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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg
Autoren: Tom Clancy
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darauf?« fragte Wegener. »Sir, diese Maschine ist eigentlich kaum anders als die in unserem Traktor daheim, und an der habe ich oft geschraubt…«
»Ich glaub’s Ihnen, Obrecki. Weiter.«
»Das Turbogebläse ist falsch montiert. Es stimmt zwar mit dem Plan hier überein, aber die Ölpumpe drückt das Öl verkehrt herum durch den Lader. Der Plan stimmt nicht, Sir. Da hat ein Zeichner Mist gebaut. Eigentlich soll die Ölleitung hier angeschlossen sein, aber der Zeichner hat sie auf die andere Seite des Fittings hier verlegt, und das hat anscheinend niemand gemerkt, und…«
Wegener konnte nur lachen. Er schaute Chief Owens an. »Bis wann können Sie das zurechtbiegen?« »Bis morgen, meint Obrecki.«
»Sir«, ließ sich Lieutenant Michelson, der Ingenieur, vernehmen. »Das ist alles meine Schuld. Ich hätte…« Der Lieutenant schien zu erwarten, daß ihm der Himmel auf den Kopf fiel. »Die Lektion ist, Mr. Michelson, daß man noch nicht einmal der Bedienungsanleitung trauen darf. Kapiert?«
»Jawohl, Sir.«
»Recht so, Obrecki. Sie sind Matrose Erster Klasse, nicht wahr?«
»Jawohl, Sir.«
»Falsch. Sie sind jetzt Maschinenmaat Dritter.«
»Sir, da müßte ich aber erst eine schriftliche Prüfung ablegen…«
»Hat Obrecki Ihrer Meinung nach die Prüfung bestanden, Mr. Michelson?«
»Und ob, Sir.«
»Gut gemacht, Leute. Morgen um diese Zeit will ich dreiundzwanzig Knoten laufen.« Und von da an war alles wie am Schnürchen gegangen. Die Maschinen sind das Herz eines Schiffes, und kein Seemann auf der ganzen Welt zieht ein langsames Schiff einem schnellen Schiff vor. Als die Panache fünfundzwanzig Knoten geschafft und diese Fahrt drei Stunden lang gehalten hatte, pinselten die Seeleute sorgfältiger, die Köche bereiteten die Mahlzeiten liebevoller zu, und die Techniker zogen die Bolzen ein bißchen fester an. Ihr Schiff war kein Krüppel mehr, und bei der Crew strahlte der Stolz auf wie ein Regenbogen nach einem Sommerregen immerhin hatte einer der ihren den Fehler gefunden. Früher als geplant kam die Panache im Triumph in die Küstenwachtwerft Curtis Bay gerauscht.
Sieben Wochen später wurde der Kutter in Dienst gestellt und wandte sich nach Mobile, Alabama, im Süden. Schon jetzt genoß er einen besonderen Ruf.
    Drogen. Über Drogen machte sich Wegener nicht allzu viele Gedanken. Drogen waren für ihn Pharmazeutika; etwas, das man vom Arzt verschrieben bekam und nach Anweisung nahm, bis der Behälter leer war; dann warf man ihn weg. Wenn Wegener seinen Bewußtseinszustand verändern wollte, tat er das auf die traditionelle Seemannsart mit Bier oder Schnaps wenngleich nun, da er auf die Fünfzig zuging, weniger häufig. Vor Spritzen hatte er sich schon immer gefürchtet jeder Mensch hat seine geheimen Ängste, und die Vorstellung, daß man sich freiwillig eine Nadel in den Arm stechen könnte, hatte er schon immer seltsam gefunden. Und weißes Pulver zu schniefen, also da kam er überhaupt nicht mehr mit. Seine Haltung reflektierte weniger Naivität als die Werte, mit denen er aufgewachsen war. Doch er wußte, daß das Problem existierte. Wie alle anderen in Uniform hatte er alle paar Monate eine Urinprobe abzuliefern, um zu beweisen, daß er keine »kontrollierten Substanzen« nahm. Was die jüngeren Besatzungsmitglieder als selbstverständlich hinnahmen, empfanden Leute seiner Altersgruppe als lästige Beleidigung.
Unmittelbar gingen ihn jene Leute an, die Drogen schmuggelten. Und die höchste Priorität hatte nun ein Leuchtfleck auf seinem Radarschirm.
    Der Morgen war neblig, was dem Captain recht war, auch wenn ihm der ganze Auftrag nicht paßte. Aus dem Engel der Schiffbrüchigen war nämlich mittlerweile ein Polizist geworden. Inzwischen hatte sich die Küstenwache nicht nur mit den alten Feinden Wind und Wellen, sondern auch zunehmend häufiger mit Drogenschmugglern herumzuschlagen. Und auf seinem Radarschirm war gerade ein Leuchtfleck aufgetaucht.
Sie befanden sich hundert Meilen vor der mexikanischen Küste. Die Rhodes-Jacht war überfällig. Der Eigner hatte sich vor einigen Tagen gemeldet und mitgeteilt, er bleibe noch zwei Tage länger fort, doch seinem Geschäftspartner war das so merkwürdig vorgekommen, daß er sich an die Küstenwache gewandt hatte. Weitere Ermittlungen hatten ergeben, daß sich der Eigner, ein wohlhabender Geschäftsmann, nie weit von der Küste entfernte.
Die Jacht war mit neunzehn Meter Länge so groß, daß man eine Crew brauchte, aber immer noch so klein, daß zu ihrer
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