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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg
Autoren: Tom Clancy
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Metallteile zum Anbringen von Leitflossen oder Lenkeinrichtungen enthielt. Es ist weithin unbekannt, daß es sich bei »Smart-Bomben«, »intelligenten«, zielsuchenden Waffen allgemein um schlichte Eisenprojekte handelt, an die man die Lenkeinrichtungen nur angeschraubt hatte.
»Die Splitterwirkung ist hier gleich Null«, wandte ein Zivilist ein. »Was soll ein für Radar unsichtbarer Stealth-Bomber nützen«, fragte ein anderer Techniker, »wenn der Feind von seiner Bewaffnung ein Radarecho erhält?«
Der erste Sprecher räusperte sich. »Was nützt uns eine Bombe, die den Gegner nicht mehr als vergrätzt?«
»Schmeißen wir sie ihm durch die Haustür, dann bekommt er erst gar keine Gelegenheit, vergrätzt zu sein.«
Erneutes Räuspern. Nun wußte er wenigstens, wofür die Bombe gedacht war. Eines Tages sollte sie unter den Tragflächen eines neuen, für den Einsatz von Trägern konzipierten Jagdbombers mit der unsichtbar machenden Stealth-Technologie hängen. Endlich hat die Navy dieses Programm in Gang gebracht, dachte er. War auch Zeit. Im Augenblick aber stand das Problem an, wie sich diese neue Bombe mit anderem Gewicht und anderem Schwerpunkt mit einer Standard-Lenkeinrichtung ins Ziel steuern ließ. Ein Kran hob das stromlinienförmige Projektil von der Palette und manövrierte es unter die mittlere Aufhängung eines Erdkampfflugzeugs A-6E Intruder.
Die Ingenieure und Offiziere gingen hinüber zu dem Hubschrauber, der sie zum Testgelände bringen sollte. Das Ziel war ein ausrangierter Fünftonner, der, wenn alles nach Plan verlief, ein gewalttätiges und spektakuläres Ende finden sollte.
»Maschine im Anflug. Musik machen.«
»Roger«, erwiderte der Zivilist und aktivierte die Lenkeinrichtung. »Maschine meldet Zielauffassung Achtung…« sagte der Kommunikator.
Am anderen Ende des Bunkers schaute ein Offizier durch eine auf den anfliegenden Intruder gerichtete TV-Kamera. »Bombe frei. Ein glatter sauberer Abwurf. Flossen bewegen sich. Gleich knallt’s…«
Auf dem Lkw war eine Zeitlupenkamera montiert, die die fallende Bombe aufnahm. Kaum hatte der Donner der Detonation den Bunker erreicht, da ließ der Operator auch schon das Videoband zurücklaufen. Das Abspielen erfolgte mit Einzelbildfunktion.
»So, da hätten wir die Bombe.« Zwölf Meter über dem Laster wurde die konische Spitze sichtbar. »Wie wurde gezündet?«
»System VT«, antwortete ein Offizier. VT stand für Variable Time. Die Bombe hatte einen miniaturisierten Radarsender- und Empfänger in der Spitze und war so eingestellt, daß sie in einer bestimmten Entfernung vom Boden detonierte. In diesem Fall betrug die Distanz 1,50 m. »Winkel sieht gut aus.«
»Ich habe gewußt, daß das klappt«, sagte leise ein Ingenieur. Er hatte die Auffassung vertreten, die Bombe sei zwar als Tausendpfünder ausgelegt, ließe sich aber auf das reduzierte Gewicht umprogrammieren. Obwohl sie etwas mehr wog, führte die geringere Dichte der Zellulosehülle zu ähnlichem ballistischen Verhalten. »Detonation.«
Der Fernsehschirm wurde weiß, dann gelb, dann rot und schließlich schwarz: Die expandierenden Explosionsgase kühlten sich ab. Den Gasen voraus lief eine Druckwelle: extrem komprimierte Luft, dichter als Stahl, schneller als jedes Geschoß. Keine hydraulische Presse war in der Lage, größeren Druck auszuüben. Der Gesamteffekt unterschied sich kaum von der Detonation eines mit Sprengstoff vollgepackten Fahrzeugs, der Lieblingswaffe von Terroristen. Nur sehr viel sicherer und eleganter ins Ziel zu bringen. »Donnerwetter, so einfach hatte ich mir das nicht vorgestellt. Sie hatten recht, Ernie es muß noch nicht einmal der Suchkopf umprogrammiert werden«, bemerkte ein Commander der Navy. Da haben wir der Marine gerade eine gute Million gespart, fügte er insgeheim hinzu. Das war ein Irrtum.

1
Der Engel der Schiffbrüchigen
    Man kann keinen Blick auf sie werfen, ohne Stolz zu empfinden, sagte sich Red Wegener. Der Küstenwachkutter Panache war ein Unikat, eine Art Fehlentwicklung, aber er gehörte ihm. Er war schneeweiß wie ein Eisberg, abgesehen von einem orangenen Streifen am Vorsteven, der ihn als Schiff der US-Küstenwache kennzeichnete. Mit fünfundachtzig Meter Länge war die Panache kein großes Schiff, aber das größte, das er je befehligt hatte, und mit Sicherheit sein letztes. Wegener war der älteste Lieutenant-Commander der Küstenwache, aber auch der Engel der Schiffbrüchigen. Begonnen hatte er seine Karriere wie so viele andere bei der
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