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061 - Medusas steinerne Mörder

061 - Medusas steinerne Mörder

Titel: 061 - Medusas steinerne Mörder
Autoren: Larry Brent
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und hatte eine Haut so weiß
wie Schnee. Das schwarze Haar rahmte ihr edles, stilles Gesicht und brachte die
Blässe noch stärker zum Ausdruck. Morna hielt in der Linken die Taschenlampe
gesenkt, daß der Strahl nicht direkt in die Augen der nächtlichen
Spaziergängerin fiel. Das helle Gewand flatterte wie eine Fahne um den
feingliedrigen Körper und ließ dessen Konturen genau erkennen. Die PSA-Agentin
achtete auf die Hände der Frau. Sie waren schmal und zart und hielten keine
Waffe in der Hand, deren Einsatz sie hätte fürchten müssen. »Wer sind Sie?«
fragte X-GIRL-C leise. Um Medusa konnte es sich nicht handeln. Die Erfahrung
hatte gelehrt, daß sie in der Öffentlichkeit stets mit einem Kopftuch auftrat,
um ihr Schlangenhaupt zu verbergen. »Luise«, wisperte die Gefragte und neigte
den Kopf ein wenig seitlich. »Du hast wunderschöne Haare«, fuhr die Frau fort.
»Wo kommst du her?«
    »Aus
Schweden.«
    Ein
freudiger Ausdruck huschte über das schmale, edel geschnittene Gesicht. »Das
ist aber weit weg… Haben sie dort alle so schöne Haare?« Spätestens in diesem
Moment wurde Morna klar, daß sie es mit einem Menschen zu tun hatte, dessen
Geist verwirrt war.
    »Viele…
Nicht alle«, antwortete sie freundlich. »Und wo kommst du her?«
    »Aus
dem Schloß«, gab die Schwarzhaarige Auskunft. Sie ging um Morna herum. »Darf
ich dein… Haar anfassen?«
    »Ja,
wenn du willst…«
    Die
zarten Hände kamen vorsichtig näher, und ein verzückter Ausdruck war auf dem
Gesicht der Frau zu erkennen, als ihre Finger durch das dichte, seidige Haar
glitten. »Du bist sehr schön…«
    »Du
bist es auch. Sagst du mir deinen Namen?«
    »Luise…«
    Die
Frau des Grafen hieß so! Morna wollte etwas sagen, als die andere plötzlich mit
leisem Schrei zusammenfuhr und auf den Weg nach oben blickte. »Ich muß
zurück…«, wisperte sie. »Sie dürfen mein Fehlen nicht bemerken…« Dann lachte
sie leise. »Aber so schlau sind die da oben gar nicht, auch wenn sie es meinen…
die Häßliche, die immer ein Kopftuch trägt…« Morna zuckte zusammen wie unter
einem Peitschenhieb. Von einer Frau mit Kopftuch war die Rede! Medusa!
    »Ich
habe einen Weg gefunden, heimlich das Schloß zu verlassen… sie kennen den
Geheimgang nicht… ich führe sie damit an der Nase herum… hahaha… ich bin frei….
aber sie wissen es nicht… ich werde weiterhin klug handeln, damit ich nicht
auch in dem Gewölbe mit den Statuen lande… sie brauchen
mich…« Mit diesen Worten raffte sie ihr Kleid zusammen, machte auf dem Absatz
kehrt und lief in den Nebel.
    »Warte!« rief Morna und folgte ihr. »Ich komme mit dir.« Luise Gräfin von
Bernicz hatte den Verstand verloren. Auf dem Schloß mußte etwas Ungeheuerliches
passiert sein.
    »Ich
kann nicht warten… es tut mir leid… vielleicht treffen wir uns mal wieder…
vielleicht morgen nacht? Oder übermorgen? Das ist meistens die Zeit, wo sie
sich einen neuen Körper geben läßt…«
    Morna
Ulbrandson blieb wie ein Schatten hinter der grazilen Frau, die sich flink und
gewandt wie ein Reh bewegte.
    Körpertausch!
Medusa hatte einen Kopf, und sie brauchte einen Körper. Das war es! Deshalb
waren kurz hintereinander vier junge Frauen aus dem Dorf verschwunden. Wer
führte die Operationen durch? Wer hielt sich noch in dem Karpatenschloß auf?
»Bleib zurück!« rief die geistig Umnachtete, ohne den Blick zu wenden. »Folge
mir nicht… wenn sie dich im Schloß sehen, werden sie dich fangen und für die
nächste Operation aufheben…«
    Noch
drei Schritte, dann verschwand Luise Gräfin von Bernicz zwischen zwei
Felsblöcken. Es sah aus, als würde sie sich in einen Spalt zwängen. Morna
folgte ihr. Es schien der Eingang in einen Tunnel zu sein. Er war stockfinster,
aber die hellgekleidete Gestalt hob sich deutlich davon ab. Morna ließ die Taschenlampe
aufleuchten. Der Stollen führte in den Bauch des Berges. Der geheime Tunnel
diente in früheren Zeiten den Bewohnern des Karpaten-Schlosses als Fluchtweg.
Luise Gräfin von Bernicz hatte ihn entdeckt und war ihn offensichtlich schon
einige Male gegangen. Aber, sie floh nicht, sondern kehrte immer wieder an den
Ausgangspunkt zurück. Sie wollte den Schein wahren. Es war die Logik einer
Kranken, die durch ein ungeheuerliches Erlebnis so geworden war. Auf dem
holprigen Weg in dem niedrigen Stollen mußte Morna sich ducken, um mit dem Kopf
nicht an die gewölbte Decke zu stoßen. Luise Gräfin von Bernicz kicherte, und
ihr seltsames Lachen in dem
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