Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0614 - Werwolf-Begräbnis

0614 - Werwolf-Begräbnis

Titel: 0614 - Werwolf-Begräbnis
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
zugleich.
    Das Gesicht war zu breit, um schön zu wirken, die Lippen um zwei Ideen zu dick, beinahe schon aufgeworfen, die Augen funkelten wie dunkles Glas, sie verrieten nur einen Teil der Leidenschaften, die in dieser Person steckte. An ihrem Hals traten die Sehnen sehr dick unter der Haut hervor, wie gezeichnet oder hingemalt wirkten sie. Die Nase wirkte ebenfalls zu breit, ihre Flügel bewegten sich zitternd, als wären sie kleine Sensoren, die alles aufnehmen wollten, was in der Umgebung geschah und die es schafften, eine gefährliche von einer normale Szene zu trennen.
    »Darf ich reinkommen?« fragte sie leise.
    Zum erstenmal hörte ich ihre Stimme direkt und aus der Nähe, ohne trennendes Hindernis. Dabei mußte ich ehrlich zugeben, daß sie einfach zu ihr paßte. Sie besaß ein Timbre, bei dem Werbemacher die Augen verdrehten, wenn sie für ein bestimmtes alkoholisches Produkt Reklame machten, das der Käufer am besten nur dann trank, wenn er mit einer neuen Flamme ins Bett gehen wollte.
    So rauh, so fordernd, dennoch weich und mit einem verdammt großen Schuß Erotik. Jedenfalls rann mir eine Gänsehaut über den Rücken, und ich hatte leichte Schwierigkeiten, die nächste Frage zu formulieren. »Weshalb wollen Sie zu mir?«
    »Ich möchte mit Ihnen reden.«
    Locker hob ich die Schultern. »Weshalb?«
    »Das sage ich Ihnen in der Wohnung, wenn Sie mich hereingelassen haben. Und erklären Sie mir nicht, daß – Sie mich nicht kennen. Sie haben sicherlich ihren Apparat eingeschaltet – oder?«
    »Das tat ich.«
    »Dann wissen Sie, wer ich bin.«
    »Ich kenne noch immer nicht ihren Namen.«
    Sie strich mit beiden Händen über den dicken Pelzmantel, den sie trug. Es war kein echter Pelz. Man hatte den künstlichen in einem hellen Flammenrot eingefärbt. »Ich heiße Raphaela.«
    »Gut. Und weiter?«
    »Reicht Ihnen der Name nicht?«
    »Vielleicht für den Anfang.«
    Sie lächelte hintersinnig. »Mehr soll es wahrscheinlich auch nicht werden, John.«
    Okay, man hatte mich durch den Film gewarnt. Und eine erkannte Gefahr ist noch immer eine halbe. Ich konnte mir denken, was auf mich zukam, gab den Weg frei, so daß die Person namens Raphaela die Schwelle überschreiten konnte.
    Im Flur blieb sie stehen, schaute zu, wie ich die Tür schloß und zog ihren Mantel aus. Sie drückte den Aufhänger über einen Garderobehaken und ließ sich dazu verleiten, meine Wohnung zu kritisieren. »Originell sind Sie nicht gerade eingerichtet.«
    »Mir reicht es.«
    Sie hob die Schultern. »Bitte – klar, jeder nach seinem Geschmack.«
    Dabei ging sie vor, und ich konnte nicht anders, als auf ihren Rücken zu starren. Unter dem wärmenden Mantel trug sie zwar ein Kleid, aber sie hätte auch darauf verzichten können.
    Es war dünn, hauteng, schimmerte in einem blassen Violett und zeichnete ihre Figur, die einfach provozierte. Das war keins der superschlanken Mannequins, man konnte diese Person auch als ein wildes Weib bezeichnen, zudem durchtrainiert, ohne muskulös zu sein.
    Im Wohnraum sah ich sie von vorn und nahm das Zittern der Brustspitzen unter dem dünnen Stoff war. Ihre Beine wurden von dunklen Strümpfen bedeckt, die an den Waden eine Naht besaßen.
    Beim Gehen klaffte das Kleid so weit auseinander, daß ich die Strapse erkennen konnte, die sie tatsächlich trug.
    Mit der Zungenspitze fuhr sie über die blaß geschminkten Lippen.
    »Soll ich mich setzen?«
    »Bitte.«
    Sie nahm auf eine provozierende Art und Weise Platz. In ihrer leicht schrägen Haltung erinnerte sie mich an ein Raubtier, das im nächsten Augenblick zum Sprung ansetzen konnte, und mir die Krallen ins Gesicht zu schlagen, die bei ihr violett lackierte Fingernägel waren.
    »Ich wollte mir etwas zu trinken holen. Wollen Sie auch etwas, Raphaela?«
    »Ja, einen Whisky.«
    Den bekam sie, während ich mit dem einen genug hatte und zu Saft überging.
    Ich prostete ihr zu. Sie lächelte, nippte an dem Getränk und drückte ihre Arme hoch und zurück, wobei ich feststellte, daß sie unter ihren Achseln rasiert war.
    »Machen Sie es sich doch auch bequem, John, oder haben Sie Angst vor mir?«
    »Müßte ich das?«
    »Weiß ich nicht. Ich kenne Ihr Verhältnis zu Frauen nicht. Vielleicht sind Sie frustriert und…«
    Ich hatte auf der Sessellehne meinen Platz gefunden und gab die Antwort in ihren Satz hinein. »Jedenfalls komme ich mit Frauen besser aus als mit Werwölfen.«
    Sie schaute mich an, nickte und lachte. »Phantastisch, wunderbar, herrlich!« rief
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher