Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0618 - Zweikampf der Immunen

Titel: 0618 - Zweikampf der Immunen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Umkreis von zwanzigtausend Metern lebte nichts und niemand. Nur ein einzelner Mann stand da, an einen Felsbrocken gelehnt, eine schwere Waffe in den Händen. Er hatte die Augen geschlossen und wandte sein Gesicht der kraftlosen Sonne zu. Jahrmilliarden tägliche Temperaturwechsel hatten den Stein ringsum zernagt und eine Fläche hinterlassen, die von festgebackenem Sand erfüllt war. Restlos eben, von hausgroßen bis hinunter zu faustgroßen Steinbrocken übersät. Jeder einzelne warf einen langen, surrealen Schatten. Winzige Staubfahnen erhoben sich in dem wispernden Wind und fielen wieder zusammen, erneuertem sich an anderer Stelle und lagerten sich wieder ab. Außer dem Geräusch des Windes kein anderer Ton.
    „Die vollkommene Öde. Ein hervorragender Platz zum Sterben!" murmelte Kol Mimo. Er wartete auf das künstlich gezüchtete Wesen aus einem unbekannten Teil der Galaxis, auf seinen vorgeblichen Mörder. Er war fest entschlossen, diesen Platz entweder als Sieger zu verlassen oder hier zu bleiben - ewig.
    Dasselbe würde auch sein Mörder planen. Kol kannte die Stimmung, in der er sich befand; auch Homunkulus würde in keiner anderen Stimmung sein. Mimo wunderte sich auch darüber, daß Homunkulus nicht in der Nacht angegriffen hatte.
    Aber dies schien eine Eigentümlichkeit der Züchtung zu sein.
    Erfahrene menschliche Jäger bevorzugten die Nacht für einen tödlichen Kampf - Homunkulus war kein Mensch und kein Abkömmling von Terranern, obwohl er humanoid aussah. Nicht einmal die grausigen Szenen vom Sterben der Menschheit schienen ihn, im Gegensatz zu Mimo, berührt zu haben.
    Mimo lauschte mit geschlossenen Augen.
    Eine Stunde verstrich, während sich Staubfahnen erhoben und zusammenfielen, im Geräusch des Windes, der jetzt metallisch klang, als die Schatten kürzer wurden und die Temperatur um ein Geringes zunahm. Dann...
    „Ein schwacher Impuls. Er ist da!" flüsterte Mimo.
    Er war angekommen.
    Ein stärkerer Impuls aus einer bestimmbaren Richtung. Der Mikrotransmitter war desaktiviert worden. Irgendwo im Westen der Hochfläche befand sich der Mörder. Kol Mimo schlich langsam und ganz vorsichtig um den Felsen herum und blieb stehen, als er die Sonne im Rücken hatte, den kalten Felsen hinter sich spürte.
    „Ich sehe dich nicht, aber ich weiß, daß du da bist!" flüsterte die Stimme in seinem Funkgerät. Nicht einmal seinen Fluganzug hatte Kol eingeschaltet.
    „Ich bin hier!" erwiderte Kol.
    Die merkwürdige Unterhaltung, die sie mit weiteren zwanzig oder mehr Sätzen führten, diente von beiden Seiten dazu, den Gegner zu verunsichern. Trotzdem durchzuckte ein einziges Mal, auf einen winzigen Hinweis hin, Kol Mimo der Funke einer wichtigen Einsicht. Er grinste: Nunmehr war es sicher, daß er sich auf dem richtigen Weg befand. Zwischen dem Ziel und ihm stand, abgesehen von einer Reihe technischer, leicht lösbarer Probleme, nur noch Homunkulus.
    Der Hinweis ist der entscheidende, letzte Punkt. Ich bin der Träger eines Geheimnisses, dachte Kol. Ich darf also nicht sterben, sonst stirbt der letzte Hoffnungsfunke mit mir!
    Er entsicherte die Waffe, schaltete die volle Energieleistung ein und setzte das Zusatzmagazin ein.
    „Du wartest auf mich, nicht wahr?" flüsterte Homunkulus.
    „Nicht mehr. Ich bin hinter dir und ziele bereits auf dich!" sagte Kol in lakonischer Ruhe. Er spähte angestrengt nach vorn. Der Gegner befand sich nicht in der Luft, aber er handelte im Reflex.
    Er bewegte sich sehr schnell, korrigierte seine Bewegung wieder, als er merkte, daß er einem Bluff zum Opfer gefallen war.
    Aber zwei kleine Staubwölkchen weit vor ihm und eine verwischte Bewegung hatten Kol Mimo schon ausgereicht, um ihm zu zeigen, wo sich der Gegner befand. Er bewegte sich schnell hinüber in die Deckung eines anderen Felsblocks.
    Er wollte an der Seite oder tatsächlich im Rücken des Fremden herauskommen.
    „Ich sehe, du bist nervös geworden!" sagte Kol Mimo.
    „Nicht nervös genug, um dich nicht im entscheidenden Moment zu treffen. Übrigens hast du keinen Körperschutzschirm mehr.
    Das wird dich umbringen, mein Freund!" erklärte Homunkulus.
    „Ich würde an deiner Stelle nicht mit diesem Umstand rechnen, mein Freund!" meinte Kol Mimo.
    Er hastete weiter, aber auch der Homunkulus bewegte sich in Zickzacklinien durch das Labyrinth aus Schatten und Felsen.
    Sie sahen einander nicht, aber aus dem Klang beider Stimmen erfuhr der andere, daß sein Gegner sich schnell und hastig vorwärtsbewegte. Nur die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher