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0599 - Die Kralle

0599 - Die Kralle

Titel: 0599 - Die Kralle
Autoren: Jason Dark
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fliehen.«
    Niemand ging auf ihren Vorschlag ein, denn etwas anderes lenkte uns ab. Es geschah nicht im Haus, sondern draußen im Park. Zugleich loderten an verschiedenen Stellen Feuer auf.
    Wir rannten zum Fenster.
    Sechs Feuer zählten wir, die wie zuckende Augen die Nacht erhellten und vor dem Haus einen großen Halbkreis bildeten. Gespenstisch rissen sie die Umgebung aus der Finsternis. Schattengleich huschten sie über Beete, Bäume und Büsche, aber Menschen waren innerhalb der helleren Inseln nicht zu sehen.
    Aber jemand war da, von allein waren die Feuer bestimmt nicht entstanden.
    Bill stand neben mir, Deliah hielt sich etwas im Hintergrund.
    »Okay, John, wie siehst du die Sache? Die brennen nicht ohne Grund. Da hat jemand etwas vor.«
    »Vielleicht will man uns aus dem Haus locken.«
    »Schafft man das denn?«
    Ich strich über meine Stirn. »Du hast die Beretta bei dir – oder?«
    »Ja.«
    »Ich glaube, daß wir uns in den nächsten Minuten trennen müssen. Der oder die Zombies wollen uns nervös machen. Frage: Wer bleibt im Haus, wer geht?«
    »Beides ist gefährlich!«
    »Bestimmt.«
    »Dann laß uns losen!« Bill hatte den Satz hart ausgesprochen. Er war fest davon überzeugt, dem Untoten die Stirn bieten zu können.
    Als Staffage war er bestimmt nicht mitgekommen. Aus der Tasche holte er eine Münze. »Wenn die Zahl oben liegt, gehe ich nach drau ßen.«
    »Einverstanden.«
    Er warf sie hoch. Im Licht des bleichen Lampenstrahls blitzte die Münze auf und fiel in Bills Hand, der sofort eine Faust bildete, sie langsam öffnete und mir den ersten Blick auf das Geldstück gestattete.
    Die Zahl lag oben!
    »Hm!« machte Bill. »Dann werde ich wohl gehen müssen.«
    »Das stimmt.«
    »Was wollen Sie denn dort?« flüsterte Deliah. »Da ist es gefährlich. Es ist überall…«
    Ich legte meinen Zeigefinger auf die Lippen, denn ich hatte ein Geräusch gehört. Ein dumpfes, unheimlich klingendes Trommeln, das wie ein grollender Donner durch den Park wehte. Sekundenlang lauschten wir den Geräuschen. Ich spürte Deliahs Hände auf meinen Schultern, wo sie einen gewissen Druck hinterließen.
    »Was ist das?«
    »Voodoo«, flüsterte ich, »das ist Voodoo.«
    »Was bedeutet es?«
    »Ein Zeichen, daß die Toten als Zombies zurückkehren«, erwiderte ich. Sie sollte wissen, was geschehen konnte.
    Deliah schloß die Augen, im Gegensatz zu Bill, der mich anstarrte und heftig nickte. »Okay, John, jetzt ist es wohl an der Zeit, daß ich mich um den Trommler kümmere.«
    »Tu das, Alter.«
    Bill verschwand. Die Tür fiel so hart hinter ihm zu, als hätte jemand geschossen…
    ***
    George, der Butler, kannte jeden Winkel in dem großen Haus. So schaffte er es auch, sich im Dunkeln zu bewegen, ohne irgendwo anzustoßen.
    Er schritt durch einen Gang, der sich später, im eigentlichen Hauswirtschaftstrakt verbreiterte und mit rohen Steinfliesen belegt war.
    Unterwegs passierte er einen hohen Eckschrank, in dem, das wußte er, auch ein Leuchter mit zwei Kerzen stand.
    Der Eckschrank zeichnete sich als düsterer Schatten vor ihm ab.
    Sein gläserner Glaseinsatz sah aus wie ein Spiegel. George zog die Tür auf und umfaßte den Fuß des Kerzenständers. Ein Feuerzeug trug er bei sich. Die beiden Dochte boten den Flammen die richtige Nahrung. Licht und Schatten entstanden, wobei sich beides bewegte, als der Butler langsam vorging und tiefer in das große Haus hineinschritt. Ab und zu drückte er auf einen Schalter, ohne Erfolg.
    Er wußte, daß sich der große Sicherungskasten im Keller befand, nur wollte er dort nicht hingehen, seit er wußte, daß sich Killer im Haus aufhalten konnten.
    Von der Köchin hörte er nichts. Cathy lag im Bett, schlief und hatte von allem nichts mitbekommen, was auch gut war.
    Die Küchentür quietschte wie immer, als George sie aufzog. Das Geräusch zerrte an seinen Nerven. Er schlich über die rauhen Fliesen und drückte die Tür mit dem Rücken wieder hinter sich zu.
    Der Widerschein malte Flecken an die Wände und huschte auch zuckend über die Decke. George sah den Schrank, die Kommode, die beiden Herde, die Regale, das alles war ihm bekannt. Alles war sauber. Cathy führte ein hartes Regiment.
    George wußte auch, daß sie in der mittleren von drei Schubladen Kerzen aufbewahrte.
    Den Leuchter stellte er auf den Tisch und bewegte sich auf sein Ziel zu. Er mußte sich bücken, um die Lade aufzuziehen. Mit beiden Händen tastete er sich vor, schob eine Reibe zur Seite und bekam schließlich die
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