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0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

Titel: 0612 - Eine Nacht im Hexenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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holen.
    Hexenschloß, dachte ich. Bin gespannt, was das schon wieder sein sollte…
    ***
    Im Gemach der Orania brannte im Kamin ein Feuer, ohne daß Archer jemand gesehen hätte, der es anzündete. Niemand war ihm außer der Frau im Schloß begegnet, und als er sich auf die weiche Polsterunterlage des Stuhls setzte, fragte er sich automatisch, ob er sich die Geschehnisse nicht eingebildet hatte.
    Eigentlich hätte er längst im Ort sein müssen. So aber hockte er im Zimmer der Frau, starrte auf die Flammen und dachte darüber nach, was noch alles passieren würde.
    Da brauchte er nur auf das breite Bett zu schauen, das einen großen Teil des Raumes ausfüllte. Sie hatte ihm den Himmel auf Erden versprochen, hoffentlich wurde es nicht die Hölle.
    Allmählich gewann der Historiker Distanz zu den ungewöhnlichen Vorfällen und auch zu der ungewöhnlichen Begegnung. Er dachte auch über sich als Mann nach, und über seine Beziehungen zu den Frauen.
    Ein schöner Mann im Sinne der Modemagazine war er nicht. Das brauchte er auch nicht zu sein. Zudem gehörte er zu den Menschen, die es eigentlich versäumt hatten, in früheren, jüngeren Jahren Frauen oder Mädchen kennenzulernen. Er war immer nur mit seiner Arbeit beschäftigt gewesen. Als es ihm in den Sinn kam, daß er sich um ein weibliches Wesen kümmern mußte, waren schon zu viele Jahre ins Land gegangen. Er gehörte nicht mehr zu den Jüngsten, die meisten Frauen waren verheiratet, und die unverheirateten waren ihm zu jung.
    Er hatte dann auf Kontaktanzeigen geantwortet, aber auch keinen Erfolg gehabt, weil er bei den weiblichen Wesen nicht ankam.
    »Man riecht aus dir den Staub der Bücher«, hatte ihm mal eine attraktive Blondine gesagt. Mit dieser Feststellung schien sie wohl recht gehabt zu haben. Um so mehr wunderte sich der Historiker darüber, daß diese Orania ihn zu einer heißen Nacht eingeladen hatte. Da mußte etwas dahinterstecken. Es gab keine andere Lösung für ihn, und er hatte alles gemacht, was sie wollte. Dabei war er sich vorgekommen wie in einem Traum, den er nun absaß, was er auch nicht wollte, denn so etwas wie ein Fluchtgedanke breitete sich in seinem Kopf aus.
    Aber nicht, wenn er sitzenblieb. Sehr vorsichtig stand er auf, als hätte er ein schlechtes Gewissen. Mit ebenso vorsichtigen Schritten ging er auf das Fenster zu. Seine Gedanken bewegten sich. Für ihn gab es auch eine nahe Vergangenheit, da hatte er sogar etwas getan, angerufen, wenn ihn nicht alles täuschte. Er hatte mit jemandem gesprochen, doch an die Worte konnte er sich nicht erinnern.
    Ronald Archer war völlig durcheinander. Er schaute gegen den dunklen Himmel.
    Der Historiker spürte den innerlichen Druck. Der wollte einfach nicht weichen. Er umschloß ihn, er sorgte für einen schweren Atem, der gegen die Scheibe wehte und das Glas beschlug.
    Im Kamin knisterte das Holz; die Flammen verbreiteten eine wohlige Wärme. Mancher hätte sich gefreut, dies zu erleben, Archer allerdings nicht. Ihm kam alles furchtbar fremd vor, und er wußte auch, daß man mit ihm ein Spiel trieb, das durchaus gefährlich und tödlich werden konnte.
    Die fast nackte Frau, die sich ihm als Orania vorgestellt hatte, der offene Totenschädel, den Hubschrauber hatte er ebenfalls gesehen.
    Die Maschine war ohne ihren Piloten geflogen.
    Und er stellte fest, daß ihm einfach etwas fehlte. Da gab es eine Zeit, an die er sich nicht erinnern konnte. Er blickte auf die Uhr und sah, daß Mitternacht fast erreicht war.
    Die Tageswende, der Beginn der Geisterstunde…
    Als er daran dachte, kroch es kalt über seinen Rücken. Nicht weil er sich vor dieser Zeit fürchtete, doch im Zusammenhang mit seinem Besuch in diesem außergewöhnlichen Schloß hatte dieser Zeitpunkt für ihn andere Dimensionen bekommen.
    Oftmals passierte um Mitternacht etwas.
    Plötzlich kam er sich eingeschlossen vor, lief auf die Tür zu und mußte feststellen, daß sie abgeschlossen war.
    »Eingesperrt«, flüsterte er. Dicht vor der Tür war er stehengeblieben. Sein Gesichtsausdruck zeigte eine Mischung aus Furcht und Nachdenklichkeit. Weshalb hatte ihn diese Orania eingesperrt?
    Die Antwort ließ sich leicht finden. Okay, sie wollte nicht, daß er das Schloß verließ. Sie brauchte ihn, er gehörte zu ihr, sie würde mit ihm spielen. Sie würde ihn verführen, sie würden ihn…
    Archer winkte ab. Es hatte keinen Sinn, darüber zu spekulieren. Er versuchte es ein zweitesmal an der Tür und mußte wieder feststellen, daß sich nichts

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