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0608 - Das Böse kommt

0608 - Das Böse kommt

Titel: 0608 - Das Böse kommt
Autoren: Jason Dark
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den Lord wenden.«
    »Das werde ich dann wohl machen, aber ich habe noch eine andere Frage. Gehört dir dieses Haus, oder hast du es dir nur aus Zufall ausgesucht, weil du eine Fluchtburg haben wolltest?«
    »Ich habe hier mit ihm gelebt.«
    »Aha. Weiter bitte.«
    »Nein, ich erzähle nichts mehr. Sei versichert, daß ich hier mit ihm lebte und glücklich war. Ich weiß nicht, wie lange wir noch Zeit haben, aber sie werden kommen und uns töten. Dich wird man auch nicht verschonen, aber du hast es besser als ich, denn du wirst sehr schnell sterben. Ich muß zunächst unter der Folter leiden, und darin ist der Lord ein wahrer Meister.«
    »Kannst du mir das näher erklären?«
    »Nein, nicht! Vielleicht später. Jetzt nicht. Ich… ich will es einfach nicht!«
    »Gut, beschäftigen wir uns mit etwas anderem.«
    »Und womit?«
    »Ich will hier nicht bleiben. Wir werden wohl fliehen.«
    Femina sah so aus, als wollte sie mich auslachen. Im letzten Augenblick verschluckte sie das Gelächter und schüttelte den Kopf.
    »Nein, John, das schaffen wir nicht. Schau durch das Fenster. Sie stehen dort und warten.«
    »Gibt es einen Geheimgang?«
    »Davon habe ich nie etwas gehört.«
    »Schade, ich hatte eigentlich damit gerechnet. Dann müssen wir es anders versuchen.«
    »Wie denn?«
    »Du bleibst hier, während ich das Haus verlasse. Ich werde mich dem Lord stellen.«
    »Und seinen Helfern?«
    »Ja, natürlich. Oder hast du vielleicht etwas anderes angenommen?«
    Sie wurde blaß, das konnte ich noch erkennen, ansonsten waren die Schatten dichter geworden. Die Dunkelheit nahm zu, und der Tatsache trugen die Männer auch draußen Rechnung; sie zündeten Fackeln an, deren rot-gelbe Flammenarme in die Höhe leckten und Lücken in die graue Finsternis rissen.
    Femina klammerte sich an mich. Sie sprach nur stoßweise . »Jetzt ist es soweit. Sie werden in das Haus eindringen und…«
    »Dann gehe ich jetzt.«
    Ihre Hände lösten sich nur zögernd. Sie sprach auch nicht. Ich sah nur ihr Nicken. »Ja, möge dich der Allmächtige beschützen.«
    Über die letzten Worte dachte ich nach. Wer so sprach, der gehörte nicht zur anderen Seite. Ich konnte also darauf vertrauen, daß Femina keine Hexe war, und sie staunte auch nicht schlecht, als sie mitbekam, wie ich mir das Kreuz nach außen umhängte.
    »Nein«, ächzte sie und wankte mit Zitterschritten zurück. »Das kann nicht wahr sein.«
    »Was ist nicht wahr?«
    Heftig winkte sie ab. »Schon gut, schon gut. Vielleicht habe ich mich auch geirrt.«
    »Meinst du das Kreuz?«
    »Ja, das genau meine ich.«
    »Wieso? Kennst du es?«
    Femina wollte mir keine Erklärung geben. Sie hatte sich umgedreht und ihr Gesicht in beide Hände vergraben.
    Auch von ihrer ungewöhnlichen Reaktion ließ ich mich nicht von meinem Plan abbringen und ging zielsicher auf die Tür dieses kleinen Hauses zu. Mit einer heftigen Bewegung riß ich sie auf, sie mußten mich sehen können. Ich spürte, wie sich mein Magen zusammenzog, denn ich sah mich gleichzeitig als Zielscheibe an und schaute zudem in den zuckenden Schein der Fackeln, der sich heftig bewegten und von einer Seite zur anderen tanzten.
    Ich hörte sie. Die Hufe der Pferde kratzten über den Boden, als die Tiere auf das Haus zuritten. Aber nur einer löste sich aus dem Pulk.
    Es war der Lord.
    Stolz saß er auf seinem Tier. Ich war etwas zur Seite getreten, um nicht geblendet zu werden.
    Er ritt auf mich zu. Dadurch, daß er auf seinem Pferd hockte, wirkte er noch größer und stolzer. Der lange Pelzmantel stand vorn offen. Beide Hälften schwangen rechts und links wie ein schwerer Fahnenstoff. Das lange, dunkle Haar wehte nach hinten. Wenn ich mich auf sein Gesicht konzentrierte, hatte ich den Eindruck, daß es eine gewisse Ähnlichkeit mit der Frau besaß.
    Es war ebenso scharf geschnitten, und auch die beiden Münder glichen sich. Man konnte meinen, daß es Verwandte waren. Das Fell des Pferdes glänzte seidig wie auch das dunkelrote Wams, das seinen Oberkörper umschlang.
    Hinter ihm standen regungslos die Kuttenträger mit den Fackeln.
    Ich ging nicht zur Seite. Wenn er ins Haus wollte, mußte er mich umrennen.
    Plötzlich gab es nur ihn und mich. Die Luft zwischen uns schien zu knistern. Wir sahen uns an, ich ihn von unten nach oben, er umgekehrt. Sein Gesicht wirkte bleich wie Kalk und hatte einen gelblichen Unterton bekommen.
    Dann nickte er. »Du weißt, wer ich bin?«
    »Ja, man erzählte es mir.«
    »Dann weißt du auch, daß ich hier das
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