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0608 - Das Böse kommt

0608 - Das Böse kommt

Titel: 0608 - Das Böse kommt
Autoren: Jason Dark
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Hand auf den Mund, bevor ich sie zurück durch die offene Tür ins Haus zerrte und sie dort losließ.
    Sofort zog sie sich zurück, preßte den Rücken gegen die Wand und blieb dort geduckt stehen – mit Flammenaugen, einem halb geöffneten Mund und keuchendem Atem, der nur schwer über die Lippen floß.
    Ich ging zur Seite und wuchtete die Tür mit einem kräftigen Fußtritt wieder zu. Viel Zeit stand uns nicht zur Verfügung. Die Reiter würden in wenigen Sekunden das Haus erreicht haben und es wahrscheinlich bis auf den letzten Mauerrest niederbrennen.
    »Töte mich doch!« brüllte sie mich an. »Los, töte mich!« Sie trug ein rotes Kleid, dessen Ausschnitt sich über ihre vollen Brüste wellte.
    Ihre Haut war weiß, das Haar lang und schwarz. Ihre Hände hatte sie in die Ränder des Ausschnitts gekrallt, und es sah so aus, als wollte sie ihn jeden Augenblick auseinanderreißen, um sich mir bloß zu zeigen.
    »Weshalb sollte ich dich töten wollen?«
    Sie war entweder zu ängstlich oder zu überrascht, um eine Antwort schnell zu geben. Das Keuchen blieb, sie bewegte den Kopf und schaute zur Tür, die zugefallen war. »Gehörst du nicht zu denen?«
    »Nein!«
    Jetzt kam sie vor. Ihre Verkrampfung löste sich, die Arme sanken nach unten. Über ihre Lippen zuckte ein Lächeln. Unsicher, verlegen, da sie mich nicht einstufen konnte. »Was ist mit dir los? Du siehst so anders aus. Wo kommst du her?«
    »Aus der Ferne.«
    »Ein anderes Reich?«
    »Nicht direkt, aber es ist jetzt nicht wichtig. Es geht um dich. Wer bist du?«
    »Kennst du mich nicht?«
    »Nein.«
    »Dann sag Femina zu mir. Diesen Namen hat mir jemand gegeben. Meinen richtigen habe ich vergessen.«
    »Ich bin John.«
    Als sie mich anstaunte, sah ich, daß sie grünschwarze Pupillen besaß. Sie roch nach Schweiß und der Feuchtigkeit des Waldes, durch den sie gerannt war. »John«, wiederholte die Frau flüsternd. »Einfach nur John?«
    »Reicht das nicht?«
    Sie hob die Schultern. »Ich weiß nicht, aber ich muß dir vertrauen, du hast mich in der Hand.«
    »Das ist nicht richtig. Wenn du gehen willst, dann verlasse dieses Haus, Femina.«
    Da mußte sie laut und hart lachen. »Wohin denn? In die Arme dieser Teufel?«
    »Sie wollen dich also töten?«
    »Ja, einfach so. Sie wollen mich erst foltern, dann töten. Jagen bis zur Erschöpfung, so fängt ihr Spiel an.«
    »Was ist der Grund?«
    Fast wütend winkte sie ab. »Sag nur, du bist nicht informiert.«
    »Nein, ich bin fremd hier.«
    Femina ging einige zögernde Schritte zur Seite. Sie schob sich dabei an der Lehmwand entlang und wirkte wie eine Bühnenschauspielerin, die ihren vom Regisseur vorgezeichneten Weg ging, um einen bestimmten Punkt auf der Bühne zu erreichen. An der Tür, durch die ich gekommen war, blieb sie stehen.
    Ich wußte, daß sie auf eine Antwort wartete, deshalb nickte ich noch einmal. »Du hast richtig gehört, ich bin hier tatsächlich fremd. Ich komme…« Mir fiel ein, daß es keinen Zweck hatte, lange Erklärungen abzugeben, aber Femina wollte mehr.
    »Ja, rede, wo kommst du her?«
    »Laß es sein, Femina. Nimm mich einfach als gegeben hin – okay?«
    »Wie du willst.«
    Ich trat ihr entgegen. Für sie mußte es so aussehen, als wollte ich etwas von ihr, und sie drückte sich schnell in den Raum zurück, durch dessen Fenster ich geschaut hatte.
    Der Hufschlag war nicht mehr zu hören. Mir gelang ein Blick durch das kleine Fenster, und ich glaubte, Gestalten dort draußen erkennen zu können.
    Sie hatten einen Ring um das Haus gezogen, hockten auf ihren Pferden und warteten ab.
    Wir waren eine sichere Beute für sie. Femina hatte sich gegen die Wand gedrückt. »Wenn du fremd bist, kannst du es vielleicht nicht merken, John.«
    »Was sollte ich denn merken?«
    »Daß dieses Haus verflucht ist.«
    »Nein, ich…«
    »Die sagen, daß es verflucht ist, weil ich hier wohne. Die wollen mich töten.«
    »Dann sehen sie dich als Hexe an.«
    Femina schrak zusammen. Sie ging in die Knie und streckte mir die Arme mit den gespreizten Händen entgegen. »Sag nicht so etwas, John. Hör auf damit, ich warne dich.«
    Ich blieb trotzdem beim Thema. Hexenverfolgungen waren früher leider gang und gäbe. »Sieht man dich wirklich nicht als Hexe an?«
    »Nein.«
    »Was sollst du dann sein?«
    »Eine Verräterin, John. Für die anderen bin ich eine Verräterin. Das mußt du mir glauben.«
    »Schön. Was hast du verraten?«
    »Nichts, gar nichts. Sie werfen mir einfach vor, die Regeln verletzt
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