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0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

Titel: 0612 - Eine Nacht im Hexenschloß
Autoren: Jason Dark
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ich im Büro saß, denn das Wetter gehörte nicht zu den besten Tagen, die man im Herbst erleben konnte. Der Himmel war grau wie Schuhsohlen nach einem staubigen Marsch.
    Von der Themse her zog ein leichter Dunst durch die Straßen, wo er sich mit den Abgasen der viel zu vielen Fahrzeuge verquirlte.
    Suko war auf der Toilette gewesen und kehrte wieder zurück.
    »Na, wann fahren wir?«
    »Wohin?«
    »Nach Frankreich.«
    Ich winkte ab. »Keine Ahnung.«
    Er nahm auf der Schreibtischkante Platz. »Himmel, bist du träge geworden.«
    »Liegt wohl am Wetter. Trübe Tage machen auch trübe.«
    »Das bist du doch immer«, hörten wir beide Glendas Stimme von der Tür her.
    »Ach nein, unsere Nörgeltante.«
    Glenda blieb an der Tür stehen, beugte sich vor, wippte auf einem Bein und hielt sich am Rahmen fest. »Eine Nörgeltante, die essen gehen will. Wer geht mit?«
    »Wohin?« fragte Suko.
    »In die Kantine.«
    Der Inspektor zog einen Flunsch. »Essen in der Folie, das bläht dir ja den Magen auf, als hättest du einen Fußball verschluckt. Ist heute nicht mein Fall.«
    Glenda nickte in das Zimmer hinein. »Das mußt du gerade sagen. Zu Hause die Tischdecke anknabbern und hier die große Klappe haben. Das sind die richtigen.«
    »Ich verzichte heute.« Suko blieb eisern.
    »Und du, John?«
    »Schließe mich meinem Nichtesser an.«
    »Ihr seid blöd«, schimpfte Glenda und zog sich zurück.
    »Seit wann hat sie einen so großen Hunger?« fragte ich.
    Suko hob die Schultern. »Sie hat heute morgen auf das Frühstück verzichtet. Da ist sie…«
    Was Suko sagen wollte, ging unter im Schnarren des Telefons. Bevor er sich herumgedreht hatte, hielt ich den Hörer bereits in der Hand und meldete mich.
    »Er ist also doch da, der große Jäger aller Geister.«
    »Jane Collins!« rief ich. »Dich gibt es auch noch.«
    »Ja, du Heuchler, das wollte ich dich fragen. Sag mal, hast du irgendeine heiße Sache laufen?«
    »Nein.«
    »Dann kannst du ja…«
    »Oder doch«, unterbrach ich sie.
    »Ich müßte eigentlich nach Frankreich fahren.«
    »Du müßtest?«
    »Ja.«
    »Kannst du das verschieben?«
    »Kommt darauf an.«
    »Dann verschiebe es, John, denn ich möchte dich einladen, mit mir eine Nacht im Hexenschloß zu verbringen.«
    Ich runzelte beide Brauen. »Worin, bitte?« Auch Suko, der mithörte, staunte nicht gelinde.
    »Im Hexenschloß. Waterhill Manor. Es liegt nicht einmal weit von London. Wir können heute abend schon dort sein.«
    »Und was, bitte, sollte mich dazu bringen, mit dir eine Nacht im Hexenschloß zu verbringen?«
    »Reiche ich dir als Person nicht?«
    »Das schon, aber…« Ich lachte. »Wenn du anrufst und mit derartigen Begriffen um dich wirfst, steckt zumeist mehr dahinter. Sicherlich habe ich recht.«
    »Hast du.«
    »Dann rück mal raus mit der Sprache.«
    Jane erzählte. Was sie mir sagte, riß mich zwar nicht vom Stuhl, brachte mich aber zum Nachdenken.
    »Nun, John, willst du mit?«
    »Na ja, wenn du mich so nett bittest.«
    »Davon kann keine Rede sein. Ich fahre auch allein, so ist das wirklich nicht.«
    »Das würde ich mir nie…«
    »Also kommst du mit?«
    »Wann soll ich dich abholen?«
    »Setz dich in deinen tollen Flitzer und rutsche bei Lady Sarah vorbei. Ich warte schon frisch gewaschen und mit gepacktem Koffer.«
    Ich verdrehte die Augen. »Was, einen Koffer willst du auch mitnehmen? Das kann doch nicht…« Ich legte auf, da Jane die Verbindung bereits unterbrochen hatte.
    Suko grinste mich über den Schreibtisch hinweg an. »Na«, sagte er, »dann mal viel Spaß im Hexenschloß.«
    »Ist der Alte da?«
    »Ich werde jedenfalls fahren. Sag ihm Bescheid. Wahrscheinlich bin ich morgen früh wieder hier.«
    »Lebend?«
    Ich schüttelte den Kopf, streifte die Jacke über und hängte den Burberry auf meinen Arm. »Das will ich doch meinen. Oder denkst du, daß ich als Hexe zurückkehren könnte.«
    »Höchstens als Hexer.«
    »Danke, verzichte.« Ich winkte Suko zu. An der Tür sagte ich:
    »Eine Nacht im Hexenschloß kann ja auch mal ganz nett sein. Vor allen Dingen, wenn man mit einer ehemaligen Hexe zusammen ist.«
    »Nimm dir nur nicht zuviel vor. Was soll ich Glenda sagen, wenn sie nach dir fragt?«
    Ich wiegte den Kopf. »Sag ihr einfach, daß ich neuerdings auf Hexen stehe und ausprobiere, ob sie auch so gut im…« Ich winkte ab.
    »Nein, sag ihr lieber nichts, sonst vergiftet sie noch den Kaffee.« Mit einem letzten Winken verließ ich das Büro und fuhr nach unten, um den Rover zu
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