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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg
Autoren: Tom Clancy
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Klasse, lag fast vollendet auf einer in Konkurs gegangenen Werft. Da Wegener aber als Mann galt, der Wunder wirken konnte, bekam er den Job und dazu ein paar erfahrene Chiefs, die den grünen Offizieren auf die Sprünge helfen sollten.
Als Wegener am Werfttor eintraf, wurde er erst einmal von Streikposten aufgehalten, und nachdem er dieses Hindernis überwunden hatte, war er überzeugt, daß es kaum noch schlimmer kommen konnte - bis sein Blick auf das fiel, was angeblich sein Schiff sein sollte. Ein Objekt aus Stahl, spitz an einem Ende, stumpf am anderen, nur halb gestrichen, garniert mit Trossen und Seilen, an Deck Türme von Kisten: Es sah aus wie ein Patient, der auf dem Operationstisch gestorben und einfach der Verwesung überlassen worden war. Und das war noch nicht das ärgste, denn die Panache konnte noch nicht einmal von ihrem Liegeplatz weggeschleppt werden; als letzte Handlung vor dem Streik hatte ein Arbeiter den Motor eines Krans durchbrennen lassen, der nun den Weg blockierte. Der bisherige Kapitän hatte sich bereits in Schimpf und Schande entfernt. Die Mannschaft stand zu Wegeners Empfang auf dem Hubschrauberdeck versammelt und wirkte wie ein Haufen Kinder auf der Beerdigung eines ungeliebten Onkels. Als Wegener zu ihr sprechen wollte, funktionierte das Mikrophon nicht, und das brach irgendwie den Bann. Er lachte in sich hinein und winkte die Männer zu sich.
»Leute«, sagte er, »ich heiße Red Wegener. In sechs Monaten sind wir das beste Schiff der Küstenwache. In sechs Monaten seid ihr die beste Crew. Aber ich bin nicht derjenige, der das zuwege bringt das müßt ihr tun, und ich will euch ein bißchen dabei helfen. Als erstes will ich dafür sorgen, daß alle soviel Landurlaub wie möglich bekommen, während ich versuche, diesen Schlamassel in den Griff zu kriegen. Amüsiert euch gut. Wenn ihr zurück seid, wird in die Hände gespuckt. Abtreten.« Erstauntes Raunen unter der Mannschaft, die mit Gebrüll und Getobe gerechnet hatte. Die neuen Chiefs wechselten mit erhobenen Brauen Blicke, und die jungen Offiziere, die ihre Karriere bereits aufgegeben hatten, zogen sich verdutzt in die Messe zurück. Ehe er sich ihnen vorstellte, nahm Wegener seine drei Chiefs beiseite.
»Erst mal die Maschine«, sagte Wegener. »Ich kann Ihnen fünfzig Prozent Dauerleistung bieten, aber wenn wir die Turbolader zuschalten, ist fünfzehn Minuten später Sense«, verkündete Chief Owens. »Fragen Sie mich nicht, warum.« Mark Owens arbeitete seit sechzehn Jahren an Schiffsdieseln. »Schaffen wir es bis zur Curtis Bay?«
»Sicher, wenn es Sie nicht stört, daß es einen Tag länger dauert, Captain.«
Wegener ließ seine erste Bombe los. »Gut wir laufen nämlich in zwei Wochen aus und machen sie dort oben klar.«
»Mit dem Ersatzmotor für den Kran ist aber erst in einem Monat zu rechnen«, gab Oberbootsmannsmaat Bob Riley zu bedenken.
»Läßt sich der Kran drehen?«
»Der Motor ist durchgebrannt, Captain.«
»Wenn wir soweit sind, befestigen wir eine Trosse am Kranausleger, machen sie am Bug fest und ziehen ihn so aus dem Weg. Dann laufen wir rückwärts aus«, verkündete der Kapitän. Die Männer machten schmale Augen.
»Dabei kann er kaputtgehen«, meinte Riley nach kurzem Überlegen. »Es ist nicht mein Kran. Aber das hier ist mein Schiff, verdammt noch mal.«
Riley lachte auf. »Gut, Sie wiederzusehen, Red ’tschuldigung, Captain Wegener!« »Auftrag Nummer eins ist, sie zur Fertigstellung nach Baltimore zu schaffen. Sehen wir mal zu, was dafür zu tun ist, und erledigen wir eine Arbeit nach der anderen. Wir sehen uns morgen um sieben. Kochen Sie immer noch Kaffee, Portagee?«
»Aber klar, Sir«, erwiderte Obersteuermannsmaat Oreza. »Ich bring ’ne Kanne mit.« Zwölf Tage später war die Panache seeklar gewesen. Den Kran schafften sie vor Tagesanbruch aus dem Weg, damit niemand etwas merkte, und als am Morgen die Streikposten erschienen, begriffen sie erst nach einigen Minuten, daß das Schiff nicht mehr da war. Unmöglich, sagten sich alle es war ja noch nicht mal fertig gestrichen.
Die Farbe kam in der Florida-Straße dran, und es wurde auch noch etwas wesentlich Wichtigeres geregelt. Wegener wurde von Chief Owens in den Maschinenraum gerufen, wo ein angehender Maschinist, flankiert vom Ingenieur, über Bauplänen brütete.
»Sie werden es nicht glauben, Sir«, erklärte Owens. »Sag’s dem Skipper, Sonny.« »Matrose Obrecki, Sir. Die Maschine ist falsch installiert«, sagte der. »Wie kommen Sie
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