Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0608 - Wo die Leichenfresser hausen

0608 - Wo die Leichenfresser hausen

Titel: 0608 - Wo die Leichenfresser hausen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Schlachtfeld.
    Plötzlich blieb er stehen und hob etwas auf.
    Dann näherte er sich Don Cristofero und seiner Begleiterin.
    Den Grande ignorierte er völlig, verneigte sich nur mit spöttischem Lächeln vor Nicole Duval.
    »Mademoiselle, wenn es mir erlaubt ist, überreiche ich Euch dieses Schmuckstück. Es kleidet Euch in Eurer Schönheit gewiß ausgezeichnet.«
    Damit überreichte er Nicole den Ring mit dem rot funkelnden Stein, den er dort aufgehoben hatte, wo ein Ghoul gestorben war.
    Nicole furchte die Stirn. »Woher habt Ihr diesen Ring, Monsieur?« fragte sie.
    »Von einem Geschöpf der Dunkelheit. Nun aber…« Er wandte sich Don Cristofero zu. »Nun bewegt Euren fetten Steiß. Es gibt noch ein paar andere Leute hier, denen wir zu helfen haben - falls sie noch leben!«
    Cristofero zog den Degen. »Für diese beleidigenden Worte…«
    Robert deDigue wandte sich ab und ließ ihn einfach stehen.
    »Ihr könnt mir ja den Degen in den Rücken stoßen«, sagte er und schritt über den Strand davon…
    ***
    Tage später:
    »Und wenn ich noch so lange darüber nachdenke«, sagte Zamorra. »Ich verstehe deDigue nicht. Er sagt zwar, es sei sein Plan gewesen, mit diesen Ghouls aufzuräumen, aber die Art und Weise, wie er es gemacht hat, erfordert einen Überblick, den er in seiner Position gar nicht haben konnte. So viele Dinge spielen in diese Geschichte hinein, von denen er überhaupt nichts wissen konnte. Asmodis vielleicht, und ich habe für eine Weile tatsächlich fest geglaubt, es mit Asmodis zu tun zu haben! Dafür sprach ja auch sein Hiersein, auf normalem Wege kann er das kaum so rasch geschafft haben.«
    »Es war aber nicht Asmodis«, sagte Nicole. »Erstaunlich allerdings, daß Robert erklärte, Asmodis nicht zu hassen. Ob das gelogen war? Wenn ja, warum? Wenn nicht, was ist mit ihm los in dieser Inkarnation?«
    »Vielleicht werden wir es eines Tages erfahren«, sagte Zamorra. »Wenn wir in die Gegenwart zurückkehren, sollten wir ihn danach fragen. Vielleicht gibt er uns ja ausnahmsweise mal eine Antwort, was diese Geschichte angeht.«
    »Hört auf, über diesen Lumpen zu reden«, verlangte Don Cristofero. »Er ist’s nicht wert. Doch nun heißt es, Abschied nehmen. Sehen wir uns wieder?«
    »Schon möglich«, sagte Zamorra. »Wir sind oft in der Vergangenheit unterwegs. Vielleicht besuchen wir Euch mal, wenn Ihr in Louisiana…« er lächelte, »…die Interessen des Königs vertretet.«
    »Was scheren mich die Interessen dieses lumpigen Königs?« knurrte Cristofero. »Der ist weit fort. Hier geht es um meine Interessen. Und vielleicht schafft’s dieser stümperhafte kleine schwarze Kerl ja doch einmal, etwas Gold zu zaubern.«
    »Herr, Ihr wißt, daß ich mich ständig mühe«, beteuerte der Gnom.
    Nicole lächelte ihm zu. »Bist du sicher, daß du diesem fetten Scheusal weiter dienen willst? Es macht ihm doch Spaß, dich ständig zu demütigen!«
    »Es ist meine Bestimmung, ihm zu dienen«, sagte der Gnom.
    »Und zudem muß ich es doch tun, weil er ohne mich völlig hilflos wäre und…«
    Er duckte sich und wieselte hastig davon, weil ihm Don Cristofero einen Becher mit Rum an den Kopf werfen wollte - sich aber rechtzeitig der Verschwendung besann und den Rum erst einmal trank.
    Als er dann wieder werfen wollte, hatte sich der Gnom bereits in Sicherheit gebracht.
    Zamorra und Nicole lächelten sich an.
    Die beiden kamen schon miteinander zurecht. Sie kannten sich schließlich lange genug, um zu wissen, was sie voneinander zu halten hatten und wie sie einander brauchten und ergänzen konnten.
    Robert deDigue indessen hatte Espanola bereits mit einem Schiff verlassen.
    Ein anderes wartete im Hafen von Port-au-Prince darauf, daß Don Cristofero endlich an Bord kam.
    Der Abschied war dann schnell und schmerzlos.
    Es war ein englisches Handelsschiff. Der Kapitän war ein kahlköpfiger Mann, der sich Pete Halloway nannte.
    Als er im beiläufigen Gespräch von deDigue erfuhr, beglückwünschte er Don Cristofero zu seiner diesbezüglichen Abneigung. »Dieser räudige Hund hat mich vor ein paar Jahren mal eine wertvolle Fracht gekostet«, brummte er.
    Mehr erzählte er nicht. Bald schon legte der Segler ab.
    Noch ahnte niemand, daß Pete Halloway gut zweiundzwanzig Jahre später in der Südsee, vor der Insel Rapa Nui, einem Mann namens Robert van Dyke begegnen und dessen Handelsschiff versenken würde. Zu jenem Zeitpunkt würde Halloway selbst längst kein Handelsfahrer mehr sein, sondern der Kapitän eines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher