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0614 - Werwolf-Begräbnis

0614 - Werwolf-Begräbnis

Titel: 0614 - Werwolf-Begräbnis
Autoren: Jason Dark
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ihre träge Ruhelage und glitten auf uns zu.
    Ruhig blieben wir stehen. Als sie den Steg fast erreicht hatten, richteten sie ihre Vorderteile auf und öffneten weit die Mäuler.
    »Die beißen auch Holz durch!« schrie Aci.
    »Wir können ja schießen!« sagte ich.
    Er lachte nur und schaute auf unsere Rücken, denn wir gingen einfach weiter.
    Dennoch atmeten wir beide auf, als der schmale Steg endlich hinter uns lag. Aci rief nichts mehr hinter uns her. Er ließ uns ziehen, und auch die Tür war nicht verschlossen.
    Am Rand der Tür drehte ich mich um.
    Ich sah ihn nicht, roch aber den Qualm seiner Zigarre, der den ungewöhnlichen Raum ausfüllte. Leise schloß ich die Tür hinter mir zu und folgte meinem Freund durch den Gang.
    In der Bar bewegten sich noch immer die beiden Tänzerinnen wie unter Hypnose. Auch die drei Männer standen noch fast auf der gleichen Stelle und schauten uns entgegen. Sie tranken aus kelchartigen Gläsern ein weißes Zeug, das nicht nur nach Kokosmilch roch.
    Vor ihnen blieben wir stehen. »Habt ihr eigentlich keine Angst?« fragte Suko.
    »Wovor?«
    »Vor Krokodilen.«
    Die drei Typen grinsten synchron. »Wir nicht, Bruder, nicht wir, andere müssen Angst haben. Zum Beispiel unangemeldete Besucher. Ich könnte dir da Geschichten erzählen, Bruder, Geschichten.«
    Suko tippte die Spitze seines Zeigefingers gegen die Brust des Sprechers. »Dann mal los, ich habe gute Ohren.«
    »Vielleicht später, Bruder.« Er ließ die Blicke über Sukos Gestalt wandern. »Wir sehen uns bestimmt noch wieder. Und dann in der Nacht. Das ist die beste Zeit für Geschichten.«
    »Ich höre sie zu jeder Tageszeit gern.« Suko tätschelte die Wange des Mannes. »Gib acht, Freund, daß du die Geschichten auch richtig erzählst. Ich mag nämlich nicht, wenn man mich belügt. Bis später dann.«
    Er kam zu mir, denn ich hatte mich bereits am Vorhang aufgebaut.
    Die Tänzerinnen nahmen uns nicht zur Kenntnis. Wenigstens merkten wir nichts davon. Selbstvergessen bewegten sie sich auf der Tanzfläche im immer gleichen Takt.
    Vielleicht übten sie für einen neuen Rekordversuch.
    Im Hof kamen wir uns ebenfalls vor wie Fremdlinge. Es mußte sich herumgesprochen haben, daß Aci Besuch bekommen hatte, denn es hielten sich ungewöhnlich viele Farbige nahe des barackenartigen Anbaus auf.
    »Stehen die wohl alle auf seiner Seite?« murmelte ich.
    »Aber sicher«, erklärte Suko.
    Männer und Frauen bildeten so etwas wie eine Mauer. Sie schauten uns an, als hätten wir ihnen den letzten Krumen Brot abgenommen. In ihren Gesichtern regte sich kaum ein Muskel. Die Augen wirkten wie kalte Kreise, und vor den Lippen wallte der Atem sichtbar.
    Das war kein Wetter für die, trotzdem standen sie hier und schufen eine Gasse, als wir voranschritten.
    Ich sprach eine Frau an, die zurückzuckte, als sie meine ersten Worte hörte. »Kennen Sie Aci?«
    »Natürlich.«
    »Was ist er hier?«
    »Der Chef!« Mehr sagte sie nicht.
    Dafür fügte ein anderer hinzu: »Ein Zauberer, ein Schamane, der die Revolution bringen kann.«
    »Aber erst im Sommer«, erwiderte ich locker. »Der Winter ist zu kalt, um zu putschen.«
    Sie gaben mir keine Antwort und schauten uns nur nach, wie wir uns durch die Gasse drückten.
    Im Wagen sitzend atmete ich tief aus und drehte den Zündschlüssel noch nicht herum. »Was hat der Besuch gebracht, Alter?«
    »Nichts Konkretes.«
    »Das meine ich auch. Wir treten nach wie vor auf der Stelle.«
    Suko lächelte dünn. »So darfst du das nicht sagen, John. Nach wie vor ist falsch. Denk daran, daß wir erst angefangen haben.«
    »Richtig – und wie geht es weiter?«
    »Mal sehen.«
    Später, im warmen Büro, setzte ich mich mit der Fahndung in Verbindung und bat die Kollegen herauszufinden, ob belastendes Material über diesen Aci vorlag.
    Die Antwort war enttäuschend. Sie hatten überhaupt nichts, nicht einmal Infos, was die Einwanderung anbetraf. Deshalb ging ich davon aus, daß der Name falsch war.
    Suko saß auf der Schreibtischkante, spielte mit einem Lineal und ließ es intervallweise auf seinen linken Oberschenkel klatschen.
    »Was sagt dein Gefühl, John?«
    »Nichts, aber mein rechter Zeigefinger juckt.«
    »Und das bedeutet?«
    »Ärger, Alter, nichts als. Ärger…«
    ***
    Und den hatte ich jetzt, nachdem ich auf dem Bildschirm mein eigenes Begräbnis gesehen hatte.
    Wer trug die Verantwortung?
    Hing der makabre Bericht mit unserem Besuch bei Aci zusammen?
    Je länger ich darüber nachdachte, um so
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