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0600 - Die unsichtbare Grenze

Titel: 0600 - Die unsichtbare Grenze
Autoren: Unbekannt
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innerhalb einer Sekunde im Einflußbereich des Paratron-Feldes der HYODPON. Von neuem entstand dort drüben der grelle, lodernde Ball einer Sonne, mächtiger und größer als jemals zuvor, ein wilder, stürmischer Ozean aus entfesselter Energie, der das All zu überschwemmen schien.
    „Te-Oh fährt zweihundert Prozent nominal", rief Hung-Chuin erregt. „Ausstoß steigt weiter. Dreihundert... vierhundert Prozent..."
    Waringer wandte den Blick nicht vorn Bildschirm. Das neue Kraftwerk antwortete auf die Herausforderung. Immer höhere Leistung ausstoßend, machte es sich daran, die fürchterlichen Energien der drei Explosionen zu absorbieren. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Waringer, den weißblauen Glutball, der die HYODPON umgab, in sich zusammenschrumpfen zu sehen.
    Dann geschah das Unglaubliche.
    „Pulsfrequenz steigt...!" schrie Hung-Chuin warnend.
    Im nächsten Augenblick sank die Kunstsonne in sich zusammen. Sie verschwand einfach, als sei das All eine Tafel, von der die Hand eines Unsichtbaren sie weggewischt hatte. Der Vorgang war so überraschend, so unglaublich, daß Waringer noch mit offenem Mund auf den Bildschirm starrte, als der Glutball der Transformexplosionen schon längst verschwunden war.
    Dann machte er die nächste Entdeckung. Das Paratron-Feld war ebenfalls verschwunden. Unverhüllt erschien auf dem Bild die mattschimmernde Metallwandung der HYODPON. Das Schiff schien unbeschädigt. Wenn der Paratronschirm wirklich zusammengebrochen war, dann mußte er zusammengebrochen sein, nachdem er die Wirkung der drei Explosionen bereits in sich absorbiert hatte. Sonst wäre von dem alten Arkonidenschiff nichts mehr zu sehen gewesen.
    Waringer wischte sich über die Stirn. Was ihm im Leben noch selten widerfahren war, hier trat es ein: Er war ratlos.
    Hilfesuchend wandte er sich an Hung-Chuin, nur um an dem Gesichtsausdruck des Asiaten abzulesen, daß der ebenso weit vom Begreifen und Verstehen entfernt war wie er selbst. Er blickte auf, und mit schwerer Stimme sprach er die Worte, die das Urteil über das gesamte Experiment fällten: „Die HYODPON sendet keine Messungen mehr!"
    Da richtete Waringer sich auf. Die Entscheidung war gefallen.
    Sie schmeckte bitter, aber das mußte in Kauf genommen werden.
    Er zog das Mikrophon zu sich heran und sagte: „Der Versuch ist mißlungen!"
     
    2.
     
    Man zog in Erwägung, ein Kommando von Technikern an Bord der HYODPON zu schicken und dort nach dem Rechten zu sehen. Perry Rhodan jedoch erhob Widerspruch.
    „Wir wissen nicht, was dort drüben vorgefallen ist", erklärte er.
    „So sehr wir uns auch bemühen - wir bekommen keine Funkverbindung mit dem Autopiloten. Solange ich nicht genau weiß, wie der Fehlschlag zustande kam und welche Komponenten des Systems dafür verantwortlich waren, bringe ich keinen Mann in Gefahr, indem ich ihn an Bord der HYODPON schicke."
    „Zudem", fügte Atlan hinzu, „läßt sich aus der Auswertung der Meßergebnisse mehr lernen als aus einer Durchsuchung der HYODPON, selbst wenn sie ungefährlich wäre. Und schließlich geht uns das Schiff nicht verloren. Es befindet sich auf einer stabilen Umlaufbahn um die Sonne. Wenn wir es für nötig halten, können wir jederzeit hierher zurückkehren."
    Die MARCO POLO startete unverzüglich. Der Rückflug zur Erde vollzog sich durch das Einstein-Kontinuum bei zumeist relativistischen Geschwindigkeiten. Als Flugdauer waren zwei Stunden angesetzt. Diese Zeit benützte Rhodan, um sich mit seinen Chef-Wissenschaftlern zu besprechen.
    „Es gibt Anzeichen", erklärte Waringer, „daß das Pulssystem zusammenbrach. Mart hier", er deutete auf den Asiaten, der neben ihm saß, „beobachtete ein rasches Ansteigen der Pulsfrequenz."
    „An beiden Enden", fügte Hung-Chuin erläuternd hinzu. „Die Formfeldfrequenz wuchs ebenso wie die Pulsfrequenz des Schwarzschild-Feldes."
    „Das bedeutet, daß pro Zeiteinheit mehr Brennstoff umgesetzt wurde, nicht wahr?" erkundigte sich Rhodan.
    „Ganz genau."
    „Wurde ein entsprechender Leistungsanstieg gemessen?"
    „Sicherlich", nickte Hung-Chuin. „Die Leistung stieg ebenso an wie die Pulsfrequnz."
    „Gesetzt den Fall", meldete sich der Arkonide zu Wort, „die Pulsfrequenz sei so rapide angestiegen, daß schließlich die gesamte Brennstoffmasse quasi auf einmal freigesetzt worden wäre. Kann das geschehen sein?"
    Waringer lächelte ein wenig respektlos.
    „Wenn das geschehen wäre, lieber Freund, dann säßen wir jetzt nicht mehr hier beisammen",
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