Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0607 - U-Bahn ins Jenseits

0607 - U-Bahn ins Jenseits

Titel: 0607 - U-Bahn ins Jenseits
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ungewöhnlichen Ernst zeigten und wissende Augen besaßen.
    Vor dem Eingang versammelten sie sich zu einer Gruppe. Auch hier sprachen sie nicht zusammen. Sie schauten sich in die Augen, lächelten sparsam, denn sie erkannten in ihren Blicken die reine Übereinstimmung.
    Noch warteten sie auf Nachzügler, die ebenfalls ankamen und sich dabei sehr gemächlich bewegten.
    Dann waren sie vollständig.
    Wie eine Gruppe, die unter einem Befehl steht, drehten sie sich gemeinsam um und wandten ihre Gesichter dem Treppenschacht zu, der ihr nächstes Ziel war.
    Keiner gab ihnen einen Befehl, aber es war auch niemand da, der aus der Reihe tanzte.
    Sie blieben nebeneinander und schritten als kompakte Masse die Treppenstufen hinab.
    Fuß an Fuß, Körper an Körper, schweigend, nur die Geräusche der Tritte waren zu hören.
    Es waren dermaßen viele Personen, daß sie die gesamte Breite der Treppe einnahmen. Wer ihnen entgegengekommen wäre, hätte keine Lücke mehr gefunden.
    Polizisten waren nicht mehr zurückgeblieben. Wer jetzt noch kontrollierte, gehörte zum normalen U-Bahn-Personal. Alles Männer, die schon lange dabei waren und sich auskannten, die so leicht nichts mehr erschüttern konnte.
    Sie saßen in einer kleinen Bude, die ziemlich günstig stand. Zwar konnten sie nicht alles überblicken, aber den Rest besorgten Kameras, die Bilder auf einen Monitor in der Bude projizierten. Alles war also unter Kontrolle.
    Es lief die übliche Routine einer Nachtschicht ab, bis zu dem Zeitpunkt, als auf dem Bildschirm die ersten Menschen erschienen. Sie quollen aus einem Treppenschacht hervor, überwanden die Sperren, und dem Kontrolleur blieb vor Staunen der Mund offen.
    Seine Augen weiteten sich, er gab einen ächzenden Laut ab, sprang hoch und rief seinen Kollegen, der sich draußen umgeschaut hatte und von einer Toilettenbude kam.
    »Schnell, Harry, das mußt du sehen.«
    Harry rannte herbei, starrte gegen den Schirm und bekam supergroße Augen. »Das ist Wahnsinn.«
    »Nein, eine Tatsache.«
    »Und?«
    »Schau dir die Leute genau an, Harry. Sieh hin! Erkennst du sie nicht, Mann?«
    »Nein!«
    »Harry!« drängte der andere, »die mußt du einfach gesehen haben. Die sind dir in dieser Nacht schon begegnet.«
    »Ich bin doch nicht…«
    »Doch, das sind die Passagiere, die mitsamt der U-Bahn verschwunden waren und so geisterhaft wieder auftauchten. Es sind genau die gleichen Leute, Harry, das weiß ich. An einige kann ich mich sehr gut erinnern, glaub mir!«
    Harry schüttelte den Kopf. »Mach mich nicht verrückt, Ed! Das… das glaube ich einfach nicht.«
    »Es ist aber so!«
    »Was wollen die denn, verdammt? Was wollen die hier? Die sind doch schon gefahren!«
    »Na und?«
    »Weißt du, wie das aussieht, Ed? Als wollten sie zu einem der Bahnsteige gehen und dort auf einen Zug warten.«
    Ed hob den Kopf. Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck, als wäre ihm in diesem Moment etwas ganz Tolles eingefallen. »Harry, das ist die Lösung, ja, das ist sie. Diese Leute sind gekommen, um in die U-Bahn zu steigen und wegzufahren.«
    »Toll – und wohin?«
    »Keine Ahnung. Aber sie sind eben schon mal gefahren und wieder zurückgekommen.«
    Harry schluckte. »Dann sollten wir die Bullen alarmieren, und zwar auf der Stelle. Wir müssen auch für Sicherheit sorgen. Ich habe ein verdammt komisches Gefühl. Und ich höre auch was.« Harrys Augen staunten den Kollegen an.
    »Was denn?«
    »Einen Zug.«
    »Jetzt?« kreischte Ed.
    »Ja, in diesem Augenblick. Er… er wird einlaufen, obwohl er nicht im Fahrplan steht.«
    »Mein Gott, das kann eine Katastrophe geben!« hauchte Ed. »Das ist ja Wahnsinn.«
    Die Bahn kam aus dem Tunnel, jagte in die Station, wo die Bremsen griffen.
    Die Leute warteten, um einsteigen zu können. Niemand drängelte.
    Jeder hatte Platz. Fast gemächlich schoben sich die Fahrgäste durch die offenen Türen in das Innere der Wagen, verteilten sich dort und suchten sich ohne Hast oder Hektik die entsprechenden Plätze aus.
    Beobachtet wurden sie dabei von den beiden Bahnbeamten, die einfach nichts mehr sagen konnten. Ihnen blieb vor Staunen der Mund offen. Sie schüttelten nur die Köpfe und mußten schließlich mit ansehen, wie sich der Zug in Bewegung setzte.
    Fast geisterhaft glitt er davon und verschwand in der Röhre.
    »Das packe ich nicht!« keuchte Ed.
    Er schlug mit der flachen Hand vor seine Stirn. »Das ist einfach nicht möglich. Da… da dreh’ ich noch durch.«
    »Hör auf«, sagte Harry. »Hör auf, hier
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher