Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Zweifel war gewichen, als er an diesem Abend im dichten Nebel stand, die Pistole in der einen Tasche, in der andern Eisenbahn- und Schiffsfahrkarten, mit denen er in ein Hotel im Schwarzwald gelangen wollte, wo er gewöhnlich einen Erholungsurlaub einschaltete, wenn ihm der Boden Englands zu heiß wurde.
    Die Angestellten verließen die Firma, Männer und Frauen strömten aus dem Portal und verschwanden in der Dämmerung.
    Kurz vor sechs Uhr kam Sutton noch schnell in Leslies Büro. Während er seine Handschuhe anzog, erteilte er seinem Geschäftsführer eine Reihe von Aufträgen.
    Leslie wartete, bis seine Schritte im Gang verklangen und schaute noch einmal zum Fenster hinaus. Aber er konnte den Beobachter unten in dem immer dichter werdenden Nebel nicht mehr sehen.
    Er ging zum Schreibtisch, schloß eine Schublade auf, nahm einen kleinen Revolver heraus und ließ ihn in die Tasche gleiten. Dann zog er seinen Mantel an, ging leise hinaus und schloß geräuschlos die Tür.
    Am andern Ende des Ganges lag ein Zimmer, das leer zu sein schien, denn man konnte durch die Milchglasscheiben der Tür kein Licht sehen. Trotzdem war jemand drinnen - Mr. Tillman stand auf einem Stuhl und beobachtete durch die schmale Oberlichtscheibe, wie sein unmittelbarer Vorgesetzter fortging. Dann eilte er hinter ihm her in den dichten Nebel hinaus.
    Larry Graeme hatte seinen Posten auf der gegenüberliegenden Straßenseite verlassen und stand gegen die Hausmauer gelehnt, als eine Gestalt aus dem nicht mehr erleuchteten Portal trat. Als der Mann an ihm vorüber war, warf Larry seine Zigarre fort und folgte ihm.
    »Sie - heda! «rief er und klopfte dem andern auf die Schulter.
    Der Mann drehte sich um und sah ihn forschend an.
    »Ach so, Sie sind es, Graeme? Ich sah Sie ...«
    »So, Sie haben mich gesehen?« Larrys Stimme klang wie in Watte gepackt, aber sie zitterte vor Wut. »Nun hören Sie, was ich Ihnen zu sagen habe, und passen Sie gut auf! Jetzt habe ich Sie endlich, Sie Zinker, Sie! Ich werde Sie dahin bringen, wo .«
    Er sah noch den roten Feuerstrahl, spürte für den Bruchteil einer Sekunde einen stechenden Schmerz und fiel zu Boden.
    Zehn Minuten später wurde er von einem Polizisten gefunden.

5
    Mr. Josua Harras betrat das Büro des ›Postkuriers‹ und setzte sich mit einem müden Seufzer an den Schreibtisch des Redakteurs. Er war sechzig Jahre alt und kahlköpfig. Er sah sanft und erfahren aus, und seine Gesichtszüge strahlten eine außerordentliche Milde aus. Sommer und Winter trug er den gleichen Strohhut. Auf bemerkenswerte Art brachte er es zustande, ständig die Knöpfe seines braunen Regenmantels zu verwechseln. Man konnte ihn für einen ruhigen, altgedienten Hausmeister halten, der sich zur Ruhe gesetzt hatte. Aber es gab in ganz London keinen Reporter, der über Verbrechen jeder Art besser Bescheid wußte als er.
    Seinen Regenschirm hing er an den Rand des Schreibtischs, worüber sich Mr. Field nicht wenig ärgerte, und klaubte umständlich in seinen Taschen herum, bis er eine zerdrückte Zigarette fand, die er anzündete.
    »Wieder ein Mord -«, sagte er nüchtern.
    Der grauhaarige Mr. Field sah ihn vorwurfsvoll an und zog seine buschigen Augenbrauen hoch.
    »Hätten Sie lieber eine Hochzeit gehabt?«
    Aber Josua war über sarkastische Bemerkungen erhaben.
    »Es wurde zweimal aus nächster Nähe auf ihn geschossen. Wahrscheinlich war die Waffe mit einem Schalldämpfer versehen. Er hieß Larry Graeme und wurde am Montag voriger Woche aus dem Gefängnis in Dartmoor entlassen.«
    Er zündete sich die Zigarette zum zweitenmal an. Das Interesse des Redakteurs war erwacht.
    »Graeme?« fragte er. »Ich besinne mich auf den Mann. Er hat doch die van-Rissik-Diamanten gestohlen?«
    »Barrabal ist der Ansicht, daß Graeme damals verzinkt wurde.«
    »Verzinkt?« Field schaute Harras mißtrauisch an. »Sie haben Barrabal gesehen? Das ist eine Geschichte für sich!«
    »Ich habe Barrabal nicht gesehen, ich habe mit ihm telefoniert. Er hat mir ein oder zwei Winke gegeben, die sehr brauchbar sein können.«
    »Moment mal! Sie sagen, er ist verzinkt worden - aber von wem? Etwa von dem mysteriösen Kerl, der unter dem Namen ›Der Zinker‹ bekannt geworden ist?«
    »Ja - nur, auf den Namen ›Zinker‹ habe ich ihn getauft«, verbesserte Josua höflich. »Er ist noch nicht allgemein unter diesem Titel bekannt.«
    Er sah den Redakteur gedankenvoll an und spitzte die Lippen, als ob er pfeifen wollte. Auch Mr. Field betrachtete
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher