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0607 - U-Bahn ins Jenseits

0607 - U-Bahn ins Jenseits

Titel: 0607 - U-Bahn ins Jenseits
Autoren: Jason Dark
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Hand auf die Schulter der Frau und wunderte mich, daß Carol keine Reaktion zeigte. Sie zitterte nicht einmal, sie fühlte sich steif wie ein Brett an.
    »Nun?«
    »Ich weiß nicht…«
    Ihre Hände bewegten sich. Sie war wahnsinnig nervös. »Meine Güte, es hat keinen Sinn mehr, hier länger lügen zu wollen. Sagen Sie uns endlich die Wahrheit!«
    Carol hob die Schultern. Der schwarze Hosenanzug ließ sie noch schmaler erscheinen. Sie wirkte wie eine hilflose, zerbrechliche Person, aber das täuschte.
    Suko mußte sich überwinden, als er sagte: »Ich werde nachschauen. Ich will es wissen.«
    »Okay.«
    Während Suko sich bückte und nach dem Kopfende des Sacks suchte, beobachtete ich Carol Lindsey.
    Sie rührte sich nicht und stand da, als ob sie der Vorgang überhaupt nichts anginge. Suko hatte mittlerweile die Schlaufe gefunden. Er zog sie mit einem Ruck auseinander, der Sack war offen, und Suko starrte hinein.
    »Mein Gott«, sagte er nur.
    Ich konnte nichts erkennen. Erst als Suko den Sack in meine Richtung schob und ihn entsprechend drehte, sah ich den Inhalt.
    Es war eine Leiche! Die Person war schon lange tot. Auf eine nähere Beschreibung möchte ich verzichten. Suko zurrte den Sack auch wieder zu, drückte sich aus seiner gebückten Haltung hoch und strich über sein bleich gewordenes Gesicht.
    »Ich glaube, Mrs. Lindsey, jetzt sind Sie uns so etwas wie eine Erklärung schuldig.«
    Sie sagte noch nichts. Beide hörten wir, daß sie schwer atmete.
    Dann hob sie die Schultern. Zusammen mit dieser Bewegung gab sie die erste Erklärung ab.
    »Der Tote ist mein Mann Pete…«
    ***
    Nein, mit dieser fürchterlichen Wahrheit hatten wir nicht gerechnet.
    Wir hatten Carol Lindsey geglaubt, daß ihr Mann auf einer Geschäftsreise war!
    »Wie lange ist er schon tot?« flüsterte ich.
    »Über eine Woche.«
    Das hatten wir uns gedacht. »Und weiter, Mrs. Lindsey? Wer hat es getan? Sie?«
    »Nein, er.«
    »Kaifas also.«
    »So ist es.«
    Ich war sprachlos. Wir standen hier vor einer menschlichen Tragödie, dessen Text der Satan persönlich geschrieben hatte. Was hier ablief, konnten wir nicht einmal erraten.
    Weshalb tat diese Person so etwas?
    »Wollen Sie keine Erklärung abgeben, Mrs. Lindsey?«
    »Ein Geständnis?«
    »So ähnlich.«
    »Was soll ich denn gestehen, Mr. Sinclair? Ich habe meinen Mann nicht umgebracht.«
    »Das wissen wir«, sagte Suko. »Nur möchten wir gern erfahren, weshalb das geschehen konnte. Was wird hier tatsächlich gespielt, Mrs. Lindsey? Wie sieht Ihr Verhältnis zu Ihrem Nachbarn aus, der ja ein menschlicher Teufel ist? Sie sind in seine Fänge geraten. Oder haben Sie freiwillig mitgemacht?«
    »Ich konnte nicht anders«, flüsterte sie tonlos. »Ich mußte einfach tun, was er sagte.«
    »Warum?«
    Sie schaute ins Leere. »Er hatte Gewalt über mich. Er beherrschte mich. Wir haben oft miteinander geschlafen, und er hat mir nachher von faszinierenden Dingen erzählt, die man nur erleben kann, wenn man sich dem Teufel weiht.«
    »Sie hätten ablehnen können.«
    »Ha«, lachte sie auf, »das hätte ich. Aber, verdammt noch mal, ich hauste hier allein, mein Mann war öfter weg. Ich hatte nichts zu tun, ich war neugierig. Außerdem habe ich über diese schwarzmagischen Praktiken schon oft genug gelesen. Da wollte ich es eben selbst ausprobieren. Ist das denn so schlimm?«
    »Ja, Mrs. Lindsey, das ist es. So etwas ist mehr als schlimm. Man kann es nicht beschreiben, aber ich möchte den Begriff grauenhaft verwenden. Aber auch unmenschlich paßt. Sie, Mrs. Lindsey, sind einfach den falschen Weg gegangen.«
    Die Frau ging nicht auf Sukos Worte ein. »Er stand ihm im Weg«, erklärte sie. »Kaifas wollte, daß er stirbt. Ich habe dafür gesorgt, aber ich war nicht dabei. Er ließ ihn hier im Keller liegen.« Sie schluckte.
    »Für mich war es eine schlimme Zeit, denn mein Gewissen meldete sich. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Schließlich passierten die Morde. Da überwand ich mich und ging zu Ihnen. Später meldete sich der zweite Teil meines eigenen Ichs, über den Kaifas die Kontrolle besaß. Ich machte mir Vorwürfe, daß ich ihn verraten habe. Ich bin innerlich zerrissen. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll.«
    »Aber Sie haben Kaifas nicht abgeschworen«, sagte ich.
    »Nein, das geht nicht.«
    »Was ist der Grund?«
    »Er ist mächtig, er ist einfach zu mächtig, und er ist ein Günstling des Teufels. Asmodis ist eine Person, die alles entscheiden kann.«
    »Wir haben Sie
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