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0609 - Tiefsee-Mystik

0609 - Tiefsee-Mystik

Titel: 0609 - Tiefsee-Mystik
Autoren: Jason Dark
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geliehen, eine kleine, aber hochseetüchtige Yacht, wie man uns versicherte.
    Danach sah es nicht aus. Sämtliche Wetterstationen waren sich einig. Das wunderbare Herbstwetter würde auch noch in den nächsten beiden Tagen anhalten. Dann würde es allerdings einen Umschwung geben, mit Sturm, Regen und dem ersten Schnee.
    Davon war an diesem Tag noch nichts zu merken. Für mich war diese Welt angefüllt mit zahlreichen Wundern, es machte einfach Spaß, sich auf dem Wasser zu bewegen, und Suko, dem es wieder besser ging, stand auf der kleinen Brücke, um unser Boot durch die Wellen zu steuern.
    Wir waren nicht die einzigen auf dem Wasser, aber die Schifferboote hatten in der Regel einen anderen Kurs genommen. Wir sahen ihre wippenden Masten auf den Wellenhügeln und auch, wie sie allmählich am Horizont verschwanden.
    Ich stand an der Reling und atmete tief durch. Am liebsten hätte ich drei Nasenlöcher gehabt, um die Luft richtig auskosten und genießen zu können.
    Der frische Morgenwind spielte mit meinen Haaren. Manchmal gischtete Wasser an der Bordwand hoch, wenn der Bug eine querlaufende Welle gebrochen hatte. Die Spritzer erreichten mein Gesicht.
    Kate Tanner kam zu mir. Sie hatte sich ebenfalls neu eingekleidet, trug einen Pullover und hatte die neue, gefütterte Jacke nicht übergestreift. Die lange Jeans mit den etwas ausgestellten Hosenbeinen knatterte im Morgenwind.
    »Wie fühlst du dich?« fragte ich.
    Sie hob die Schulter und drehte ihr Gesicht dem Wind zu, um dessen Frische zu genießen. »Eigentlich nicht schlecht.«
    Ich verzog den Mund. »Aber auch nicht gut.«
    Scharf drehte sich Kate um. »Kann ich das denn, John? Ich muß immer an Chris und die drei Gangster denken. Ich will hier nicht das Orakel spielen, aber ich bin fest davon überzeugt, daß uns diese Kerle auf den Fersen bleiben werden.«
    »Kann sein.«
    Kate verdrehte die Augen. »Hör doch auf, mich mit deinen Antworten beruhigen zu wollen. Ich bin davon überzeugt, daß sie nicht lockerlassen. Zudem haben wir auch einige Spuren hinterlassen, das darfst du nicht vergessen. Sie brauchen nur in den Orten herumzufragen. Glaubst du, daß die Verkäufer und der Verleiher den Mundhalten, was uns angeht?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Eben.«
    »Man sollte auch nicht pessimistisch in die Zukunft sehen, Kate. Wir haben einen Vorsprung, den wir nutzen müssen. Es wird eine Weile, dauern, bis sich die Gangster durchgefragt haben und sich auf unsere Spur setzen können!«
    »Sagst du das nur, um mich zu beruhigen?«
    »Nein, das meine ich auch so!«
    »Dann kann ich mir nur wünschen, daß du dich nicht irrst, John. Ich bleibe mißtrauisch.«
    »Keine Sorge, ich ebenfalls.« Vor meiner Brust hing das Glas. Auf das deutete ich. »Oft genug habe ich schon das Meer abgesucht, aber noch keinen Verfolger entdecken können.«
    »Das kommt noch.« Kate schaute jetzt selbst über das Meer, aber sie drehte sich dabei und ließ ihren Blick wieder in Richtung Küste schweifen, die sich als grauer, buckliger Schattenriß in der Ferne abzeichnete und bei den Einzelheiten nicht mehr auszumachen waren.
    Da verschwammen die kleinen Orte. Die Entfernung machte alles gleich und sorgte, zusammen mit der unendlich erscheinenden Weite des Meeres, für ein Gefühl der Einsamkeit.
    »Müßten wir nicht bald beidrehen?« fragte ich.
    Sie antwortete mir, ohne sich umzudrehen. »Ja, es wird nicht mehr lange dauern. Wir hätten schon am Ziel sein können, aber ich wollte einen kleinen Bogen fahren.«
    »Wegen der eventuellen Verfolger?«
    »Genau, John.«
    Dagegen war nichts einzuwenden. Wir hatten so lange gewartet, daß es auf eine halbe oder eine Stunde auch nicht mehr ankam.
    Ich schaute ihr nach, als sie zur Brücke ging und die weißgestrichene Leiter hochstieg. Die Tür zur Brücke besaß in der oberen Hälfte eine Scheibe. Dahinter zeichnete sich Sukos Umriß ab, der am Ruder stand und sich sauwohl fühlte.
    Den Treffer vom vergangenen Abend hatte er gut verdaut. Für ihn kam es jetzt darauf an, daß er sich wieder erholte und voll dabei war. Kate Tanner sprach mit ihm. Suko nickte einige Male. Ich merkte, daß wir an Geschwindigkeit verloren und den Kurs änderten.
    Suko fuhr jetzt einen Bogen. Der neue Kurs blieb bei Süd-Südost.
    Wenn wir ihn beibehielten, würden wir bald die Küste erreichen.
    Und in einer der zahlreichen Buchten konnten wir ankern. So jedenfalls hatte es uns Kate beschrieben. Ob alles genau stimmte, mußte sich erst herausstellen.
    Kate
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