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0608 - Das Böse kommt

0608 - Das Böse kommt

Titel: 0608 - Das Böse kommt
Autoren: Jason Dark
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habe es Lorenzo versprochen.«
    »Bitte, Femina.«
    »Nein!«
    Ich gab nicht auf. »Gut, dann werde ich andere Fragen stellen. Hat Lorenzo diesen Spiegel dem Teufel entwendet?«
    Mit dieser Frage hatte ich genau ins Schwarze getroffen. Ich sah, wie sie zusammenzuckte, für einen Moment die Augen schloß, stöhnend Luft holte und heftig nickte.
    »Also doch«, murmelte ich und fragte mit lauter Stimme weiter.
    »Wer ist der Mann gewesen? Wenn er es geschafft hat, dem Teufel den Spiegel zu rauben, muß er etwas Besonderes gewesen sein. War er das, Femina? War er das wirklich?«
    »Er war ein guter Mensch.«
    »Und was noch?«
    »Ein Templer!«
    Eigentlich hätte ich mit dieser Antwort rechnen müssen, denn der Lord hatte mich ja als Hector de Valois bezeichnet, als er mein Kreuz sah. Es gab wieder einmal die Verbindung zu den Templern, diesmal über einen Mann namens Lorenzo, zu dem diese Frau geflüchtet war. Ihm war es gelungen, dem Teufel den Spiegel zu rauben.
    Das war schon etwas. Da mußte man ihm Respekt zollen.
    »Hast du gehört, wie mich der Lord ansprach?«
    Sie hob die Schultern. »Er sagte einen bestimmten Namen, den ich vergaß.«
    »Hector de Valois.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Es war mein Ahnherr. Er ist praktisch in mir wiedergeboren, und er hat auch das Kreuz besessen. Überlege genau. Hat Lorenzo diesen Namen erwähnt? Sprach er schon einmal von meinem Kreuz? Du hast doch sicher viel mit ihm geredet.«
    »Das stimmt schon.«
    »Und?«
    »Er sprach nicht viel. Er liebte mich. Als wir uns näher kennenlernten, da wollte er mich einweihen, doch es war zu spät. Eines Tages kehrte ich zurück und fand ihn, er war tot. Der Lord war ungemein grausam gewesen. Er hat sich schrecklich gerächt und seine Leiche vor unser Haus gehängt, wo sie ausblutete. Ich bin geflohen und erst später wieder zurückgekehrt.«
    »Dann hast du dort noch gewohnt?«
    »Ja, denn ich wußte nicht, wohin ich gehen sollte. Oft hielt ich mich auch versteckt, denn ich wußte, daß der Lord mich zurückholen würde. Aber es ging nicht allein um mich. Er wollte auch den Spiegel in seinen Besitz bringen.«
    »Demnach wußte er von ihm?«
    »Ja, denn darum ging es. Der Spiegel würde ihm den Weg zu bestimmten Dingen weisen.«
    »Zu welchen?«
    »Das habe ich nie erfahren. Es ging aber um viel Geld und um die große Macht.«
    Mit dieser Antwort konnte man vieles anstellen, allerdings nichts Konkretes. Zudem kam ich mir vor wie ein Fisch, den man aufs Trockene gelegt hatte. Ich wußte einfach nicht, wie ich mich verhalten sollte. In diesem Haus sitzenbleiben und warten, daß etwas geschah oder es noch einmal versuchen?
    Das zweite große Problem hieß Femina!
    Sie war eine Frau aus der Vergangenheit und gehörte nicht in meine Zeit. Sie war sicherlich längst gestorben, hatte möglicherweise Krankheiten und ihren Tod miterlebt. Wie sie sich fühlen mußte, das war kaum zu beschreiben.
    Ich dachte nicht nur über sie nach, ich schaute sie auch an und sah in ihrem Gesicht einen Zug der Verzweiflung. Sie wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte. Alles mußte ihr fremd vorkommen, nicht allein das Haus, nein, die Zeit war vorangeschritten.
    Die Technik, die Menschen, einfach alles. War es überhaupt gut, wenn ich mit ihr das Haus verließ und sie nach London hineinnahm?
    »Bitte, John, ich habe mich dir gegenüber erklärt. Jetzt versuche du das deinige.«
    Ich lachte leise. »Das wird nicht einfach sein, wirklich nicht. Es gibt da gewisse Dinge, die man nicht so ohne weiteres begreifen kann, wenn jemand aus einer anderen Zeit stammt wie du. Als ich bei dir war, da bin ich durch die Hilfe des Spiegels aus meiner Zeit gekommen, nun ist es umgekehrt.«
    Sie überlegte. Ihre Stirn bewegte sich. »Dann bin ich voraus?«
    »Richtig.«
    »Wie lange?«
    »Bestimmt mehr als zweihundert Jahre.«
    Wenn sie erschrak, zeigte sie es nicht, schluckte nur und kam auf das Haus zu sprechen. »Es sieht so anders aus, so ganz anders.«
    »Leider hat sich vieles verändert. Die Welt ist eine andere geworden, Femina.«
    »Das hätte Lorenzo sehen müssen«, flüsterte sie und dachte weiter nach. »Aber auch ich bin ja schon tot, nicht wahr?«
    »Das stimmt.«
    Sie bewegte hektisch ihre Hände. »Ich möchte aber nichts darüber hören.«
    »Das verstehe ich.«
    Sie schaute mich direkt an. »Aber ich habe dir Sorgen bereitet. Du weißt nicht, was wir jetzt unternehmen sollen – oder?«
    Ich lächelte. »Richtig.«
    Da nickte sie mir zu. Ihre Antwort klang
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