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0600 - Die unsichtbare Grenze

Titel: 0600 - Die unsichtbare Grenze
Autoren: Unbekannt
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hinter der Raumkrümmung verschwindend, verwandelte sich zur Hälfte in Energie. Wurde die Raumkrümmung durch Umpolung des Schwarzschild-Feldes rechtzeitig wieder geöffnet, so kam die verbleibende Materiehälfte in der Form von Antimaterie wieder zum Vorschein. Durch Bombardement mit normaler Materie wurde auch die verbleibende Hälfte sodann in Energie verwandelt.
    Das war das Prinzip. Tausende von kleineren Problemen waren noch zu lösen, bevor das Prinzip sich nutzbar machen ließ. Die Aufbewahrung des Brennstoffs war eines davon. Nugas - also freie Protonen - ließ sich zwar bis zur Dichte der Atomkernmaterie verdichten, übte aber infolge der elektrostatischen Abstoßung einen derart gewaltigen Druck nach außen aus, daß ein besonderes Formfeld, ebenfalls ein künstliches Schwerefeld, entwickelt werden mußte, um die ungezügelten Protonen beieinander zuhalten. Waringer selbst hatte die Entwicklung geleitet. Das Feld trug den Namen, den er selbst ihm gegeben hatte: Koma-Verdichtungsformfeld. In seinem Innern ließ sich Nugas in stabiler Form bis zu einer Dichte von mehr als 1010 Gramm pro Kubikzentimeter aufbewahren. Das Formfeld wurde von einem Generator erzeugt, der in die Wandung des Brennstofftanks eingebaut war.
    Da das Schwarzschild-Feld gepulst arbeitete, mußte auch die Entlassung von Protonen aus dem Formfeld in gepulster Weise vor sich gehen. Die niedrigste Frequenz, bei der die Pulsierung noch den gewünschten Effekt erzeugte, war durch die vorangegangenen Experimente ermittelt worden: 370 Gigahertz.
    Bei dieser Frequenz folgte die Öffnung der Raumkrümmung im Abstand von 1.36 Pikosekunden auf die Schließung. Man legte einen Sicherheitsfaktor zu und setzte 800 Gigahertz als Standardfrequenz fest. Die Synchronisierung zwischen Formund Schwarzschild-Feld, die je nach Konstruktion des Generators ein paar Zentimeter bis ein paar Meter voneinander entfernt waren, bot wegen der hohen Frequenzen zusätzliche Schwierigkeiten. Auch sie wurden beseitigt, und schließlich stand in einem der staatlichen Forschungslabors in der Nähe von Terrania-City der erste Nug-Schwarzschild-Reaktor, der aus einem gepulsten Protonenstrahl ständig Energie erzeugte. Dabei handelte es sich um ein Versuchsmodell, das an Brennstoff nicht mehr als ein Billionstelgramm pro Sekunde verbrauchte und daraus, mit einem Wirkungsgrad von knapp sechzig Prozent, eine ständige Leistung von dreiundfünfzig Kilowatt erzeugte.
    Ähnliche Versuchsreaktoren waren an anderer Stelle gebaut worden. Acht Jahre lang hatte man das Verhalten der Nug-Schwarzschild-Reaktoren beobachtet und experimentelle Daten gesammelt. Man hatte größere Reaktoren entwickelt, zum Beispiel einen in der Nähe von Mogadischu, der Brennstoff mit einer Geschwindigkeit von zwei Milligramm pro Sekunde verbrauchte und dafür eine ständige Leistung von mehr als einhundert Millionen Megawatt lieferte. Aber noch nie war bis jetzt der großmaßstäbliche Versuch gewagt worden, der Test eines Kraftwerkes, wie es an Bord eines Raumschiffes gebraucht wurde.
    Im Jahre 3454 war mit der Entwicklung eines solchen Kraftwerkes begonnen worden. Es bestand aus acht kreisförmig angeordneten Reaktoren, die aus einem zentral gelegenen Brennstofftank gespeist wurden. Jeder Reaktor war auf eine Leistung von 10 Milliarden Megawatt ausgelegt. Bei einem Wirkungsgrad von sechsundfünfzig Prozent würde er dabei pro Sekunde zwei Zehntelgramm an Brennstoff verbrauchen. Das gesamte Kraftwerk hatte eine Leistung von nominal 80 Milliarden Megawatt, die kurzfristig auf das Zehnfache gesteigert werden konnte.
    Knapp zwei Jahre später standen zwei dieser Kraftwerke bereit.
    Eines davon wurde anstelle einer konventionellen Energieversorgungsanlage in das Flaggschiff der Solaren Flotte, die MARCO POLO, eingebaut. Das zweite wurde an Bord der alten HYODPON installiert, die bei dem bevorstehenden Experiment als Versuchsobjekt zu dienen hatte. In beiden Fällen diente das Kraftwerk ausschließlich zur Energieversorgung des Raumschiffes. Der Schiffsantrieb beruhte im Normalflug weiterhin auf den bewährten Korpuskulartriebwerken, für die die Entdeckung des Schwarzschild-Zerstrahlungsprinzips bislang noch keinen Ersatz geliefert hatte. Der Versuchsplan zielte darauf ab, die Feldschirme der HYODPON, die zunächst aus den elf konventionellen Kraftwerken gespeist wurden, durch intensiven Beschuß derart zu überlasten, daß die Nug-Schwarzschild-Reaktoren einsprangen, um die Aufrechterhaltung der Schirme zu
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