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0618 - Zweikampf der Immunen

Titel: 0618 - Zweikampf der Immunen
Autoren: Unbekannt
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ausstrahlte, die innerhalb seiner vier Wände herrschte. Es war ein Mannschafts-Aufenthaltsraum; ein kleiner Saal, hervorragend eingerichtet, mit sämtlichen Möglichkeiten zum Lernen, zur Zerstreuung, zur Diskussion oder zum Betrachten oder Abhören sämtlicher neuen oder gespeicherten Sendungen - jetzt herrschte in diesem Raum ein halblautes, gedämpftes Inferno.
    Die Messe hatte sich in einen Krankensaal verwandelt.
    „Es gibt keine Verwundeten und keine äußerlichen Anzeichen!"
    stellte Anti-Homunk fest. Das war richtig. Keiner der Männer trug einen Verband oder ein anderes sichtbares Zeichen seiner Krankheit. Aber schon die ersten Ausschnittvergrößerungen zeigten, daß sie alle krank waren. Unheilbar krank, dem Tode näher als dem Leben.
    „Etwa zwanzig Männer!"
    „Es sind vierundzwanzig Lebewesen in diesem Raum!"
    korrigierte die Schiffsautomatik mit gefühlloser Robotstimme.
    Die meisten Sessel waren zurückgeklappt und in die Waagrechte gebracht worden. Zwei oder drei der Männer rauchten. Die Zigaretten hingen zwischen ihren Fingern, die sich langsam und schlaff bewegten. Hin und wieder durchlief ein kurzes, intensives Zittern die Körper der kranken Besatzungsmitglieder. Sie hatten keine besonderen Wünsche mehr.
    Sie gingen nicht mehr mit manischer Besessenheit ihren diversen Hobbys nach. Sie lagen oder kauerten nur noch da und starrten ins Leere. Ihre Augen verrieten nicht, daß sie die rauschhaften Bilder von Angstträumen sahen.
    Sie besaßen auch nicht mehr den Drang, zur Urheimat zurückzukehren. Ihre Energie war verbraucht und kaum mehr zu ersetzen. Wenn sämtliche Räume aller Schiffe so aussahen, dann handelte es sich bei diesem Verband um einen Pulk von Totenschiffen.
    „Der Tod beginnt. Er wird sehr langsam kommen, aber sein Kommen ist sicher!" sagte Anti-Homunk. Er empfand darüber weder Trauer noch Vergnügen noch eine andere Emotion. Er registrierte einen Umstand, das war alles. Zwar war er in der Lage, Gefühle zu haben, aber dies war von zwei Forderungen abhängig. Zunächst mußte der Eindruck nachhaltig und tief sein - viel tiefer, als es diese Bilder des Dahinsiechens vermochten!, und zweitens mußte er vorher seine Emotionssperren ausgeschaltet haben. Ruhig sah er auf die Bildschirme.
    „Weiter! Mehr Information!" sagte er halblaut. Das Schiff verstand und reagierte sofort. Andere Bilder schienen das Ausmaß des Schreckens noch zu verdichten.
    Ein hochgewachsener Mann in zerknitterter, beschmutzter Uniform kam ins Bild. Erschreckend deutlich zeigte das dreidimensional farbige Bild die Verwahrlosung und die schreckliche Lethargie des Mannes.
    „Unter den geschilderten Umständen ist es mehr als unwahrscheinlich, daß wir von der Flotte kontrolliert werden!
    „Das kann mir nur recht sein!" gab der Anti-Homunk zurück.
    Er beobachtete den lethargischen Mann, der mit geschlossenen Augen auf dem ausgestreckten Sessel lag. Einmal öffnete er die Augen und stierte minutenlang gegen die helle Decke. Dann verzerrte sich sein Gesicht vor Schmerz. Er hob beide Arme und begann, die Schädeldecke zu massieren, als könne er die Schmerzen darin durch Druck und Bewegung vertreiben. Sein Körper war abgezehrt, die Gesichtshaut fahl, und der Bart wucherte schon seit einigen Tagen. Überall in der Messe waren angebrochene Nahrungsmittelpackungen zu sehen, aber der Homunk sah keinen der Männer etwas essen. Nur einmal griff eine zitternde Hand nach einem Becher, in dem ein dünnes, wässeriges Getränk war, das auf dem Weg zum Mund halb verschüttet wurde. Der beobachtete Mann massierte jetzt seine Nackengegend, und dabei stöhnte er leise vor sich hin. Niemand beachtete ihn. Das Bild machte einem anderen Platz.
    „Alpträume...", murmelte der Besucher.
    Selbstverständlich hatten ihn seine Züchter gegen PAD immun gemacht Er brauchte nicht zu befürchten, daß er nach Tagen oder Wochen - falls seine Suche tatsächlich so lange dauern würde - ebenso aussehen und sich ebenso fühlen würde wie jener junge Mann, der in einem Winkel kauerte und das Gesicht in die Ecke zwischen zwei Wänden preßte. Der Körper des Mannes, der auf den Knien ruhte, wiegte sich unablässig hin und her. Auch ihn beachtete niemand. Er ging allein seinem Tod entgegen.
    Aus seiner Kehle entrang sich ein langgezogenes Wimmern.
    Er schien gewisse rauschartige Träume zu haben, denn als das Wimmern abriß, verstand der Anti-Homunk einzelne abgerissene Wortfetzen.
    „Nein... nicht diese Töne... laßt uns andere..."
    Der
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