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0608 - Das Böse kommt

0608 - Das Böse kommt

Titel: 0608 - Das Böse kommt
Autoren: Jason Dark
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verändern konnte.
    Irgendwie war ich in diesem Haus zur Ruhe gekommen, so ungewöhnlich es sich auch anhörte. Der Streß war verschwunden, die große Nervosität ebenfalls. Vielleicht lag es an der Stille, denn nur mein eigener Atem war zu hören.
    Ich löste das Kreuz von der üblichen Stelle. Wie immer strahlte es einen matten Glanz aus, aber keine klirrende und zuckende Warnung. Es nahm die fremde Magie nicht einmal zur Kenntnis.
    Bevor ich Kreuz und Spiegel zusammenbrachte, tastete ich über die Fläche.
    Im Prinzip hatte ich damit gerechnet, mit der Hand eintauchen zu können, das passierte mir nicht. Die Fläche blieb so, wie sie war, relativ hart und auch leicht gewellt.
    Trotzdem veränderte sich etwas.
    Ich hörte Geräusche…
    Zunächst nur als fernes, sehr dumpf klingendes Brausen. Die Laute schienen von Wellenbewegungen getragen zu werden, die mir in den Ohren nachklangen, an Intensität zunahmen, als wollten sie mich auf ein bestimmtes Ereignis vorbereiten.
    Woher kam dieser ferne Lärm?
    Ich blieb noch im Sessel sitzen, drehte mich allerdings und ließ meinen Blick zum Fenster hinschweifen. Da der Ort nicht genau herauszufinden war, ging ich zwangsläufig davon aus, daß dieses Haus von den unerklärlichen Lauten umtost wurde.
    Ich hörte, doch ich sah nichts.
    Mit zeitlupenhaften Bewegungen verließ ich meinen Sitzplatz.
    Schwankte der Boden etwas unter meinen ersten, vorsichtig gesetzten Schritten, oder bildete ich mir das ein?
    Ich selbst zitterte wohl, weil die Spannung einfach unerträglich geworden war. Der Weg zum Fenster hin kam mir länger vor. Das Scheibenrechteck schien sich von mir fortzubewegen, irgendwo hinein in die Ferne, wo ich es nicht mehr anfassen konnte.
    Im Nacken spannte sich die Haut, auf meiner Stirn lag plötzlich der kalte Schweiß. Ich blieb stehen und drehte mich um.
    Der Spiegel lag auf dem Tisch, wo ich ihn zurückgelassen hatte.
    Beim ersten Hinschauen hatte er sich nicht verändert. Als ich mich konzentrierte, entdeckte ich schon eine Veränderung, denn über der Fläche lag ein hauchdünner Schleier, ein geheimnisvolles Flirren, wie eine Botschaft, die ich auch nur dann erkennen konnte, wenn ich mich bückte und den Kopf schieflegte.
    Die Magie war also nicht nur vorhanden, ich hatte es auch geschafft, sie zu erwecken.
    Und die Geräusche?
    Sie waren nicht verstummt, auch nicht leiser geworden. Nach wie vor trommelten und vibrierten sie dumpf in meinen Ohren, und ich glaubte sogar, daß sie sich gesteigert hatten.
    Sie waren sogar deutlicher geworden, ohne daß ich hätte Einzelheiten ausmachen können. Sehr fern klingende Schreie mischten sich in das monotone Hämmern und Klopfen, als wäre jemand dabei, mit zahlreichen Hämmern auf den Boden zu schlagen.
    Woher kamen die Geräusche?
    Ich schritt dem Fenster entgegen, ließ die viereckige Scheibe nicht aus dem Blick.
    Bewegte sich der Rahmen, oder bewegte er sich nicht?
    Bevor ich das feststellen konnte, hörte ich hinter mir ein Zischen.
    Ich flirrte herum!
    Den Spiegel hatte ich allein auf dem Tisch liegenlassen. Er hatte sich verändert, war zu einem gewaltigen Oval geworden, das sich aufbäumte und ausdehnte.
    Der Vergleich mit einem aufgeblasenen Luftballon kam mir in den Sinn. Ich wollte mit meinem Kreuz gegensteuern, als die Spiegelfläche kippte und über meinem Körper zusammenbrach.
    Ich hörte kein Klirren, kein Platzen, es war gar nichts zu vernehmen. Aber ein kühler Hauch streifte mein Gesicht.
    Und dann war es vorbei.
    Nein, nicht vorbei, ein Irrtum. Ich stand noch da, wo ich auch zuvor gestanden hatte. Aber die Umgebung zeigte sich verändert.
    Ebenfalls die Zeit, denn durch die Magie des Spiegels war es mir gelungen, in die Vergangenheit zu rutschen…
    ***
    Die ungewöhnlichen Geräusche blieben. Sie hatten sich nicht verändert und es geschafft, als erste eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen.
    Mir kam es so vor, als würden sie genau in diese Zeit hineinpassen. Ich konnte sie sogar identifizieren. Es war der dumpfe Klang trommelnder Pferdehufe, entstanden durch eine Schar Reiter, die nicht weit vom Haus entfernt vorbeipreschte.
    Ich lief auf das Fenster zu. Jetzt ohne Schwierigkeiten; mit zwei Schritten hatte ich es erreicht.
    Es war nicht mehr das gleiche Fenster. Viel kleiner und uneben das Glas. Nicht nur die andere Zeit hielt mich umfangen, auch das andere Haus oder das ehemalige, die Bude, wie sie tatsächlich einmal gewesen war, bevor man sie umgebaut oder neu
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