
von farbenprächtigen Blumen, die zu Füßen der Damenband in üppiger Weise
aufgestellt waren. Es war ein Spalier aus Blüten und Blättern, eine hüfthohe,
kleine Mauer, welche die Hippie-Girls von den Tanzpaaren trennte.
    Larry Brent erkannte nicht mehr den Sinn dieser
Veranstaltung. Er spürte die warme, sanfte Hand Claire Avings, die zärtlich
seinen Nacken streichelte. Leicht und süß empfand er die Nähe des gazellenhaft
sich anschmiegenden Körpers.
    Sie wiegten sich nach den einschmeichelnden Klängen eines
Blues.
    Zeit und Raum waren bedeutungslos. Brent schwamm in einem
Meer von Heiterkeit, Fröhlichkeit und Ausgelassenheit.
    Eine warnende Stimme tief in seinem Unterbewußtsein
versuchte sich Gehör zu verschaffen. X-RAY-3 fing an zu begreifen, daß es
gefährlich war, sich einlullen zu lassen. Das Narkotikum jedoch schien im
Moment stärker zu sein als sein Wille.
    Ich muß an Morna denken! Sie braucht meine Hilfe,
pulsierte es in seinem Hirn.
    Bei Larry Brent hatten untersuchende Professoren und
Ärzte einstimmig festgestellt, daß es ausgeschlossen war, X-RAY-3
    drogenabhängig zu machen. Die Willenkraft und die
geistige Freiheit, über die dieser Mann verfügte, waren über jeden Zweifel
erhaben.
    Larry drehte sich zwar wie ein Betrunkener, aber er war
geistig nicht mehr so abwesend, daß er Farben, Duft und Töne als einen
Mischmasch wahrnahm. Die Gestalten um ihn herum waren nicht nur Schemen und
fließende Farbschatten, sondern Individuen. Er konnte wieder jeden einzelnen
Menschen wahrnehmen, wenn auch das Gefühl der Hochstimmung noch anhielt.
    Alles ist ein Traum, eine Halluzination. Es ist nicht die
Wirklichkeit, sagte er sich immer wieder. Du mußt wachbleichen und darfst
keinen Augenblick lang in deiner Anspannung nachlassen.
    Er hörte Andrew P. Wevertons Stimme. Der Gastgeber
klatschte in die Hände und sagte: „Mister Frank Fennermann. Für viele von uns
ein alter Bekannter und Vertrauter, für die Neulinge Mrs. Aving und Mister
Brent eine Vorstellung, die sie beide hoffentlich nicht vergessen werden!“
    Larry und Claire verhielten im Schritt. X-RAY-3 merkte,
wie das zarte Geschöpf in seinen Armen zitterte.
    Aus einer Tür im Hintergrund der mit Seidenbrokat
bespannten Wände kam der zwergenhafte Gärtner durch den Saal.
    Die Hippie-Mädchen hörten zu spielen auf, nahmen auf den
gepolsterten Stühlen Platz, blickten mit glasigen Augen in das Kerzenlicht und
gaben sich ganz ihren Träumen hin. Eines von den fünf Mädchen griff auf das
Klavier, wo ein Beutel mit fertiggedrehten Joints lag. Sie zündete sich einen
an, sog gierig daran und inhalierte tief.
    Aus allernächster Nähe bekam Larry mit, wie abhängig und
süchtig diese jungen Menschen schon waren. Mit fünfundzwanzig waren sie
ausgenippt. Kaputte, wie man sie im Jargon bezeichnete. Angefangen hatte es bei
den meisten mit reiner Neugierde. Nun saßen sie - nach drei, vier Jahren
intensivem Mißbrauchs - bereits auf dem absteigenden Ast, in wenigen Monaten
würden sie nur noch Wracks sein, die in Heilanstalten oder Irrenhäusern
dahinvegetierten.
    Frank Fennermann begrüßte jeden einzelnen mit Handschlag.
„Es ist ungewöhnlich, daß Fremde an einer
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