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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker
Autoren: Edgar Wallace
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etwas vor mir, und ich möchte wissen, was.«
    Leslie antwortete nicht gleich, sah eine Weile zu Boden und lachte dann.
    »Ich dachte, Sie wüßten genug von mir. Aber da Sie so furchtbar neugierig sind, muß ich Ihnen ja wohl meine Liebhabereien beichten. Ich kaufe nämlich Dinge sehr billig ein und verkaufe sie teuer. Und wenn ich gerade Zeit habe, benütze ich sie dazu, andere Leute zu verzinken.«
    Frank Sutton sah seinen Begleiter verblüfft an.
    »Sie kaufen Dinge billig ein und verkaufen sie teuer?« wiederholte er langsam. »Und Sie benützen Ihre freie Zeit dazu, andere zu verzinken? Ich verstehe Sie nicht.«
    »Das glaube ich. Sie hatten eben nicht meine Erziehung!«
    Sutton wechselte ebenso schnell, wie er ernst geworden war, die Unterhaltung wieder ins vergnügt Unverbindliche.
    »Sie sind mir ein Rätsel. Ich habe noch nie einen Menschen wie Sie getroffen. Ich will nicht einmal fragen, was das heißen soll, daß Sie andere verzinken - es klingt so, als ob es etwas sehr Niederträchtiges wäre.«
    »Ich bin niederträchtig«, erklärte Leslie, »und zwar in einem Ausmaß, daß ich Mr. Lew Friedman vollkommen recht geben muß. Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, Mr. Sutton, und Sie wären an meiner, würde ich Ihnen verbieten, mit Miss Beryl Stedman zusammenzukommen. Wenn ich Frank Sutton wäre, würde ich wahrscheinlich John Leslie sein Gehalt auszahlen und ihm die Tür weisen. Sie handelten nicht sehr klug - verzeihen Sie die Offenheit -, als Sie mich engagierten. Sie sind aber auch in Ihrer Art ganz einzigartig!«
    Frank lachte, als ob er sich dessen vollkommen bewußt wäre.
    »Möglicherweise war es nicht sehr klug von mir«, meinte er und fragte unvermittelt: »Was macht eigentlich dieser Tillman bei uns?«
    Leslie blieb einige Schritte vor seiner Bürotür stehen. Frank Sutton strich sich über das Kinn.
    »Ich weiß nicht - er ist ebenso merkwürdig und sonderbar wie Sie. Ich war eigentlich etwas mißtrauisch, aber an seinen Zeugnissen und Empfehlungen gab es nichts auszusetzen. Es wäre mir sehr lieb, wenn Sie mir Ihre Meinung über ihn sagten.«
    »Wenn Sie ihn in irgendeinem Verdacht haben, wäre es doch das beste, ihn wieder zu entlassen.«
    »Gutmütigkeit war immer meine Schwäche. Der arme Kerl suchte eine Stelle, und so engagierte ich ihn. Ich möchte ihn jetzt nicht gern auf die Straße setzen, nur weil mir sein Gesicht nicht sympathisch ist.«
    Vom Gangende her rief jemand Sutton etwas zu, und mit einer kurzen Handbewegung eilte er weg.
    Leslie öffnete leise seine Bürotür.
    Das Auffallendste in dem Büro war ein großer, in die Wand eingelassener Geldschrank. Außer seinem eigenen umfangreichen stand noch ein kleinerer Schreibtisch darin, denn der Geschäftsführer teilte den Raum mit der Privatsekretärin Frank Suttons.
    Als Leslie eintrat, war sie nicht zugegen - aber jemand anders war da. Ein Mann neigte sich über den großen Schreibtisch und durchsuchte anscheinend die Papiere. Leslie beobachtete ihn einen Moment.
    »Haben Sie etwas verloren, Tillman?«
    Der Angesprochene fuhr schnell herum. Auf seinem hageren, gebräunten Gesicht zeigte sich Bestürzung.
    »Ja, ich habe eine Rechnung verlegt.«
    »Wie lange sind Sie eigentlich schon in der Firma?«
    Tillman sah mit hochgezogenen Brauen zur Decke, als ob er überlegen müßte. Er war etwa in Leslies Alter und hatte eisengraues Haar.
    »Einen Monat«, sagte er.
    »Und in dieser Zeit habe ich Sie nun schon zweimal dabei überrascht, daß Sie meine Papiere durchsuchen. Ich glaube nicht, daß wir noch lange zusammenarbeiten werden.«
    Um Tillmans Lippen zuckte ein Lächeln.
    »Das würde mir leid tun, denn ich hoffte, daß wir uns besser kennenlernen könnten.«
    Leslie ging schnell die Papiere durch, die auf dem Tisch lagen, aber er fand nichts von Bedeutung darunter. Die Schubladen, in denen er wichtige Dokumente aufhob, waren fest verschlossen. Er hielt es für besser, das Thema zu wechseln.
    »War jemand hier?«
    Tillman sah ihn nicht an. Das war auch eine seiner Eigentümlichkeiten, wie geistesabwesend auf einen Punkt zu starren.
    »Ja, ein Mr. Graeme war hier - Mr. Larry Graeme.«
    Tillman sah Leslie vorsichtig von der Seite an und bemerkte, wie sein Gesicht sich verfinsterte.
    »Graeme? Was wollte denn der?«
    »Ich vermute, daß er Sie sprechen wollte. Es schien etwas sehr Dringendes zu sein. Er sagte, daß er um sechs Uhr wiederkommen wolle. Er benahm sich nicht besonders zurückhaltend, und allen Anzeichen nach schloß ich, daß
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