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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker
Autoren: Edgar Wallace
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nicht verstehen - aber bitte, sagen Sie ihm nicht, daß ich mit Ihnen darüber gesprochen habe.«
    »Ja, es stimmt schon, ich bin wenig beliebt - verflucht wenig. In gewisser Beziehung bin ich das genaue Gegenstück zu Ihrem Verlobten, Miss Stedman. Frank Sutton hat es heraus, sich die Verehrung seines Personals zu sichern. Es macht mir immer Spaß, zu sehen, wie ihn seine Leute begrüßen. Man könnte sagen, daß sie vor ihm auf den Knien liegen, wenn er morgens ins Geschäft kommt ...«
    »Das ist nicht nett von Ihnen!« rief sie tadelnd.
    »Ich habe nicht die Absicht, unliebenswürdig zu sein. Es ist nur amüsant - nein, lehrreich ist ein besserer Ausdruck. Wenn Frank Sutton seine Leute bitten würde, für ihn eine ganze Woche lang die Nächte durchzuarbeiten, glaube ich bestimmt, daß sie es noch als große Gnade ansehen würden! Behalte ich sie aber fünf Minuten über Geschäftsschluß da, gibt es Aufruhr und Revolution!« Er lachte leise. »Nur einer von den Angestellten scheint mich einigermaßen zu mögen - ein gewisser Tillman. Allerdings ist er auch erst seit vierzehn Tagen im Büro, und ich bin auch nicht sicher, ob das Interesse, das er an mir nimmt, so ganz ohne Hintergedanken ist. Sonst ist da nur noch ...« Er schwieg.
    »Nun, wer bewundert Sie denn sonst noch?« fragte sie ironisch.
    »Ich weiß nicht - Suttons Sekretärin ist ganz nett zu mir. Das heißt, sie kommt mir wenigstens freundlich entgegen. Vielleicht ist sie auch schon so lange in Frank Suttons Diensten, daß ihr seine ewige Güte und Freundlichkeit langweilig geworden sind!«
    »Jetzt werden Sie aber wirklich schrecklich!«
    »Ich weiß.«
    Als John Leslie Beryl Stedman zum erstenmal sah, empfand er das glückliche Gefühl der Erleichterung und Erlösung, endlich gefunden zu haben, wonach er sich schon immer gesehnt hatte. Sie war sehr hübsch. Als Leslie erfuhr, daß sie die Braut seines Chefs war und bald heiraten würde, war seine Bestürzung groß.
    Frank Sutton, ein stattlicher Mann in den besten Jahren, besaß eine unbeugsame Energie und stand im Rufe, ein unermüdlicher Arbeiter zu sein. Trotz seiner vielen Erfolge blieb er persönlich immer liebenswürdig. In seinen Büros in Calford Chambers wurde fleißig gearbeitet. Er leitete eine Exportfirma und verschmähte keinen Auftrag, wenn er auch noch so klein war.
    Erfolgreiche Leute mit unbeugsamer Energie sind selten bei ihren Angestellten beliebt. Frank Sutton dagegen wurde von seinen Leuten vergöttert. Sein wohlwollendes Lächeln, mit dem er sie bei Erfolgen aufmunterte und bei Mißerfolgen tröstete, gewann ihm alle Herzen. Wenn er durch die Räume ging, übertrug sich etwas von seiner Tatkraft auf das Personal, und wenn er jemandem die Hand gab, war es für den Betreffenden ein zusätzlicher Ansporn.
    »Ich wünschte, er wäre nicht ganz so vollkommen.« Beryl Stedman seufzte. »Kennen Sie übrigens einen Mann namens Barrabal, einen höheren Polizeioffizier von Scotland Yard?« fragte sie unvermittelt.
    »Nicht persönlich, niemand kennt ihn genau, aber ich habe viel von ihm gehört. Neulich wurde sein Name in der Zeitung erwähnt. Warum fragen Sie?«
    »Frank sprach gestern abend von ihm. Er fragte Mr. Friedman, ob er ihn kenne. Frank ist nämlich der Meinung ...« Sie zögerte. Wieder schien sie zu befürchten, einen Vertrauensbruch zu begehen, aber dann sprach sie rasch weiter. »Es sind nämlich ein oder zwei Pakete im Geschäft verschwunden, aber das wissen Sie ja, und Frank beabsichtigte, Mr. Barrabal zu benachrichtigen. Oder haben Sie nichts davon erfahren?«
    »Ich wußte es bis jetzt noch nicht«, antwortete Leslie nachlässig. »Aber ich glaube kaum, daß Barrabal sich damit beschäftigen würde. Er gehört nicht zu der Sorte von Beamten, die ihre Zeit damit vergeuden, kleine Diebstähle aufzudecken. - Sehen Sie, dort kommt jemand, der nicht gut auf mich zu sprechen ist.«
    Zwei Herren, beide ziemlich groß, kamen ihnen entgegen. Lew Friedman wirkte durch seine gebeugte Haltung etwas kleiner. Er war ein Mann mit harten Gesichtszügen, einer Adlernase, großem, geradem Mund und ausgeprägtem Kinn. Man sah ihm an, daß er sich im Leben schwer herumgeschlagen hatte. Sein Begleiter war jung, hübsch, blond und blauäugig. Beim Anblick von Beryl und John Leslie lächelte er, wobei seine tadellos weißen Zähne sichtbar wurden. Mr. Friedman dagegen zeigte sich weniger liebenswürdig. Er zog die Stirne kraus und schaute auf die junge Dame.
    »Ich dachte, du wärst bei Mrs.
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